
Die Suche nach dem idealen Trainings- und Wettkampfschuh ist eine sehr individuelle Angelegenheit und insbesondere von den Faktoren Einsatzgebiet (Untergrund, Distanz und Renntempo), orthopädischen Fehlstellungen sowie ganz subjektiven Entscheidungskriterien abhängig. Was für meinen Mitstreiter oder einen Profi perfekt erscheint, ist nicht gleichbedeutend damit, dass auch bei einem selbst alles am berühmten Schnürchen läuft. In unserer Kategorie tritime-tested haben wir für Euch den Metaspeed Sky von Asics genauer unter die Lupe genommen.
Technische Analyse und Lauferlebnis
Der Name Metaspeed Sky ist Programm, denn es handelt sich im wahrsten Sinne des Wortes um ein Leichtgewicht. Auch wenn die sehr steife Sohle – ein drehen und „zusammenfalten“ der Sohle ist nicht möglich – im ersten Moment ein „hartes“ Innenleben vermuten lässt, steht man im Schuh wie auf Watte oder Marshmallows. Die hochgezogene leichte Fersenkappe stellt in Verbindung mit einer festen Schnürung eine gute Führung und Halt sicher. Ein lästiges Verrutschen der Zunge wird durch eine zusätzliche Lasche zur Befestigung der Schnürsenkel im oberen Bereich verhindert. Der Fuß liegt stabil und „gerade“ im Fußbett. Die Webart des verarbeiteten Obermaterials verhindertr außerdem, dass weder Schmutz noch kleine Steinchen eindringen können.
Der Metaspeed Sky wurde entwickelt, um Läufer schneller zu machen, indem sie dabei unterstützt werden, ab einem gewissen Tempo die Schrittlänge erheblich zu verlängern. Und genau diesen durch die Carbonplatte hervorgerufenen impulsverstärkenden Effekt spürt man besonders bei schnellen Tempoläufen, bei denen Landung und Abdruck im Vorfuß- und vorderen Mittelfußbereich erfolgen. In diesen Bereichen wirken die Sohlenverstärkungen dem Abrieb entgegen. Beim Aufsetzen im mittleren und hinteren Mittelfußbereich hingegen knickt bei einer vorhandenen Überpronation das Fußgelenk deutlich nach innen. Dies hat – eine ausgebildete Muskulatur vorausgesetzt – auf kürzeren Strecken keinerlei Auswirkungen auf die Stabilität insgesamt. bei längeren Distanzen sollte über eine orthopädische Einlage zum Entgegenwirken der Pronation und Prävention von möglichen Verletzungen nachgedacht werden.
Auch wenn die Sohlenhöhe vergleichsweise hoch ist, hat man beim Vor- und Mittelfußlauf nicht das Gefühl allzu weit vom Boden entfernt zu sein. Der Metaspeed Sky ist sehr reaktiv, verfügt über ein gutes Abrollverhalten und den nötigen Grip, ohne dass man das Gefühl hätte, am Boden zu kleben. Auf Asphalt spielt er seine Vorteile am besten aus. Interessanterweise ist er beim Auftreten recht laut, was sich aber bei längeren Strecken gibt, wenn die Kraft und die Lauftechnik nachlässt und man mehr im hinteren Bereich der Sohle auftritt. Ich setze ihn derzeit bis maximal 15 Kilometer ein, und nach einer Verbesserung meiner Lauftechnik auch bis zum Halbmarathon. Für Distanzen darüber hinaus greife ich aktuell noch auf einen Schuh mit einer stärkeren Pronationsstütze zurück.
Der Metaspeed Sky ist ein echter Wettkampfschuh, der auf allen Distanzen zum Einsatz kommen kann, vorausgesetzt man ist technisch und orthopädisch in der Lage, die komplette Distanz im Vor- und vorderen Mittelfußbereich zu absolvieren.
FACTS & FIGURES | das WICHTIGSTE auf EINEN BLICK
Gewicht 165 g (Damen US 7) | 199 g (Herren US 9)
Sprengung 8 mm
Sohlenhöhe 26 mm vorne | 31 mm hinten (Damen)
28 mm vorne | 33 mm hinten (Herren)
Verschlusssystem Schnürsenkel
Einstiegshilfen hohe Fersenkappe
Drainagesystem Sohle nein
Preis: 250,00 Euro
weitere Herstellerinformationen: asics.com/de
Asics Metaspeed Sky Asics Metaspeed Sky Asics Metaspeed Sky
Probieren geht über studieren
Nehmen Sie sich die Zeit, informieren Sie sich umfassend über die für Sie wichtigen Kriterien, lassen Sie sich beraten und laufen Sie Ihren Wunschschuh und alternative Modelle unterschiedlicher Hersteller auf dem Laufband beim Händler ein paar Minuten in verschiedenen Geschwindigkeiten zur Probe. Es lohnt sich allemal. Ein superleichter, minimalistisch ausgestatteter „Lightweightschuh“ mag bei kurzen und schnellen Renneinsätzen orthopädische Probleme vielleicht noch verzeihen, im Training und bei längeren Wettkampfstrecken tut er es jedoch nicht.
Je leichter der Schuh, desto kürzer ist auch der Bodenkontakt bei gleichzeitig längerer Flugphase: Ultraleichte Laufschuhe stellen insofern eine sehr hohe Anforderung an den Laufstil und die Muskulatur. Gerade bei längeren Strecken ab 15 Kilometern zeigt sich, ob der Athlet in der Lage ist, zu verhindern, dass die Lauftechnik bei einer zunehmenden Ermüdung der Muskulatur und der damit häufig einhergehenden schlechteren Körper- und Rumpfstabilität leidet. Ist dies der Fall, gleicht der Schuh mit jedem weiteren Kilometer die athletischen Dysbalancen des Läufers aus, sodass in dieser Phase stabilere Schuhe dabei helfen würden, das Ziel schneller zu erreichen.
Achten Sie also darauf, dass der Schuh zu Ihnen, Ihren individuellen Eigenschaften und Zielen „passt“. Nichts wäre schlimmer, als wenn Sie zugunsten der Optik und des Lifestyle-Faktors auf zusätzliches Gewicht und Funktionalität verzichteten, dafür im Nachgang dann aber mit einer längeren Verletzungspause bestraft würden.
So testet die tritime
Und aus diesen Gründen arbeiten wir bei unseren Laufschuhtests mit dem Zentrum für Bewegungsanalytik von Schneider & Piecha in Offenbach am Main (siehe auch tritime Ausgabe 1-2021, Seite 40 ff.) zusammen. Neben den klassischen Kriterien wie Geschlecht, Gewicht (Athlet und Schuh), Stabilität, Sprengung, Ober- und Innenmaterialien, Komfort, Dämpfung, Distanz, Lauftempo, Untergrund, Trittsicherheit, Abrollverhalten und Preis berücksichtigten wir auch die Ganglinie sowie orthopädische Aspekte wie Beckenschiefstand, Senk- oder Spreizfuß und sonstige Fehlstellungen. Zu guter Letzt schneiden wir die meisten Testschuhe der Länge nach durch, um die verarbeiteten Materialien der Sohle zu analysieren und deren Auswirkungen auf den Laufstil zu bewerten.
Text: Klaus Arendt
Foto: Christopher Mayer | Zentrum für Bewegungsanalytik Schneider & Piecha