Schallmauern: NINE Sub9 und TEN Sub10

Team TEN Sub10
Team TEN Sub10

Wird das Durchbrechen der Schallmauer in der Luftfahrt durch einen lauten Überschallknall hörbar, befindet sich bei sportlichen Höchstleistungen die Stimmung des Publikums in der Arena am Siedepunkt, insbesondere bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. Fällt dann noch ein Weltrekord oder wird eine magische Grenze unterboten, ist der Jubel der Zuschauer und die weltweite Anerkennung in den Medien umso größer.

Während im Triathlon auf der Langdistanz bei den Profis die Schallmauern über Jahrzehnte bei acht beziehungsweise neun Stunden lagen, setzen sich hochambitionierte Altersklassenathleten zum Ziel, unter neun bei den Herren beziehungsweise unter zehn Stunden bei den Damen zu finishen. Aber ganz so einfach wie es sich auf dem Papier liest, ist es dann doch nicht, müssen Vollzeit-arbeitende-Amateure Beruf, Familie, Sport, Freundschaften, weitere Hobbys und sonstige Verpflichtungen „sozialverträglich“ in ihren Tagesablauf integrieren. Und das ist – trotz Hingabe und hoher Motivation – in der heutigen, rasend schnell lebenden Zeit mit den Herausforderungen des Alltags gar nicht so einfach, es sei denn, man ordnet – teilweise auch ohne Rücksicht auf Verluste – alles dem großen sportlichen Ziel unter.

Das darf nicht sein, dachten sich Lars Heppner und Sven Theis, als sie die Initiative „NINE SUB 9“ ins Leben riefen, um 2024 gemeinsam mit sieben weiteren männlichen Athleten bei einer Langdistanz die Schallmauer von neun Stunden zu unterbieten. Aus der Initiative wurde mittlerweile ein Verein, der – gemeinsam mit Industriepartnern – die Basis schaffen soll, die Sportler bei ihrer Zielerreichung zu unterstützen.

Team NINE Sub9
Team NINE Sub9

Welche Bedeutung hat für Euch das Wort „Gemeinsam“?

Gemeinsam, wahrscheinlich ein Wort, das wir Triathleten nicht so oft benutzen (können). Triathlon ist Individualsport und dennoch lebt unser Team von einem Gemeinschaftsgefühl, dass über Austausch beim und besonders wichtig auch neben dem Sport entwickelt wird. Auch wenn es hin und wieder schwierig ist, gemeinsame Trainingseinheiten mit allen Teammitgliedern zu koordinieren, haben wir ein gemeinsames Ziel und ein gemeinsames Team, mit dem sich alle identifizieren. Über virtuelle Treffen lässt sich einiges Kompensieren und der Spruch ,,Geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freude doppelte Freude“ trifft auch für den virtuellen Raum zu.

Im Rahmen der gemeinsamen Vorbereitung auf den Challenge Roth 2024 wurde uns auch klar, dass es für ein Unternehmen viel interessanter ist, ein Team, eine Trainingsgruppe oder einen Verein mit mehreren leistungsorientierten Athleten zu unterstützen, als zwei einzelne Athleten. Zusätzlich wollten wir mit unserem Verein kein kurzes Projekt von einem Jahr ins Leben rufen, sondern denken langfristig. Unser Verein soll wachsen, sodass wir somit auch unseren Unterstützern möglichst viel zurückgeben können.

2024, das erste Jahr der Initiative ist Geschichte: Wie ist es gelaufen? Worauf seid Ihr stolz und was ist verbesserungsfähig?

Das erste Jahr war definitiv eine Erfahrung. Sportlich gesehen konnten sich alle Athleten super weiterentwickeln. Als Team haben wir uns von Beginn an gut zusammengefunden sowie gemerkt, dass das Projekt besonders vom Gefühl der Zusammengehörigkeit und gegenseitigen Unterstützung lebt! Was dem Projekt von Anfang an Dynamik verlieh, waren unsere Sessions mit Fabian Urban, der uns Athleten, die sich vorher mehr oder weniger gut kannten, erstmal zusammengeführt, uns unsere individuellen Stärken aufgezeigt und so die Grundlage geschaffen hat, auf der wir zusammen das Projekt immer weiter voranbringen konnten. Mit Blick auf die Ursprüngliche Idee, Athleten zusammenzubringen und ihnen Unterstützung beim Erreichen ihrer Ziele zu bieten, können wir für das erste Jahr wirklich zufrieden sein.

Dass nicht alles perfekt war, ist keine Überraschung und auch nie ein Anlass für Zweifel an der Idee gewesen. Vielmehr konnten wir aus dem ersten Jahr viel mitnehmen, um die Ursprungsidee noch besser umsetzen zu können. Wir haben eine realistischere Einschätzung, welche Unterstützung Athleten  benötigen, wann welche organisatorischen Schritte eingeleitet werden müssen, wie wir uns medial darstellen, welche Rolle die Partner/Sponsoren des Projekts spielen und welche Auflagen die Rechtsform Verein zu erfüllen hat.

Womit die Integration der Initiative TEN SUB10 für die Damen in 2025 dann nur noch eine Frage der Zeit war …

Genau, denn mit diesem Wissen hatten wir nun auch die Möglichkeit das TEN Sub 10 Team für Frauen zu starten. Auch wenn aufgrund der Zielsetzung Sub 9 zunächst eine reine Männermannschaft entstand – Frauen jedoch nie ausgeschlossen waren –, war von Beginn an klar, und auch in der Satzung verankert, dass wir noch ein zweites Team „TEN Sub 10“ ausschließlich für Frauen bilden wollten. Dies war allerdings zu Beginn organisatorisch noch nicht umsetzbar. Die Grundidee sollte erstmal validiert werden. Umso schöner, dass unsere Erfahrungen der ersten NINE Sub 9-Saison direkt in die erste TEN Sub 10-Saison einfließen können und wir ausreichend Interessentinnen gefunden haben, um die vorgesehenen 10 Plätze zu besetzen.

Team TEN Sub10
Team TEN Sub10

Die organisatorische Basis aus dem letzten Jahr war wichtig. Sie ermöglichen es uns jetzt beide Projekte hoffentlich gut parallel umzusetzen. Gleichzeitig, dass hat sich schon beim ersten Kickoff-Wochenende gezeigt, bringt das Frauenteam nochmal eine neue wertvolle Komponente in die Dynamik des Vereinslebens.

Ende November, Anfang Dezember fand im Offenbacher „Zentrum für Bewegungsanalyse“ das Kick-off für 2025 statt. Welche Themen standen im Mittelpunkt des Kennenlernens?

Richtig, dass Kick-off 2025 ist im Vergleich zum vergangenen Jahr ein weiterer großer Schritt für unserer Projekt. Letztes Jahr hat ein entsprechendes Wochenende noch nicht in diesem Umfang so früh vor der gemeinsamen Saison stattgefunden. In diesem Jahr, und damit an dieser Stelle ein großes Dankeschön an Christopher Mayer vom Offenbacher Zentrum für Bewegungsanalytik (Schneider & Piecha), konnten wir seine Räumlichkeiten nutzen, um dort beide Teams zu versammeln. Die meisten Athleten kannten sich vor diesem Wochenende noch nicht persönlich, dementsprechend lag der Fokus ganz klar beim Kennenlernen und dem Schaffen einer guten gemeinsamen Basis für die anstehende Saison.

Unterstützt wurde das Zusammenwachsen der jeweiligen Teams durch Fabian Urban (House of Leadership) für NINE Sub 9 und Lena Schiller (House of Leadership) für TEN Sub 10. Zusätzlich bestand das Programm unter anderem aus einer kleinen Präsentation des Projekts und der Sponsoren für die neuen Athleten, einem ProTalk mit Jonas Hoffmann und Jana Uderstadt, sowie einem Vortrag zum Thema Training von Mario Schmidt-Wendling (SISU-Training). Daneben nutzten einige noch das Angebot von Schneider & Piecha für eine Bewegungsanalyse inklusive Laufanalyse und ein Bikefitting. Auch der Sport durfte mit einer gemeinsamen Schwimm- und Laufeinheit nicht zu kurz kommen. Neben festen Programmpunkten gab es immer wieder Freiräume zum lockeren Austausch der Athleten untereinander. Die vielen Ideen und Inhalte dieser Gespräche lassen schon erkennen, dass wir uns auf die kommende Saison sehr freuen können!

Wie sieht der Fahrplan für das kommende Jahr aus?

In diesem, wie auch im letzten Jahr, legen die Athleten einen Großteil des Fahrplans selbst mit fest. Damit wurde beim Kick-off bereits begonnen. Die Athleten überlegten, in welcher Form sie Unterstützung brauchen und wie sich diese realisieren lässt, oder welche gemeinsamen Trainingswochenenden/Streckenchecks sinnvoll wären. Daneben bieten wir als „Verein“ ein Grundgerüst, zum Beispiel bestehend aus regelmäßigen „Train-how“ Webinaren und der Planung eines größeren Trainingslagers.

Welche Partner unterstützen den Verein bei diesen Vorhaben?

Im Bereich Teaming ist es das House of Leadership. Im Bereich Training ist es in erster Linie SISU-Training, aber auch Pushings Limits unterstützt mit ihrer App. Im Bereich der Bewegungsanalyse ist es Schneider & Piecha mit der Laufanalysen und Bikefittings, im Bereich Trainingsanalyse und Leistungsdiagnostik ist es Aerotune. Für das Indoor-Trainings ist es IC-Trainer. Beim Thema Rad ist es der Rad- und Triathlonshop Dietzenbach. Für Nutrition ist es 4Endurance. Bei der medialen Präsenz ist es ninetwofive. Darüber gibt es weitere Unterstützer des Projekts, zu denen zum aktuellen Zeitpunkt sscale, Lead Anker, Mandera, CCR Consulting, Langner & Seifert Metallbau, Dennis Andres Versicherungen, ErgoTeam Alzenau, Inkster und Steuerwerk Neckaralb gehören.

Stichwort Work-Sport-Life-Balance: Wie herausfordernd ist es, diese hochambitionierten leistungsorientierten Ziele mit dem persönlichen (zum Teil nicht sportiven) Umfeld im Einklang zu halten?

Für jeden von uns ist es eine sehr individuelle Herausforderung. Keiner wird sagen können, dass er keine Kompromisse eingehen muss. Die notwendigen Entscheidungen sind nicht immer leicht zu fällen und sorgen für Spannungen im jeweiligen Umfeld. Da gilt es die richtige Balance zu finden. Mit diesem Projekt kommt hinzu, dass man sein Ziel öffentlich ankündigt, was es unter Umständen nicht einfacher macht, auch mal dem Leben abgesehen von Sport und Arbeit Vorrang zu geben. Aber gerade dieser Herausforderung sind wir uns bewusst. Wir möchten dabei unterstützen die richtige Balance zu finden, indem wir uns gegenseitig helfen, Erfahrungen teilen und Mut machen, indem wir sehen, dass da noch mehr Athleten mit ambitionierten Zielen sind, die die gleichen Bedingungen und Herausforderungen haben. Neben diesen sozialen Aspekten möchten wir helfen die Trainings- und Renneffektivität zu erhöhen, indem das Training durch unsere Partner gesteuert, Know-How vermittelt und Equipment angeboten wird. Diese Kombination aus sozialer Unterstützung und konkreter Performanceoptimierung, ist unser Ansatz sozialverträglich die Sub 10 beziehungsweise Sub 9 anzugreifen.

Letzte Frage: Wer darf eigentlich alles Mitglied in Eurem Verein werden? Und auf welche Services dürfen sich die Vereinsmitglieder freuen?

Mitglied darf grundsätzlich jeder werden. Hierfür kann man sich online jeweils bis Ende September für die nachfolgende Saison bewerben. Wir haben hierfür acht unterschiedliche Leistungskriterien aufgestellt, von denen vier erfüllt seien sollten. Die Kriterien beziehen sich auf typische Kennwerte im Schwimmen, Radfahren, Laufen, wie zum Beispiel die 400-Meter-Schwimmbestzeit, Halbmarathonbestzeit, Mitteldistanzbestzeit, etc. Natürlich ist es möglich, dass man sehr fit ist, aber dennoch nicht alle Kriterien erfüllt, weil man zum Beispiel noch nie eine Mittdistanz gemacht hat. Auch dann darf man sich gerne bewerben. In der Regel folgt auf die Bewerbung nochmal ein persönlicher Austausch und dann ist man vielleicht schon Mitglied des Sub 9- oder Sub-10 Teams für die kommende Saison, in welcher man dann selbst im Fokus der Unterstützung steht. Nach Abschluss des Projekts darf natürlich jeder weiterhin Teil des Vereins bleiben, den Netzwerkgedanken weiterleben als auch die neuen Athleten auf ihrem Weg sowie den Verein bei der Entwicklung unterstützen. Ein paar Vorteile unserer Sponsoren können auch weiterhin den „alten“ Athleten zur Verfügung gestellt werden.

Interview: Klaus Arendt