Zwei Jahre nach der Premiere des Schwalbe Ironman stellte stellte der deutsche Reifenspezialist Ende Juni die nächste Generation der Schlauchlosreifen vor: den Schwalbe Pro One!
Auch wenn bei den ersten Testfahrten im Rahmen der Produktpräsentation auf dem hügeligen und anspruchsvollen Formel 1-Kurs in Spa Francorchamps starker Regen des Radfahrers größter Feind war, zeigte sich der neue Tubeless Reifen bei teilweise heftigen Windböen auf regennassem Untergrund ausgesprochen spursicher. Bei den weiteren Tests im heimischen Terrain standen insbesondere die subjektiven Fahreigenschaften hinsichtlich des Lenk- und Sicherheitsverhaltens im Vordergrund. Dabei mussten die Tubeless-Reifen alle denkbaren Fahrsituationen abdecken: Drückerpassagen auf flachen und leicht welligen Streckenabschnitten, steile Anstiege, rasante Abfahrten und verwinkelte Ortsdurchfahrten auf Kopfsteinpflaster, bei Sonnenschein und bei Regen. Auch Schlaglöcher wurden bewusst nicht ausgelassen. Der erste Eindruck aus Belgien wurde bestätigt: Zu keiner Zeit hatte ich das Gefühl unsicher unterwegs zu sein, auch bei bewusst inszenierten Vollbremsungen.
Es tat mir in der Seele weh, als ich zum Abschluss der Tests auch bewusst durch Heftzwecken, Krampen und dünne Nägel bis zu einem Durchmesser von knapp über zwei Millimeter fuhr Die Löcher wurden durch die sich im Reifeninneren befindliche Pannenschutzflüssigkeit in Sekundenschnelle abgedichtet, auch nach einem mehrmaligen Durchfahren der „Kaputtmacher“. Der Luftverlust blieb vertretbar und die Sicherheit blieb gewährleistet, auch wenn ich danach nicht mehr so schnell um scharfe Kurven gefahren bin. Auch wenn die Verwendung von Pannenflüssigkeit in Schlauchreifen nichts Neues ist, kann die Tubeless-Version den Athleten die Sorge vor einem Schlauchwechsel im Wettkampf ebenfalls abnehmen, vorausgesetzt das Loch ist nicht zu groß.
Einen Nachteil haben jedoch die Tubeless-Reifen: Wie beim Mountainbiken vor gut fünfzehn Jahren braucht es einige Zeit, bis sich auch alle bedeutenden Hersteller von Rennradlaufrädern auf die neue Technologie eingestellt haben. Es bleibt also spannend und die tritime-Redaktion ist gespannt, wie viele Hersteller auf der Eurobike (26.-29.08.2015) Tubeless-zertifizierte Laufräder in ihr Programm aufgenommen haben.
Tubeless Conversion
Für all diejenigen, die bereits Tubeless fahren möchten, aber keine neuen Laufräder kaufen wollen, hat Schwalbe ein Konversion-Kit aus Felgenband und Ventilen entwickelt. Beim Mountainbike werden solche Konversionen bereits lange praktiziert. „Die meisten Laufräder lassen sich problemlos umwandeln. Mit den unseren speziellen Felgenbändern und Ventilen können auch herkömmliche Laufräder abgedichtet und für den Tubeless-Einsatz vorbereitet werden“, sagt Markus Hachmeyer, Senior Product Manager bei Schwalbe. „Damit ist es auch nicht mehr unbedingt notwendig, für den Umstieg in neue Laufräder zu investieren. Das hochdruckbeständige Felgenband ist einfach zu handhaben, eine Lage reicht aus. Die speziellen Tubeless-Ventile aus Aluminium sind sehr leicht und sehen, in schwarz-eloxiert, an jeder Felge sehr dezent aus. Der konische Ventilfuß passt in die allermeisten Felgen.“
Um jedoch zu gewährleisten, dass auch beim Hochdruck-System-Rennrad die Felgen den Belastungen gewachsen sind, die Laufräder luftdicht macht und der Reifen auch im Tubeless-Betrieb sicher auf der Felge sitzt, sollten nur Laufräder verwendet werden, die vom Hersteller ausdrücklich für eine Tubeless-Konversion freigegeben sind. „DT Swiss hat zum Beispiel sein komplettes Programm für die Tubeless-Verwendung geprüft und größtenteils freigeben. Dabei werden auch die möglichen Luftdrücke pro Reifenbreite angegeben“, betont Hachmeyer und ergänzt. „Manche Laufräder sind aber ausdrücklich nicht zur Tubeless-Konversion freigegeben. Im Zweifel sollte man die Freigabe für die Tubeless-Konversion beim Felgenhersteller erfragen. Viele Laufradhersteller haben den Tubeless-Trend erkannt und ergänzen Ihre Palette mit Tubeless fähigen Modellen beziehungsweise erteilen die entsprechenden Freigaben. Es ist unheimlich viel Bewegung im Markt, daher ist es für uns leider nicht möglich eine aktuelle Übersicht der geeigneten Laufräder aller Hersteller zur Verfügung zu stellen.“
Preise
Der Pro One Tubeless kostet pro Reifen 69,90 Euro, das Zubehör für die Tubeless Konversion 14,90 Euro (Felgenband) beziehungsweise 19,90 Euro (Ventil 2er-Set). Die Ventilverlängerungen sind ab 7,90 Euro zu haben.
Text: Klaus Arendt
Fotos: Schwalbe und Klaus Arendt