tritime tested: das Argon E-117 Tri

Jule hatte die tolle Möglichkeit, das Zeitfahrrad Argon 18 E-117 Tri (2019) über mehrere Wochen zu testen. Hier kommt ihr ausführlicher Testbericht.

Argon 18 ist ein kanadischer Radhersteller, der 1989 vom ehemaligen Radrennfahrer Gervais Rioux gegründet wurde. Der Name leitet sich vom chemischen Element Argon ab, das die Nummer 18 im Periodensystem trägt. Die Philosophie von Argon 18 ist, für jeden Fahrertyp das richtige Rad zu bauen. Entsprechend war es Ziel der Entwicklung des Argon 18 E-117, die Bedürfnisse aller Triathleten in einem Rad abzudecken. Ob jung oder alt, Einsteiger oder erfahrener Triathlet. Die Idee ist, dass das Rad allen Fahrern das Potential bieten soll, ihre maximale Leistung auf der Radstrecke zu entfalten.

Jule hat das Zeitfahrrad in der Rahmengröße XS getestet, was laut Hersteller einer klassischen Rahmengröße mit 47 bis 50 cm Sitzrohrlänge entspricht. Ausgestattet war das Bike mit Profile Design 1/Fifty-Laufrädern Continental Grand Prix 5000-Reifen, der Ultegra Di2-Schaltung von Shimano, einer Rotor 2InPower-Kurbel mit integriertem Leistungsmesser sowie einem Profile Design Carbon-Cockpit. Beim Sattel vertraute Jule auf ihren Bontrager Hilo Comp, den sie auch an ihrem eigenen Zeitfahrrad verwendet. An dieser Stelle erwähnenswert sei auch die TRP-Bremse, die zum Rahmen gehört. Die Bremse funktioniert nach dem V-Brake-System, die Bremsbacken selbst verstecken sich dabei aerodynamisch optimiert hinter der Gabel bzw. den Sitzstreben. Bedingt dadurch ist allerdings die Felgen- bzw. Reifenbreite auf moderate 27 mm sowie 25 mm limitiert.

Der Test erstreckte sich über einige Trainingseinheiten und Wettkämpfe, darunter 300 Kilometer beim Radrennen „NeuseenClassics“ in Leipzig, die Triathlonmitteldistanz NeuseenMan in Ferropolis und die Challenge Walchsee.

Bikefitting vorab

Gerade bei einem Zeitfahrrad, bei dem die Sitzposition sowie die Abstimmung der Komponenten von besonders großer Bedeutung sind, empfiehlt es sich auf jeden Fall, schon vor dem Kauf zu schauen, welches Rad zu einem passt bzw. passgenau eingestellt werden kann. In diesem Fall hatte Jule das Glück, das Rad von einem absoluten Experten im Bereich Bike-Fitting, Holger Röthig vom Cycle Café in Velbert, ausgeliehen und direkt bei Abholung angepasst zu bekommen. Hierzu in einem separaten Artikel bald mehr.
Das Bikefitting sowie die Beratung beim Fachhändler ist natürlich auch dahingehend hilfreich, dass man jede Menge Fragen zum Umgang und Service mit dem Bike beantwortet bekommt. Auch um später nicht hilflos dazustehen, wenn bestimmte Komponenten verändert oder noch etwas anders eingestellt werden muss.  

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Unser Test zum Argon 18 E-117 Tri

Die Optik: Als erstes fällt bei diesem Zeitfahrrad die recht außergewöhnliche Farbe – ein kräftiges Petrol – ins Auge. Gerade auch mit den komplementären Farbkontrasten in einem starken Rot ist es optisch ein recht außergewöhnliches Bike, das auch in der Wechselzone durchaus schnell wiedergefunden werden kann. Wer diese Farbkombination nicht mag, hat alternativ die Variante in Mattschwarz zur Ausahl.

Der Rahmen wirkt – auch besonders in der kleinen Rahmengröße – recht kompakt und schlicht, sowie sehr stabil und wertig gebaut. Das gefällt, besonders, wenn man Fan von nicht allzu filigranen Rahmen ist und weckt Vertrauen in die Stabilität. Zusätzlich erwähnt sei hier auch, dass der Rahmen den aktuellen UCI-Richtlinien entspricht. Dies ist für reine Triathleten eher uninteressant, aber für alle anderen Radsportler, die gelegentlich auch an Straßen-Zeitfahr-Events teilnehmen wollen, ein wichtiger Punkt. Die UCI-Richtlinie gibt dabei ein maximales Größen-Verhältnis zwischen Rohrbreite und -tiefe vor, daher wirkt der Rahmen im Vergleich zu anderen, reinen Triathlon-Maschinen, eher schlank.
Das E-117 Tri gibt es in fünf verschiedenen Größen XS (47–50), S (51–53), M (54–56), L (57–59) und XL (60–62). Der Rahmen wiegt laut Herstellerangaben in der Größe M ohne Zubehör 1.405 Gramm, die Gabel 398 Gramm.

Das Fahrverhalten: Nach den ersten gemeinsamen Kilometern und einigen nachträglichen Feinabstimmungen konnte Jule das Fahren mit dem Argon 18 E-117 genießen. Es ist ein sehr gutmütiges Rad, das einen sehr stabilen Geradeauslauf auch bei windigen Konditionen hat. Aber auch kurvige Strecken waren durchaus kein Problem. Hier folgte das E-117 Tri dem Lenkeinschlag schnittig, ohne nervös zu agieren. Die Laufräder passten in Kombination sehr gut zum Gesamtaufbau. Natürlich ist ein Zeitfahrrad keine Bergziege – aber auch längere, steilere Anstiege waren kein Problem. Selbst bei höheren Geschwindigkeiten, beispielsweise auf abschüssigen Straßen verhielt sich das E-117 Tri sehr ruhig.

Argon 18 nennt die Design- und Fertigungsphilosophie selbst „Optimal Balance“ – ein perfekt ausbalanciertes Bike. Quasi die „subtile Alchemie von Leichtigkeit, Steifheit, Komfort und Aerodynamik“, die in jedem Bike spürbar sein soll. Ja, das E-117 ist ein leicht zu fahrendes, sehr leistungsfähiges Bike, das sehr lauffreudig ist und bei passender Einstellung lange Fahrten ohne große Ermüdung zulässt. Es ist Jule im Test daher auch zu einem guten Partner geworden.

Das am Rad verbaute Profile Design-Cockpit: Das E-117 Tri ist für handelsübliche Vorbauten ausgelegt, um das Cockpit zu montieren. Idealer wäre unter reinen Aero-Gesichtspunkten eine spezielle, an den Rahmen angepasste Lenker-Vorbau-Einheit, aber dies würde wiederum den Aspekt der einfachen Demontage für den Transport des Bikes sowie die einfache Anpassung im Rahmen eines Bike-Fittings ad absurdum führen, die als signifikante Kaufargumente für dieses Modell gelten. Daher sind alle Kabel und Leitungen nicht komplett „unsichtbar“ verlegt, sondern führen erst unmittelbar hinter dem Steuerkopf in den Rahmen – sehr wohl haben wir diese bestmöglich versucht, windschnittig zu verstecken.

Jule’s Testrad war hier komplett mit Komponenten von Profile Design ausgerüstet. Als Vorbau kam der Aeria-Vorbau zum Einsatz, darauf ein Svet TT Carbon Basis-Lenker, gepaart mit V2+ Alu-Extensions. Die Extensions werden bei dieser Lenker-Kombination über separate Klemmungen neben dem Vorbau auf die erweiterte, runde Grundform des Lenkers geschraubt. Dadurch steht ein riesiger Verstellbereich zur Verfügung, was gerade Einsteigern zugutekommt und darüber hinaus den Radtransport durch eine einfache Demontage erleichtert. Der am Testbike verbaute Aeria-Vorbau von Profile Design überzeugte zwar mit einer sauberen Optik, die versteckte Lenker-Klemmung führte jedoch nach kurzer Zeit in Kombination mit dem Carbon Aerobar-Lenker zu unangenehmen Knackgeräuschen. Eine penible Reinigung des Klemmbereichs und die Montage mit ein wenig Fett brachte Abhilfe. Hier ist auf Dauer, speziell nach ausgiebigen Regenfahrten, allerings eine ständige Pflege erforderlich.


Die Bremse: Argon verbaut am E-117 eine von TRP hergestellte V-Brake vorne und hinten. Die Bremsarme sind dabei aerodynamisch so geformt, dass sie fließend in den Rahmen übergehen und dessen Form folgen. Wie bereits erwähnt liegt die Bremse zusätzlich vorne und hinten im Windschatten der Gabel bzw. der Sitzstreben. Die Vorteile liegen auf der Hand: Eine V-Brake ist sehr leicht, da sie mit wenig Teilen auskommt und sie lässt sich aerodynamisch sauber in den Rahmen integrieren. Leider hat dieses System auch Nachteile: Die Rückstellung beim Loslassen der Bremse erfolgt über zwei winzige Federn in den jeweiligen Befestigungspunkten der Bremsarme. Dadurch sind die Rückstellkräfte sehr gering und es kommt schnell dazu, dass ein Bremsbelag an der Felge schleift. Dazu sind die Bremskräfte einer V-Brake aufgrund der fehlenden Hebelübersetzung nie so hoch wie beieiner modernen DirectMount-Bremse.

Die Schaltung: An Jule’s Testrad war die Shimano Ultegra Di2-Schaltung der neuesten Generation verbaut. Wie schon seit Jahren ist auch die Di2 der R8000-Generation hinsichtlich Schaltpräzision und -geschwindigkeit, Haptik sowie Haltbarkeit über alle Zweifel erhaben. Die Triathlonvariante der R8000 hat dabei alle Neuerungen der Straßenversion erhalten, wie z.B. das nach innen gerückte hintere Schaltwerk, um Beschädigungen durch “Gegner-Kontakt” zu vermeiden. Leider hat Shimano bei der Konstruktion der Brems-Schaltgriffe für den Basis-Lenker nur noch jeweils einen Schalttaster vorgesehen, während die Schalthebel für die Extensions wie gehabt über jeweils zwei Taster verfügen. Daher kann man nun im Basis-Lenker-Griff nur noch hinten schalten, rechts in einen höheren Gang, links in einen niedrigeren. Die Tastenbelegung lässt sich zwar anpassen, trotzdem fehlen im Vergleich zur alten Variante am Basis-Lenker nun zwei Schalttaster. Dank Shimano’s SyncroShift kann man dies aber verschmerzen.
Dazu mehr in einem weiteren Artikel …

Anzumerken sei hier auch, dass der E-117-Rahmen über keine versteckte Montage-Möglichkeit der Di2-Steuereinheit wie bei manch anderen Triathlonmaschinen verfügt. Die Box muss daher wie von Shimano vorgesehen mit einem kleinen Gummiband am Vorbau montiert werden. In Jules Fall war der Vorbau jedoch so kurz, sodass eine Montage unterhalb des Vorbaus nicht möglich war. Folglich musste die Steuereinheit ein wenig un-aerodynamisch auf der Oberseite positioniert werden.

Zubehör: Kleine Rahmen haben immer ein großes Problem: ausreichend Stauraum für Trinkflaschen.Da der Abstand zwischen Extensions und Vorderrad nicht ausreicht, ist das Anbringen von marktüblichen Trinksystemen zwischen den Extensions keine Option und im Rahmen ist meist nur Platz für eine einzelne Halterung mit einer kleinen Trinkflasche, so wie die Aero-Flasche von Elite, die wir für den Testzeitraum anbrachten. So griffen wir kurzerhand zusätzlich auf einen Flaschenhalter am Sattel zurück, um gerade für längere Strecken ausreichend Flüssigkeit an Bord zu haben.

Für das Verstauen der Verpflegung kauften wir uns für die Testphase zusätzlich die Profile Design ATTK IC-Tasche, die optimal zur Rahmenform passt und der E-117-Rahmen über entsprechende Aufnahmen am Oberrohr verfügt. Zum einen, da Profile Design auch Zubehör-Partner des Tests war – aber auch, da diese Box ein sehr sinnvolles Zubehör ist, das sich allerdings in diesem Fall nicht als besonders haltbar bewiesen hat.

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Besonderheiten des E-117 Tri von ARGON 18

Um die Fahreigenschaften und das allgemeine Handling zu optimieren, verfügt das Bike laut Hersteller über folgende Eigenschaften:

  • Triathlon-spezifische Geometrie – Aerodynamischer Rahmen, Gabel und Sattelstütze. Das E-117 ist soll so aerodynamisch wie der größere Bruder E-118 Next bei echten Windkonditionen (bei 5-20° Gierwinkel) sein
  • UCI-konform
  • Optimale Kohlefaser – entwickelt, um hohe Leistung zu bringen und noch leichter zu sein
  • Bewährtes, erprobtes Bremssystem vorne und hinten – minimiert die frontale Luftaufprallzone und reduziert den Luftwiderstand hinten
  • Verdeckte Vorderbremse – ultraleicht und einfach einzustellen
  • Press-Fit-3D-System – erweitert die Flexibilität bei der Position auf dem Rad, da drei Steuerrohrhöhen für jede Rahmengröße angeboten werden, ohne Steifigkeitseinbußen
  • Reisefreundlich – keine komplizierte Hardware, leicht abnehmbares Cockpit und Räder
  • Größenspezifische Geometrie. Ausgeglichener ergonomischer Sitz für jeden Rahmen in jeder Größe
  • Optimale Balance = Gewinnformel für hohe Leistung, perfekte Mischung von Aerodynamik, Komfort und Manövrierbarkeit.
  • Hervorragende Aerodynamik, zusätzlicher Komfort,
  • Leichtigkeit und Starrheit in einem
  • Komplett integriertes Paket

Kurbelsatz mit Powermeter als besonderes Goodie

Jule hatte das besondere Glück, an dem Bike den 2INpower Road Powermeter von Rotor ausprobieren zu dürfen – ein kurbelbasierter Wattmesser, der sehr einfach zu handhaben ist. Die Watt-Leistung misst die Rotor 2INpower Road Wattmesskurbel über ein kombiniertes Dehnmessstreifen-System in der Kurbelachse und rechtem Kurbelarm beidseitig für das linke und rechte Bein unabhängig voneinander. Ein Vorteil, um Unterschiede zwischen linkem und rechtem Bein zu erkennen, zu analysieren und an möglichen Dysbalancen gezielt zu arbeiten. Die Kurbel liefert genaue Werte zu Trittfrequenz, Tritteffizienz sowie Kraft- und Drehmoment-Effektivität. Als Anzeige-Medium verwendete Jule ihre Polar Vantage V, was prima funktionierte. In der Kurbel ist ein Lithium-Ionen-Akku integriert, der per USB-Kabel über eine magnetische Verbindung aufgeladen wird und sehr lange hält – laut Hersteller für rund 250 Trainingsstunden. Apropos Verbindung – die Daten werden über ANT+ oder Bluetooth übertragen. Die Messtechnik ist aufgrund der integrierten Bauweise sicher gegen Staub und Wasser geschützt. Auch gegen Temperaturschwankungen ist sie gewappnet. Wie bei Rotor üblich ist die Kurbel auch mit nahezu allen Tretlager-Standards kompatibel unter Verwendung des jeweilig passenden Tretlagers, das ROTOR ebenfalls anbietet. Jule ist die 2INPower-Kurbel mit NoQ-Kettenblättern von Rotor und einer Kurbellänge von 165 mm gefahren. Die Kurbel ist kompatibel mit Ein- und Zweifach-Kettenblättern, oval und rund im Onepiece-Design (Road).

Technische Daten:

  • Material: CNC-gefrästes Aluminium 7055
  • Kettenblattaufnahme: Direct Mount
  • Achsendurchmesser: 30 mm (BB30)
  • Kettenlinie: 43,5 mm
  • Q-Faktor: 147,5 mm
  • Kurbelarmlänge: 165 mm
  • Kompatibilität Tretlagergehäuse: BB30 / PF30 / PF30 BBright / BB386 / BSA / ITA / BB86
  • Datenübertragung: Bluetooth und ANT+
  • Batterie/Akku: integrierter Lithium-Ionen-Akku (aufladbar)
  • Wasserbeständigkeit: IPX7
  • Gewicht: rund 596 g (172,5 mm / ohne Kettenblätter)

Alle Features des Argon 18 E-117 Tri auf einen Blick:

Material: Carbon
Bremsen: Argon Brake System by TRP
Schaltung: Shimano Ultegra DI2 TT (R8060)
Vorbau: Profile Design Aeria, 70 mm
Lenker: Profile Design Svet TT, V2+ Extensions
Kurbelsatz: ROTOR 2INPower, 165 mm, 52/36 Compact
Sattel: Bontrager Hilo Comp
Laufräder: Profile Design 1/Fifty
Reifen: Continental GP5000, 23 mm
Sattelstütze: Argon Carbon
Gewicht für das Rahmenset:  1.405 g (Größe M) + 398 g Gabel

Fazit: Es handelt sich bei dem getesteten Modell auf jeden Fall um eine großartige Triathlonzeitfahrmaschine für Einsteiger, die sich nicht nur an das Fahren mit dem Zeitfahrrad, sondern auch an ihre Sitzposition etc. gewöhnen, gleichzeitig aber auch wettbewerbsfähig sein wollen.

Impressionen zum Argon 18 E-117 Tri:

Text: Julia Heckmann
fotos: Mike Zimmermann & Sportograf & Marathon-Photos.com