
Es war schnell, temporeich und spannend: das Mixed Relay feierte in Tokyo seine olympische Premiere. Das Team aus Großbritannien siegte vor den USA und Frankreich. Deutschland kämpfte aufopferungsvoll und wurde hervorragender Sechster.
Das Mixed Relay feierte seine Premiere auf der olympischen Bühne. Die Staffel, die nach (viermal) 300 Meter Schwimmen, 6,8 Kilometer Radfahren und 2 Kilometer Laufen als erstes die Ziellinie überquert, wird der erste Olympiasieger der Geschichte im Mixed Relay sein. In den vergangenen Jahren verbuchten die Mixed Relay-Teams der DTU vom WM-Titel bis zu mehreren EM-Titeln zahlreiche Erfolge, und an diese Serie wollte das DTU-Quartett anknüpfen. Vor dem Hintergrund, dass es in den Einzelwettbewerben bei den Olympischen Spielen in Tokyo für die deutschen Frauen ganz gut lief, für die deutschen Männer eher durchwachsen, wollten die vier Athleten in der Startreihenfolge Laura Lindemann, Jonas Schomburg, Anabel Knoll und Justus Nieschlag zeigen, wie gut sie gemeinsam als Team sind. Und das ist ihnen gelungen.
Rennverlauf

Punkt 7.30 Uhr (0.30 Uhr MESZ) erfolgte für die 16 von 18 qualifizierten Teams der Startschuss im Odaiba Marine Park. Südafrika musste aufgrund einer Verletzung von Henri Schoeman bereits frühzeitig, Österreich aufgrund einer Verletzung von Lisa Perterer sehr kurzfristig auf die Teilnahme verzichten. Das deutsche Team nahm mit der Startnummer 6 das Rennen auf. Für viele nicht unerwartet sprang Laura Lindemann als erste Athleten in das knapp 30 Grad Celsius warme Wasser in der Bucht von Tokyo.

Als gute und durchsetzungsstarke Schwimmerin erhofften sich alle eine gute Ausgangsposition für die anschließende 6,8 Kilometer lange Radstrecke. Und Laura Lindemann erfüllte die Erwartungshaltung, kam nach 300 Metern als Sechste aus dem Wasser, machte beim Wechsel zwei Plätze gut und ging als Vierte – gemeinsam mit den Teams aus Großbritannien, den Niederlanden und den USA auf die zwei 3,4 Kilometer langen Radrunden. Nach der ersten Runde lag der Vorsprung auf die Verfolgergruppe bei 20 Sekunden. Wie beim Einzelrennen hielt sich die Potsdamerin bei der Führungsarbeit etwas zurück, um Kräfte für ihren abschließenden Laufpart über zwei Kilometer zu sparen. Lindemann kam schnell in die Laufschuhe und verließ als Zweite die Wechselzone. Und ab dann diktierten Katie Zaferes (USA) und Jessica Learmonth (GBR) das Tempo. Nach der ersten Laufrunde (1 Kilometer) lag Lindemann mit vier Sekunden Rückstand auf Position 3, kämpfte sich aber bis zur „Staffelübergabe“ an Jonas Schomburg auf Rang 2 vor, hinter den USA und noch vor Großbritannien.
Jonas Schomburg übernahm bereits beim Spurt zum Hechtsprung ins Wasser die Führung, und gab diese bis zum Ausstieg nicht mehr ab. Kaum auf dem Aero-Rennrad hielt er in seiner zweiten Paradedisziplin das Tempo hoch.

Das Führungs-Quartett harmonierte, wechselte regelmäßig durch und baute den Vorsprung auf die drei Verfolger aus Belgien, Frankreich und Italien nach der ersten Radrunde auf 31 Sekunden aus. Beim zweiten Wechsel übernahm Jonathan Brownlee (GBR) die Führung vor den USA, den Niederlanden und Deutschland. Der Brite lief „all out“ und hielt Kevin McDowell bis zum Wechsel an Geogia Taylor-Brown auf Distanz. Jonas Schomburg übergab als Vierter mit 23 Sekunden Rückstand an Anabel Knoll, die gemeinsam mit Rachel Klamer, der Viertplatzierten des Einzelrennens, ins Wasser sprang.

Anabel Knoll wechselte hinter der Französin Cassandre Beaugrand als Vierte, verpatzte jedoch den Wechsel, indem sie nicht so schnell in den linken Radschuh kam. Trotzdem konnte sich die 25-Jährige in der ersten großen „Verfolgergruppe“ hinter den Briten und Amerikanern halten. Vorne drehte Georgia Taylor-Brown einsam ihre beiden Radrunden. Nach einem sehr schnelle zweiten Wechsel musste sich Anabel Knoll gegen die laufstarken Cassandre Beaugrand und Rachel Klamer behaupten. Und das gelang ihr sogar ziemlich gut und übergab als Fünfte an Justus Nieschlag. In Führung lagen die Briten vor den USA, Frankreich, den Niederlanden, Belgien und Deutschland.
Im Wasser ließ sich der „Schlussläufer“ Alex Yee, Silbermedaillengewinner des Herrenrennes, die Führung nicht abnehmen. Er wechselte vor Morgan Piersen (USA) und Vincent Luis (FRA) als Erster auf das Rad. Justus Nieschlag nahm gemeinsam mit Belgien und den Niederlanden die Verfolgung auf. Sah es zunächst nach einer einsamen zweiten Disziplin für den Briten aus, machte ihm Luis jedoch einen Strich durch die Rechnung, fuhr gegen Ende der ersten Radrunde auf und attackierte den Briten. Doch Yee konterte und ließ den Franzosen nicht ziehen. Zum Ende der zweiten Radrunde schloss Morgan Piersen fast auf, während die drei Verfolger um Justus Nieschlag den Rückstand leicht verkürzen konnten. Yee wechselte als Schnellster und ließ vom ersten Laufmeter an keinen Zweifel aufkommen, dass der Olympiasieg nur über ihn ging. Dahinter schenkten sich Piersen und Luis nichts, jedoch hatte der Amerikaner den besseren Atem und sicherte Silber vor Frankreich. Justus Nieschlag musste sich im Schlussspurt noch den Niederländern und Belgiern geschlagen geben, sicherte mit dem sechsten Platz dem deutschen Team das „olympische Diplom“ und erfüllten die „Vorgabe“ Platz 8 deutlich.

Favoritencheck Mixed Relay
Favorit auf den Titel sind die Franzosen, die sich zuletzt dreimal in Folge den Titel des Weltmeisters sicherten. Allerdings haben die Athleten aus Frankreich in den Einzelrennen nicht wie erhofft abgeschnitten. Weltmeister Vincent Luis etwa, der im vergangenen Jahr jedes Rennen, bei dem er am Start war gewann, wurde „nur“ 13. Nimmt man die Einzelrennen als Grundlage sind die Briten der große Anwärter auf den Olympiasieg. Bei den Frauen gewann Georgia Taylor-Brown Silber, Jessica Learmonth wurde Neunte. Bei den Männern belegten sie durch Alex Yee und Jonathan Brownlee die Ränge zwei und fünf. Auch die USA mit Bronzemedaillengewinnerin Katie Zaferes und dem Überraschungs-Sechsten Kevin McDowell haben gute Medaillenchancen.
Hoffnungen auf eine Top-Platzierung dürften sicherlich auch Australien und Neuseeland haben. Mit etwas Glück könnte neben Spanien, der Schweiz und Belgien auch das deutsche Team für eine Überraschung sorgen. „Top acht mit der Staffel ist unser Ziel“, sagt DTU-Sportdirektor Jörg Bügner und fügt an: „Wenn es super läuft, könnte mehr drin sein. Erwischen wir einen Super-Sahne-Tag, haben wir sogar eine Medaillenchance.“
„Jeder wird das Beste geben. Wir haben in der Vergangenheit gezeigt, dass wir in der Staffel gute Ergebnisse erzielen und uns pushen können“, sagt Laura Lindemann: „Gerade die Jungs, die nicht so zufrieden mit ihren Einzelrennen sind, werden noch einen raushauen wollen.“ Jonas Schomburg zeigt sich angriffslustig: „Wir haben in der Staffel nun die Chance es besser zu machen. Die wollen wir nutzen“, sagte Schomburg.
In den Einzelrennen erreichte Lindemann einen guten achten Rang, Anabel Knoll wurde 31. Nicht ganz so zufrieden waren die deutschen Männer: Jonas Schomburg belegte nach einem Radsturz, der ihm den Anschluss an die große Gruppe kostetet, Rang 38. Justus Nieschlag wurde 40.
Text: Klaus Arendt (auch mit Informationen der DTU-Pressemitteilungen)
Fotos: Screenshots Livestream sportschau.de und Livestream ARD