Viele Triathleten finden sich in der Designpalette vieler Triathlon-Kollektionen nicht wieder und müssen beim Kauf einen „faulen Kompromiss“ eingehen. Das muss aber nicht sein, denn immer mehr Produzenten bieten ein „Customized Clothing“ zu erschwinglichen Preisen an.
Wir unterhielten uns mit Birgit Schlaak, Sales Manager bei Bioracer, welche Möglichkeiten das individuelle Design bietet, worauf bei der Gestaltung zu achten ist und was technisch überhaupt machbar ist.
Frau Schlaak, in den letzten Jahren hat die individuelle Gestaltung der Sportbekleidung einen immer größeren Stellenwert erhalten. Worauf ist dieser Trend zurückzuführen?
Ein Trend zur Individualisierung findet in der ganzen Gesellschaft statt – und der Sport ist ja bekanntlich ein Spiegelbild der Gesellschaft. Konkret sind die Gründe für diesen Trend recht vielseitig, das können persönliche Sponsoren oder auch die Selbstdarstellung auf Instagram sein. Auf der anderen Seite kann ein individuelles Teamtrikot aber auch ein Gemeinschaftsgefühl schaffen und allen anderen zeigen: „Wir gehören zusammen, und gemeinsam sind wir ein starkes Team.“ Dank neuer Technologien und Druckverfahren sind wir in der Lage, schon Kleinserien in relativ kurzer Zeit herzustellen und so fast alle Trikot-Wünsche zu erfüllen.
In meiner Jugend wurden die Trikots noch beflockt, welche Druckverfahren kommen heute zum Einsatz?
Bioracer arbeitet mit dem Sublimationsdruck. Dabei wird die Farbe vom Druckpapier mit rund 200 Bar und 200 Grad Celsius in den Stoff gedruckt. Dieses Verfahren gewährleistet, dass die Farbe fest im Stoff ist und nahezu nicht verblassen kann. Bei richtiger Handhabung sind 200 Waschgänge für unsere Produkte kein Problem. Ein weiterer Vorteil des Sublimationsdrucks ist, dass auch Kleinserien und Nachbestellungen leicht möglich sind. Denn für jedes Bekleidungsstück wird ohnehin ein eigenes Druckpapier benötigt. Die Informationen dafür sind bei uns digital hinterlegt und können auf unseren Druckmaschinen ausgedruckt werden.
Sind dem Kunden beim individuellen Design Grenzen gesetzt?
So gut wie nicht. Da die Nähte allerdings nicht bedruckt werden können, kann es zu Einschränkungen des Designs kommen. Zudem wird jedes Stoff-Panel einzeln bedruckt, und da das Design nicht skaliert werden kann, kann es in den Nähereien zu einem Versatz kommen. In der persönlichen Designberatung klären wir das aber mit unseren Kunden ab und besprechen mögliche Fehlerquellen, damit es am Ende für alle passt und jeder sein Wunschdesign bekommt.
Welche Arbeitsschritte sind in Ihrem Unternehmen vom Layout-Entwurf bis zum fertigen Produkt nötig, und wie viel Zeit sollte man dafür einplanen?
Bioracer legt bei der individuellen Bekleidung den Fokus auf persönlichen Service. Alleine in Deutschland haben wir sechs Außendienstmitarbeiter, die vor Ort die Beratung übernehmen und im gesamten Bestell-Prozess als Ansprechpartner fungieren. Nach dem ersten Beratungsgespräch wird mit dem Design begonnen. Der Entwurf kommt entweder von den Teams selbst, oder sie briefen unsere Designer mit ihren Wüschen. Drei Korrekturschleifen mit den Designern sind hier inklusive. Um die richtige Bekleidungs-Größe für jedes Team zu bestimmen, bieten wir entweder Anproben vor Ort an oder schicken ein Size-Set zu. Denn es bringt ja niemandem etwas, wenn die bestellten Trikots am Ende nicht passen. Nach der finalen, verbindlichen Bestellung und der Freigabe des Designs ist die neue Team-Bekleidung nach rund acht Wochen beim Kunden.
Wie sieht bei Bioracer das Verhältnis von „Customized Clothing“ zu den „out of the box“-Produkten aus?
Das Kerngeschäft von Bioracer ist ganz klar die individuelle Teambekleidung. Dieses Segment macht rund 85 Prozent des Umsatzes aus. Da wir in den vergangenen Jahren aber auch vermehrt Anfragen zu Kollektions-Teilen bekommen haben und Athleten, die nicht (mehr) in einem Team fahren, nicht auf die Bioracer-Qualität verzichten wollen beziehungsweise modisch unterwegs sein möchten, bieten wir auch eine Kollektion an. Mittlerweile ist dieser Anteil auf 15 % angewachsen.
Mittlerweile tummeln sich viele Anbieter in diesem boomenden Segment. Wo liegen die Hauptunterschiede bei den verschiedenen Anbietern?
Die Hauptunterschiede liegen sicherlich in den Bereichen Service, Qualität und Preis. Die Rückmeldungen, die wir immer wieder bekommen, ist, dass unser Service mit sechs Außendienstmitarbeitern in Deutschland einzigartig ist. Wir möchten auch nicht nur schnell ein paar Vereinstrikots verkaufen, sondern wollen ein Partner für die Teams sein. Ein weiterer Vorteil von Bioracer ist, dass uns die Fabriken, in denen wir produzieren, selbst gehören. Hier können wir Einfluss auf die Verarbeitungsqualität nehmen und notfalls eingreifen. Unterschiede gibt es natürlich auch beim Preis. Bioracer ist nicht der günstigste Anbieter, dafür garantieren wir für die hohe Qualität unserer Produkte. Dass es Teamfahrer gibt, die ihre Teamhosen anderer Hersteller zu uns schicken, um sich ein Bioracer-Sitzpolster einnähen zu lassen, spricht für sich.
Sortiment, Beratung und Design
Anforderung Mustergrößen zur Anprobe
Ja, entweder schickt Bioracer ein Size-Set zu oder im Rahmen der Vor-Ort-Beratung durch den Außendienstmitarbeiter.
Sortimentsbeschränkung
Es gibt keine Einschränkungen, das individuelle Teamdesign kann für das gesamte Sortiment umgesetzt werden.
Persönliche Beratung
Eine telefonische Beratung ist im Rahmen der Design- und Bestellabwicklung möglich, aber auch vor Ort durch den Außendienstmitarbeiter.
Mindestbestellmenge
Ab fünf Stück von einem Artikel.
Preisstaffellungen
Die Preise orientieren sich an dem Gesamtauftragsvolumen.
Aufpreis Designentwicklung
150 Euro, inklusive drei Korrekturschleifen, ab 2.500 Euro (netto) frei.
Druckverfahren
Sublimationsdruck.
Farbverbindlichkeit
Das Farbsystem wird mittels modernster Spektralphotometer erfasst und durch unsere Color-Management-Module in die benötigten Farbräume umgerechnet. Dadurch erzielen wir die im Rahmen der technischen Möglichkeiten maximale Farbgenauigkeit.
Pflegetipps
Handwäsche (30°), keine Verwendung von Weichspüler oder Bleichmittel, hängend trocknen (nicht im Trockner), nicht wringen oder bügeln und den Kontakt mit Klettband oder rauen Materialen vermeiden.
Lieferzeitraum ab Bestellung
Acht Wochen.
Garantieleistungen
Nach gesetzlicher Garantie.
Wo wird produziert?
Belgien, Rumänien und Tschechien.
Allgemeine Merkmale Wettkampfeinteiler / Zweiteiler
Unisex?
Damen und Herren, zum Teil auch für Kinder.
Nähte
Klassisch genäht.
Sitzpolster
Ein Triathlon-Modell.
Verwendetes Basismaterial
Polyester, Elastan und Polyamide.
Oberflächenbeschichtung
Modellabhängig, das Modell Elite ist wasserabweisend.
Atmungsaktivität
Hoch.
Hitzeschutz/ Kühleffekt
Tri Top Nel: stark kühlend.
UV-Schutz
UPF 50+
Kompression
Gut.
Bündchen
Oberschenkel: Legripper, elastisch gelasert.
Oberarm: ohne, Lasercut.
Hüfte: Gummiband mit elastischem Einsatz am Unterbauch (Tri Short).
Integrierte Rücken- und Seitentaschen
Elite keine Rückentaschen, Tri Suit Team eine Rückentasche, Tri Top eine Rückentasche.
Reflektoren
Keine.
Reißverschlüsse
Hersteller: YKK. Die Position der Reißverschlüsse ist modellabhängig, jedoch meist frei wählbar.
alle Artikel: Dressed for Success
Interview/ Text: Klaus Arendt
Fotos: Bioracer