
Die durch Sars-CoV-2 ausgelöste Atemwegskrankheit Covid-19 ist seit Wochen im Fernsehen, Radio und Internet das Thema Nummer 1 und bestimmt sämtliche Schlagzeilen. 1.567 bestätigte Covid-19-Erkrankungen und drei Todesfälle in Deutschland (Stand 11. März 2020) sorgten in den vergangenen Wochen in den Supermärkten für leergefegte Regale.
Nudeln, Konserven, Mehl und Zucker sowie Desinfektionsmittel, Seife und Toilettenpapier waren zum Teil ausverkauft. Aussagen von Experten, dass Covid-19 den Höhepunkt in Deutschland noch nicht erreicht hat, noch mit vielen Todesfällen zu rechnen sei und jeder Einzelne über Monate hinaus sein Verhalten ändern muss, macht die derzeitige Situation nicht einfacher.
Nach aktuellem Kenntnisstand verlaufen glücklicherweise 80 Prozent der Infektionen mild, das Risiko einer schweren Erkrankung steigt jedoch ab einem Alter von 50 bis 60 Jahren stetig an. Nach Informationen des Robert Koch Instituts scheint sich in Verbindung mit Vorerkrankungen wie Diabetes, Herzkreislauferkrankungen oder Erkrankungen des Atmungssystems, der Leber und Niere sowie Krebserkrankungen das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf zu erhöhen. In China, dem Land mit den häufigsten Erkrankungen und Todesfällen waren die meisten Toten bei den über 80-Jährigen zu verzeichnen.
Verunsicherung und Sorge
Vorübergehend stillgelegte Betriebe und Montagebänder in China und Südostasien führen dazu, dass die Lieferketten der global verzahnten Industrieproduktion unterbrochen sind. Und auf einmal ist der „berühmte Sack Reis“ doch sehr nah. Die Weltwirtschaft lahmt. Die Kurse an den Börsen brechen ein. Der Rohölpreis und der Baltic Exchange Dry Index, einer der wichtigsten Indizes für den Container-Schiffsverkehr und Indikator des Welthandels, befinden sich ebenfalls im Keller. Zahlreiche Flugverbindungen werden nicht mehr bedient, Containerschiffe liegen in den Häfen fest. Messen wie die Internationale Tourismus Börse in Berlin und die Buchmesse in Leipzig wurden aus Sorge vor einer Verbreitung der Krankheit kurzfristig abgesagt, Spiele der Fußball Bundesliga mussten erstmalig ohne Zuschauer als Geisterspiele stattfinden.
Viele Menschen sind verunsichert, meiden – sofern möglich – Menschenansammlungen, arbeiten von zu Hause, verschieben Besuche, stornieren Urlaubsreisen und Dienstreisen. All dies führte zwischenzeitlich zu teilweise panischen Hamsterkäufen von Grundnahrungs- und Desinfektionsmitteln. Auf dem ersten Blick verwunderlich, auch vor dem Hintergrund, dass die alljährliche Grippewelle nicht nur in den Medien, sondern auch bei der Bevölkerung kaum Beachtung findet. Sollte sie aber, wie ein Blick auf die Statistik des Influenza-Zeitraums 2018/19 (Meldewoche 40/2018 – Meldewoche 20/2019) der „Arbeitsgemeinschaft Influenza“ verdeutlicht. Von 181.105 allein in Deutschland labordiagnostisch bestätigten Fällen mussten 39.686 Personen im Krankenhaus behandelt werden, 852 Menschen verstarben. Auf dem zweiten Blick verwundert es wiederum auch nicht, stehen zur Behandlung der Covid-19-Krankheit noch keine therapeutischen Medikamente oder Impfstoffe zur Verfügung. Die Angst vor dem Unbekannten überwiegt.
Wettkämpfe?
Nachdem in Asien die ersten Triathlon-Veranstaltungen und in Deutschland und Europa bereits zahlreiche Laufveranstaltungen abgesagt beziehungsweise auf den Herbst verschoben wurden, bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen die Covid-19-Situation auf den diesjährigen Rennkalender tatsächlich haben wird, insbesondere auf die im April und Mai geplanten Wettkämpfe. Informationen aus erster Hand über die aktuellen Entwicklungen, Einschränkungen, Verhaltensempfehlungen und Auflagen geben die Homepages der Ministerien, Behörden, Institute, Verbände und Veranstalter.
rki.de | who.int
bundesgesundheitsministerium.de | auswaertiges-amt.de
dtu-info.de | dosb.de
Unabhängig hiervon sollten sich die Athleten mit den Allgemeinen Geschäftsbedingungen vertraut machen. Dort sollte im Detail beschrieben sein, in welchen Fällen eine Veranstaltung oder auch Trainingslager nicht ordnungsgemäß durchgeführt werden kann und welche Ansprüche gegebenenfalls geltend gemacht werden können.

Nachgefragt: Durchführung Trainingslager
Das in Europa am stärksten betroffene Land Italien wurde am 10. März zu einer einzigen Schutzzone ausgerufen, die Schließung von Schulen und Universitäten wurde landesweit bis zum 3. April verlängert, sogar der Spielbetrieb der italienischen Serie A komplett eingestellt. Aufgrund der für ganz Italien ausgesprochenen Reisebeschränkungen dürften auch etliche geplante Trainingsaufenthalte in der bei Triathleten und Radsportlern besonders beliebten Emilia Romagna zur Disposition stehen oder sogar ganz ausfallen. Für die weiteren mittel- und südeuropäischen Trainingsdestinationen liegen derzeit keine Reiseeinschränkungen vor.
Nachfragen beim Club La Santa und Eitzinger Sports ergaben, dass die Sorge der Kunden vor einer zweiwöchigen Quarantäne weitaus größer ist als mögliche Reisewarnungen des Auswärtigen Amts für die gebuchte Destination. Vor Ort werden in den Hotels insbesondere in den Fahrrad- und Sportgeräte-Verleihstationen sowie in den Fitness-Centern die Hygienemaßnahmen erhöht.
Nachgefragt: Lieferfähigkeit Equipment
Darüber hinaus werden wir im Alltag die Auswirkungen der eingangs dargestellten Produktionsengpässe zu spüren bekommen. Rückfragen bei einigen Herstellern ergaben jedoch, dass beispielsweise bei sailfish, Asics, Cervélo Cycles, Schwalbe, ROTOR und B&W International die derzeitige Entwicklung keinen Einfluss auf den Geschäftsbetrieb und die Lieferfähigkeit der aktuellen Produkte hat. CUBE und Storck Bicycle hingegen rechnen mit Einschränkungen der Warenlieferungen Den Umfang selbst können beide Unternehmen im Detail derzeit noch nicht abschätzen. Storck spricht jedoch mit einem Verzug von rund sechs Wochen. Der Komponentenhersteller SHIMANO kann allgemeingültige Aussagen über die Auswirkungen auf Liefertermine nicht machen, sondern immer nur basierend auf einzelne Bestellungen.
Verantwortungsvoller Umgang mit Covid-19
Auch wenn Triathleten und Ausdauersportler im Allgemeinen glücklicherweise wohl eher aus dem Raster für einen schweren Krankheitsverlauf herausfallen, machen sich viele Athleten Gedanken, ob das geplante Trainingslager in Südeuropa Risiken einer Ansteckung birgt, der Saisonhöhepunkt und die Vorbereitungswettkämpfe tatsächlich stattfinden und das neue Zeitfahrrad auch pünktlich geliefert wird. All diese Fragen und noch viele mehr sind sicherlich mehr als berechtigt. Allgemeingültige Antworten gibt es nicht. Die Entscheidung für unser Verhalten liegt – unabhängig von den Vorgaben der Regierungen, den Gesundheitsämtern und Veranstaltern – bei jedem von uns selbst.
Bei allem Frust über mögliche Absagen und Verschiebungen und dem damit eventuell geplatzten Traum einer neuen Bestzeit, einer Podiumsplatzierung oder Hawaii-Qualifikation, darf die Gesundheit der Allgemeinheit durch übertriebenen Egoismus oder Profitstreben der Sportler, Veranstalter, Aussteller und Hoteliers nicht gefährdet werden.
Kontraproduktiv und nicht immer nachvollziehbar ist hierzulande in den einzelnen Bundesländern und Kommunen der unterschiedliche Umgang mit den Empfehlungen des Gesundheitsministeriums, des Robert Koch-Instituts und bekannter Virologen. Während hier eine Sportveranstaltung abgesagt wurde, fand dort ein Fußballspiel vor 60.000 Zuschauern statt. All dies trägt zu einer weiteren Verunsicherung und Frust in der Bevölkerung bei. Kein Wunder, dass in den sozialen Medien Aussagen wie „das soll doch jeder für sich entscheiden“ oder „wer Angst hat, soll doch zu Hause bleiben“ die Runde machen. Gerade vor dem Hintergrund eines meist milden Verlaufs und dem hinkenden Vergleich mit der Grippe wissen wahrscheinlich viele Menschen gar nicht, dass sie infiziert sind und andere anstecken können.
Es geht nicht darum, wie gesund ich mich fühle oder ob ich Angst vor einer Infektion habe habe. Es geht vor allem darum, welchen Gefahren wir letztendlich die Schwachen in unserer Gesellschaft aussetzen, auch und insbesondere vor dem Hintergrund einer weitaus höheren Sterblichkeit bei Covid-19-Infektionen als bei der Grippe. Jeder Einzelne von uns sollte, nein, muss im Alltag Verantwortung zeigen und verantwortungsvoll für sich und sein direktes Umfeld handeln.
Klaus Arendt