Mit einem dritten Platz bei den African Championship in Port Elizabeth sicherte sich Maurice Clavel seinen ersten Start beim Ironman Hawaii. Warum der 30-Jährige unbedingt mit einem großen Widschwein heimreisen will, erzählt er im Interview.
Maurice, Du startest zum ersten Mal im Glutofen von Big Island. Wie empfindest Du die Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit vor Ort?
Die Witterungsbedingungen sind hier natürlich sehr speziell. Das kennen wir in Deutschland und Europa so nicht. Ich bin positiv überrascht, dass ich damit sehr gut zurechtkomme. Lediglich bei der Ankunft hat es mich etwas geflasht, aber bereits nach wenigen Tagen – mittlerweile bin ich drei Wochen auf der Insel – hat es mir wirklich nichts mehr ausgemacht.
Und im Training?
Selbst bei den richtig harten Trainingseinheiten habe ich nicht wirklich gestruggelt, ich habe dabei nur geschwitzt, wie ich noch nie in meinem Leben geschwitzt habe. Aber ich finde, das muss auch sein, um hier richtig anzukommen. Nur so konnte ich feststellen, wie der eigene Körper bei den Umgebungsvariablen unter Belastung reagiert, und lernen, wie viel Flüssigkeit, Nahrung und Salz ich zu mir nehmen muss. Rückblickend betrachtet habe ich das alles gut gemanaged und gehe auch von dieser Seite gut vorbereitet ins Rennen.
Du hast Dich hier vor Ort gemeinsam mit Sebastian Kienle und Ronnie Schildknecht vorbereitet. Wie sehr hat Dich dies gepusht?
Ich weiß jetzt, wo ich stehe. Sebi legt natürlich im Wettkampf immer noch eine Schippe drauf, (fängt an zu grinsen) ich natürlich auch. Die Vorbereitung hat mir einen zusätzlichen Push gegeben und zusätzlich motiviert. Den Sebi kenne ich ja jetzt schon sehr lange, wir haben viel miteinander trainiert, er ist schon ein harter Brocken mit einem enorm hohen Grundtempo, gerade beim Radfahren. Und deshalb weiß ich genau, wann ich im Training abbrechen lassen oder alleine mein Ding machen muss. Im Gegensatz zum Trainingslager ist es ja hier nicht so, dass ich morgens aufwache und die Belastung vom Vortag noch spüre. Natürlich kann man immer mit den anderen mithalten, aber am Wettkampftag geht es dann auf einmal nicht mehr, weil man sich in den drei Wochen davor einfach verausgabt und über seinen Möglichkeiten trainiert hat. Außerdem kann und will ich es mir nicht leisten, ins Übertraining zu kommen oder mich durch so eine Unachtsamkeit verletzen. Ich bin mein eigener Arbeitgeber und habe eine kleine Familie zu ernähren, das ist also eine ganz einfache Rechnung.
Wie gehst Du mit den sicherlich zahlreichen Tipps zum Rennen um?
Natürlich muss ich am Ende meinen eigenen Weg finden, allerdings nehme ich die Ratschläge von Sebi, Ronnie und Lubos natürlich dankend an, denn diese sind auch wirklich ernst gemeint.
Welche Materialoptimierungen hast Du im Vorfeld auf Deinen Start noch vorgenommen?
Keine. Ich vertraue all dem, das mich auf meinem Weg nach Hawaii erfolgreich begleitet hat.
Deine Frau und Dein Sohn sind nicht mitgereist. Warum?
Meine Frau ist Lehrerin und da in Baden-Württemberg noch keine herbstferien sind, stellt sich diese Frage auch erst gar nicht. Das ist Fluch und Segen zugleich. Ich vermisse meine Familie schon sehr, auf der anderen Seite kann ich schon ein Stück mehr regenerieren. Nicht meiner Frau geschuldet, sondern meinem Sohn. Papa hier, Papa dort ist vor einem so wichtigen Rennen nicht möglich, und da ich auch nicht der Typ bin, der sein Kind dann mit einem „nein, will ich nicht, mach ich nicht“ abwimmelt. Ich möchte ihn natürlich glücklich sehen und würde sofort mit ihm herumalbern, aber das ist natürlich kontraproduktiv.
Worauf wirst Du in der Rennwoche ernährungstechnisch besonders achten?
Definitiv werde ich am Freitag kein blutrotes riesiges Rindfleischsteak essen. (lacht) Ich habe keinen besonderen Ernährungsplan und esse das, was mir bislang im Hinblick auf jeden bevorstehenden Wettkampf guttut, also leicht verdauliche Kost. Hier eine Ausnahme vorzunehmen, nur weil es Hawaii ist, davon halte ich nichts. Ich glaube, man darf hier vor und während des Wettkampfs nichts Besonderes machen, vielleicht wird auch das ein trivialer Schlüssel zum Erfolg.
Wie entspannst du dich abseits des Trubels am besten?
Ich bin ja ein bekennender Heißsporn und mit Ausruhen habe ich es ja eigentlich gar nicht so. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, als der Sebi mir vor etlichen Jahren einmal folgendes steckte: „Maurice, wenn du es nicht in den Griff bekommst, dich vor einem Wettkampf auszuruhen, brauche ich nie Angst vor dir zu haben. Wenn du es allerdings lernst, dann muss ich sehr viel Angst haben.“ Diese Aussage hat sich bei mir fest eingebrannt. Gerade in der Vorwettkampfwoche hole ich dies wieder hervor und es zügelt mich, keinen Unsinn zu machen. Im Moment chille ich so, dass sich jeder im Profifeld Sorgen machen muss.
Demnach ist Deine Erwartungshaltung für Samstag definitiv mehr als ein ganz normales Finish.
Auf der einen Seite bin ich der Rookie, der hier ist, um zu lernen und ein sehr befreites Rennen machen möchte. Auf der anderen Seite habe ich natürlich auch sportliche Ziele, was ja auch wichtig ist. Ich muss mich definitiv nicht verstecken und möchte schon in den Top 10 landen. Darüber hinaus motiviert mich auch, den Lebensunterhalt meiner Familie sicherzustellen. Ich bin auf der Jagd und möchte mit einem großen Wildschwein nach Hause kommen.
Interview/ Foto: Klaus Arendt