Triathlon für alle

Glasklares Wasser, majestätische Alpen, das prunkvolle Schloss Herrenchiemsee – Triathlon erleben, wo andere Urlaub machen. Das versprechen die Organisatoren des EBERL Chiemsee Triathlon mittlerweile zum achten Mal. Wir trafen uns mit Sven Hindl, Inhaber der veranstaltenden Wechselszene Sportpromotion.

Herr Hindl, wäre alles nach Plan gelaufen, hätten Sie bereits im vergangenen Jahr am Chiemsee Ihr zehnjähriges Jubiläum gefeiert. Die Behörden machten Ihnen jedoch 2009 einen Strich durch die Rechnung. War dies – rückblickend betrachtet – Fluch oder Segen?

Ob Fluch oder Segen, das lässt sich im Nachhinein nicht wirklich beantworten. Wir glauben, wir hätten an dem ursprünglich geplanten Standort ein tolles Rennen gehabt. Solche Entscheidungen hängen aber von so vielen Faktoren ab, die man oft nicht beeinflussen kann. Fakt ist: Wir haben jetzt in und um Chieming nahezu perfekte Bedingungen. Das betrifft nicht nur die traumhafte Landschaft, die uns optimale Strecken bietet, sondern auch das Drumherum. Seien es die Infrastruktur, die Politik, die uns unterstützt, genauso die Wirtschaft vor Ort, die Anwohner, die über Tage den Spaß mitmachen und vor allem die vielen Helfer. Die Wechselszene ist nur das Skelett, wie Tom Mayerhofer, einer meiner beiden Race-Direktoren immer sagt. Die Menschen um uns herum machen den EBERL Chiemsee Triathlon zu dem, was er ist: das Rennen.

Sie bewerben Ihren Wettkampf unter anderem mit dem Slogan „Triathlon erleben, wo andere Urlaub machen“. Wie reagieren die Touristen, die mit Triathlon gar nichts am Hut haben, auf gesperrte Straßen und Verzögerungen bei ihren geplanten Freizeitaktivitäten?

Der EBERL Chiemsee Triathlon erfuhr von Anfang an eine große Akzeptanz. Und sie wird von Jahr zu Jahr größer. Wir stimmen uns auch eng mit der Region ab, um eine Ergänzung und keine Konkurrenz zum touristischen Programm zu bieten. Wir sind sehr gut in den Kalender eingebettet. Auch versuchen wir, Einschränkungen für Touristen genauso wie für Anwohner so gering wie möglich zu halten. Die meisten lassen sich auch auf das Triathlon-Festival ein, schauen sich die spannenden Wettkämpfe an und feuern die Sportler zu Höchstleistungen an. Selbst bei schlechtem Wetter säumen Hunderte die Strecken, bei Sonnenschein ist kaum mehr ein Durchkommen. Inzwischen leben alle hier unten den Triathlon, der für uns „Das Rennen“ geworden ist. Es hat sich ein familiäres Wir-Gefühl breitgemacht. Das macht auch den Chiemgau aus, der zwischen Chiemsee und Alpen zu einer der beliebtesten Urlaubsregionen in Deutschland zählt. So erklärt sich auch „Triathlon erleben, wo andere Urlaub machen“ ganz einfach.

Das Motto Ihrer Veranstaltung lautet „Triathlon für alle“. Was verstehen Sie darunter, und wie setzen Sie dieses hochgesteckte Ziel um?

Das zu erreichen, war von Anfang an unser Ziel. Abgesehen von der Langdistanz, bietet das Rennen inzwischen alle gängigen Distanzen. Wir haben zwar jedes Jahr ein sehr starkes und breites Profi-Feld, aber wir möchten alle Triathleten ansprechen. Ob jung oder alt, sportlich ambitioniert oder Einsteiger, ob Solokämpfer oder Staffel-Team – für jeden ist etwas dabei. Wir gehen aber noch darüber hinaus. Vor fünf Jahren haben wir erstmals Menschen mit Behinderung in das Rennen integriert. Inzwischen starten sie über alle Distanzen, die wir anbieten. Mit 120 Teilnehmern zählen wir auch zu den größten Triathlons für Menschen mit Behinderung. Auch dieses Jahr werden wir die Deutsche Meisterschaft Paratriathlon über die Kurzdistanz ausrichten. 2020 folgt dann die WM für Menschen mit Behinderung.

Sie haben es gerade angesprochen, im Gegensatz zu den meisten anderen Veranstaltungen in Deutschland sind die Paratriathleten ein fester Bestandteil Ihres Rennkonzeptes. Wie kam es dazu?

Eigentlich frage ich mich immer: Warum ist das nicht überall auf der Welt ein fester Bestandteil? Wir machen einfach keinen Unterschied und versuchen, alles möglich zu machen, damit jede und jeder unseren tollen Sport miterleben kann, an einem der schönsten Flecken Deutschlands noch dazu. Alle profitieren davon. Ein großes Plus ist auch, dass die Gemeinde Chieming barrierefrei ist. Wir stehen in engem Kontakt mit Behörden, Fachleuten und auch Paratriathleten, um uns immer wieder zu verbessern. Auch im Team sind Menschen mit Behinderung, und so versuchen wir, die besten Voraussetzungen zu schaffen, von denen auch die Sportler ohne Behinderung profitieren. Das geht bei der Beschriftung des Events los und hört bei der Betreuung auf der Stecke noch lange nicht auf. Bald werden unsere Trainer die ersten Menschen mit Behinderung neu an den Triathlon heranführen.

Der Chiemsee Triathlon gehört zu den beliebtesten Kurz- und Mitteldistanzen der Republik. Anstatt mit einer der beiden großen Rennserien zu kooperieren, wurde Ihre Veranstaltung Teil der Spirit-Multisport-Rennserie. Warum?

Wir hatten von Anfang an den Anspruch, ein Premium-Rennen auf die Strecke zu bringen. Die vielen Wiederholungstäter, vor allem im Profibereich, bestätigen uns, dass wir dem Ziel allmählich recht nahekommen. Unser Rennen lebt von seiner Atmosphäre, seinem Spirit und der Freiheit, flexibel zu sein und immer wieder Neues zu wagen. Irgendwann steht man aber auch als Veranstalter vor der Frage, wohin der weitere Weg geht. In der Vergangenheit gab es verschiedene Optionen. Uns war immer wichtig, dass der EBERL Chiemsee Triathlon seinen Charakter nicht verliert: das Familiäre, die starke Verankerung in der Region, die Inklusion und die Flexibilität. All das ist auch bei der Spirit-Multisport-Rennserie gewährleistet, die prestigeträchtige Triathlon-Events in vier Ländern umfasst: den internationalen Triathlon Portocolom, Mallorca, Spanien, den TIME-Alpe-d’Huez-Triathlon, Frankreich, den Trans Vorarlberg Triathlon, Österreich und den EBERL Chiemsee Triathlon. Hinzu kommen ein spannender neuer Ansatz* und eine Truppe, die nicht bloß große Namen hat, sondern den Geist des Triathlons aufgesogen hat und lebt – und dabei den Sportler nicht vergisst. Denn der ist das Wichtigste.

Letzte Frage: Auf welche Neuerungen dürfen sich die Teilnehmer in diesem Jahr freuen?

Wir werden 2019 die Mixed Team Relay Championship einführen. Das bedeutet: Im ersten Jahr noch im Dreier-Team und es muss mindestens eine Frau im Team sein. Ab 2020 dann für die Liga im Vierer-Team, mit jeweils zwei Frauen und zwei Männern, wie man es dann auch bei den Olympischen Sommerspielen sehen wird. Das Format hat sich im Biathlon durchgesetzt und wird auch dem Triathlon-Sport guttun. Wir möchten es den Sportlern näherbringen, es erlernbar und erlebbar machen.

Interview: Klaus Arendt

Michael Raelert bei seinem Sieg vor zwei Jahren (Foto: Ingo Kutsche | sportfotografie.biz)

Starkes Profifeld am Start

„Ich erinnere mich an die Erstauflage des Rennens, als mir drei Tage vor dem Start mit Dirk Bockel ein echter Topstar eine E-Mail schrieb“, lacht Organisator Sven Hindl. In diesem Jahr freuen sich die Veranstalter nicht nur über das bisher größte Profifeld, sondern auch über mehrere internationale Spitzensportler.

Besonders die Starterliste der Frauen glänzt mit bekannten Namen. Allen voran Caroline Steffen. Die gebürtige Schweizerin, die mittlerweile überwiegend in Australien lebt, ist sechsfache Ironman-Siegerin und war bereits zwei Mal Ironman Vizeweltmeisterin. Im Mai feierte sie beim Ironman Australien ihr Comeback nach der Babypause und wurde Zweite. Mit der Dänin Camilla Pedersen und der Schweizerin Celine Schärer kommen zwei weitere Hochkaräter an das bayerische Meer. Pedersen kann mehrere Welt- und Europameister-Titel in ihrer Vita verzeichnen und hat in diesem Jahr bereits einen Sieg beim renommierten Triathlon Cannes vorzuweisen. Celine Schärer sammelte bereits in Jugendjahren Meistertitel und konnte 2017 den Ironman Zürich gewinnen. Elf weitere Profi-Damen sind aktuell gemeldet. Darunter mit Jenny Schulz und Lisa-Maria Dornauer zwei Sportlerinnen, die beim EBERL Chiemsee Triathlon bereits auf dem Podium standen.

CST-Routiniers im Männerfeld

Das Männerfeld ist voller bekannter Namen. Viele davon kennen die Zuschauer des EBERL Chiemsee Triathlon. DAS RENNEN scheint Suchtcharakter zu haben. Markus Fachbach, Julian Erhardt, Horst Reichel, Roman Deisenhofer, Dejan Patrčević – sie alle kennen die Strecken im Chiemgau bereits. Mit dem Italiener Reinaldo Colucci hat sich ein achtfacher Mitteldistanz-Sieger angekündigt und er wird die Routiniers von ihren Podiumsplätzen verdrängen wollen. Ebenso dürfte der ehemalige britische Kurzdistanz-Profi Chris Silver ein Wörtchen mitreden wollen.

Wenige Tage vor dem ersten Startschuss am Rennwochenende gab auch der dreifache Ironman 70.3-Europameister Michael Raelert und Chiemsee-Sieger von 2017 seine Startzsage.

Promis auf Kurzdistanz und in der Mixed Team Relay

Auch das hat Tradition: Die Promi-Starter aus anderen Sportarten oder ehemalige Spitzensportler. Nach ihrem Debüt im vergangenen Jahr steht Biathlon-Star Vanessa Hinz erneut am Start der Kurzdistanz.
Auf dem neuen Format der Mixed Team Relay tummeln sich Größen wie der erste deutsche Hawaii-Sieger und Triathlon-Legende Thomas Hellriegel, Weltmeister Daniel Unger oder Olympionike Christian Prochnow. Ebenso werden die Radprofis „Maloja Pushbikers“ das rasante Format mit einer „Team & Friends“-Mannschaft aufmischen. „Wir freuen uns auf ein hochkarätiges Starterfeld beim EBERL Chiemsee Triathlon,“ sagt Renndirektor Tom Mayerhofer. „Und auf ein ausgebuchtes Feld voller Altersklassenathleten,“ fügt Sven Hindl hinzu.

weitere Informationen: chiemsee-triathlon.com

Text Starterfeld: Pressemitteilung
Aufmacherfoto Schwimmstart: Ingo Kutsche | sportfotografie.biz