Nina Lüer: Die Vernunft siegt!

Nina Lüer sicherte sich beim Mainova-Gewinnspiel einen Startplatz für die Mainova Ironman European Championship. Nach ihrem schweren Radunfall im vergangenen Sommer war Nina froh, ihre Passion Triathlon überhaupt wieder ausüben zu können. Im Blog schreibt Nina über ihren wohl heißesten Triathlontag des laufenden Jahres.

Unmittelbare Rennvorbereitung

Die Anspannung in der Rennwoche vor dem Ironman Frankfurt wuchs enorm, schließlich wussten alle Teilnehmer, dass es ein sehr heißes Rennwochenende werden würde. Das Race Briefing gab schon einen kleinen Vorgeschmack auf das, was uns am Renntag erwarten sollte. Es war entsetzlich heiß auf dem Römerberg. Die Helfer verteilten zwar unentwegt Wasserbecher, aber die Sonne brannte so sehr, dass wir froh waren als wir wieder daheim ankamen. Die Registrierung verlief schnell und reibungslos, gefolgt von einem Einkaufsstopp im Ironman Store und einem kurzen Gang über die Expo. Aber auch hier wollten wir nur raus aus der Sonne. 

Raceday

Obwohl ich gut vorbereitet den Wettkampf aufnahm, war ich diesmal so aufgeregt wie vor noch keinem Rennen. Es lag wohl daran, dass es mein „Heimrennen“ war. Mit wir standen insgesamt 16 Vereinskollegen mit am Start. Wir hatten unsere Familie an der Strecke, Freunde und all jene aus dem Verein, die dieses Jahr einen anderen Saisonhöhepunkt hatten. Es tat gut und war ein super Feeling, so viele tolle Menschen da draußen zu wissen, allerdings auch gepaart mit einem gewissen Druck, dass diese auf einen warten. Der Rennmorgen war sehr entspannt, die Fahrt zum Langener Waldsee klappte super und wir waren mit eine der Ersten in der Wechselzone. Nachdem das Rad startklar war und die Beutel ein letztes Mal gecheckt wurden, liefen wir langsam zum Start. Es war eine tolle Stimmung, wir hatten aus den Startblöcken eine tolle Sicht auf den Langener Waldsee und spätestens nach dem isländischen Schlachtruf ging die Gänsehaut nicht mehr weg.Das Schwimmen lief gut, war es doch die von den Temperaturen her gesehen angenehmste Disziplin an diesem denkwürdig heißen Tag. Leider schien auf zwei Passagen die Sonne frontal ins Gesicht, sodass eine Orientierung nahezu unmöglich war. Der Wechsel zum Rad klappte auch super, und so flog ich quasi in die Frankfurter Innenstadt. Die erste Radrunde war auch noch gar nicht so heiß. Ich achtete von Anfang an darauf, dass ich viel trinke, Salz zu mir nehme und immer wieder einen Schluck aus der Gelflasche zu mir nehme. Am Hühnerberg dann standen unsere Freunde vom Tria-Team Bruchköbel – oder besser gesagt „die rote Wand“ – mit einer „Überraschungs-Triathlon-Party“ für die Starter. Die Stimmung war einfach der Hammer und ich flog den Hügel förmlich hoch. Auf der zweiten Runde dann wurde es als wärmer und wärmer. Ab Friedberg kam dann noch der immer stärker werdende Gegenwind hinzu. In den Häuserschluchten von Frankfurt war die Hitze dann fast unerträglich, und ich war froh, als ich mein Rad in der zweiten Wechselzone aufhängen konnte. 

Ausstieg nach dem Radfahren

In der Wechselzone stellte ich relativ schnell fest, dass ich nicht mehr tief einatmen konnte. Meine Lunge tat weh und ich habe mich erst einmal ausgeruht, um meine Gedanken zu sammeln. Nachdem mich ein Helfer dann ordentlich mit Sonnenmilch eingeschmiert hatte, lief ich aus der Wechselzone raus und schaute wie es ging. Die Beine waren nicht das Problem, aber das Atmen. Ein tiefes Einatmen war nahezu nicht mehr möglich und ich musste sofort loshusten. So lief ich bis zur Verpflegungsstelle des Sportamts Frankfurt bei Kilometer 1,5. Dort warteten meine Eltern, Freunde … und mein Mann auf mich. Er war bereits ausgestiegen, auch er hatte mit denselben Atemproblemen zu kämpfen wie ich. Ich blieb stehen und merkte, dass es einfach keinen Sinn mehr machte, weiterzulaufen. Nach dem Radsturz letztes Jahr war ich so happy, überhaupt schon wieder an der Startlinie stehen zu können. Ich wollte meine Gesundheit nicht aufs Spiel setzen – auch wenn es natürlich eine schwere Entscheidung beim Ironman Frankfurt das Rennen aufzugeben …

Und wie fühlt sich das Ganze jetzt an?

Natürlich fiel ich in der Woche danach in ein kleines Tief. Immer wieder stellte ich mir die Frage, ob ich im Wettkampf etwas hätte anders machen können? Aber nein, gegen die Hitze ist man machtlos und ich bin glücklich, dass ich mit meinem Mann zusammen beim MAINOVA Ironman Frankfurt starten durfte. Hinzu kam, dass wir die Unterstützung aller hatten – vor allem die unserer Familie: Nach den Ereignissen des letzten Jahres haben sie noch mehr Angst um uns, wenn es heißt „Wir gehen Rennrad fahren“. Dass sie trotzdem an der Strecke stehen und uns anfeuerten, war unbezahlbar.

Einen Triathlon werde ich dieses Jahr wahrscheinlich nicht mehr bestreiten. Keiner der Termine passt so wirklich in meinen Kalender rein. Mein mann und ich werden wahrscheinlich noch einen Marathon laufen. Wo steht noch nicht fest. Vielleicht auch in der Heimat Frankfurt? Wir werden sehen …

Text: Nina Lüer
Foto: Volker Meyer | OPTIMUM