Marc Dülsen: Mit Plan C nach Hawaii

2017 belegte Marc Dülsen bei seiner Hawaii-Premiere als Profi einen soliden 18. Platz. In diesem Jahr wollte der 33-Jährige sich frühzeitig für Hawaii qualifizieren und mehr Rennen bestreiten. Aufgrund einiger Infekte musste er diesen Plan jedoch über Bord werfen.

 

 

Marc, Dein Start in die Saison 2018 verlief alles andere als gut. Was war da los?
(schmunzelt) Eigentlich wollte ich nach der zufriedenstellenden Profi-Premiere auf Hawaii in diesem Jahr durchstarten. Jedoch bremste mich Anfang des Jahres ein wirklich hartnäckiges Virus aus, das ich mir nach einem sehr guten Trainingslager auf Lanzarote auf dem Rückflug eingefangen hatte. Nach einer kurzen Pause war der Aufbau im Hinblick auf den Ironman Texas im April des Jahres dann auch wirklich vielversprechend. Mit einem guten Gefühl trat ich die Reise nach Texas an, wo ich in Galveston als Saisoneinstieg den 70.3 bestreiten wollte.

Und dann kam alles anders.
Genau, kaum in Texas angekommen hatte ich das Gefühl, als hätte mir jemand den Stecker gezogen. Im Wettkampf eine Woche später bestätigte sich all dies. Bereits auf dem Zeitfahrrad war mein Körper nicht bereit, die Leistung abzurufen, die ich eigentlich zeigen wollte. Mein Organismus rebellierte und ich lag im Anschluss rund eineinhalb Wochen ziemlich frustriert im Bett, um dann die Entscheidung für eine vorzeitige Heimreise zu treffen.

Wie sehr schmerzt das?
Das war natürlich super enttäuschend für mich und meinen neuen Trainer Ben Reszel. Eigentlich wollte ich mir mit einem guten Rennen in Texas vorzeitig die Qualifikation für Hawaii sichern, um mich dann über den Sommer gezielt auf das Saisonhighlight vorzubereiten. Letztendlich siegte jedoch die Vernunft und die Verantwortung, den eigenen Körper vor weitreichenderen Schäden zu schützen. Man kann auch nicht halb fit einen Wettkampf dieser Art bestreiten und sich mit den Besten so auch nicht messen. Ich wollte ja eine Top-8-Platzierung und das geht nur wenn du 100 Prozent vorbereitet bist. Die Notbremse zu ziehen war nicht leicht, aber unumgänglich.

Und dann kam Plan B mit UK und Tallinn ins Spiel!
Zum Zeitpunkt meiner Rennabsage hatte ich noch gar keinen Plan B. Das halte ich grundsätzlich so, denn ein Plan B hält einen im Unterbewusstsein bereits von Plan A ab. UK und Tallinn waren jedoch schon Plan C, nachdem aufgrund einer erneuten leichten Erkältung aus Plan B mit einem Start in Frankfurt ebenfalls nichts wurde.

Was nach dem guten Abschneiden im Kraichgau sicherlich doppelt schmerzte.
Auf jeden Fall, zumal ich in einem top besetzten Starterfeld hinter Frodeno, Lange, Kastelein und Böcherer Fünfter wurde. Glücklicherweise wurde ich schnell gesund und entschied mich für einen Start in UK. Für meinen Kopf ein super Rennen, denn ich konnte nach einem soliden Schwimmen das Rennen auf dem Zeitfahrrad von vorne bestimmen. Joe Skipper überholte mich dann zwar noch bei Kilometer 30 des abschließenden Marathons, aber das war nur ein kleiner Wermutstropfen. Ich konnte in diesem Rennen so viele neue Erfahrungen sammeln. Mit diesem Erfolg im Rücken fiel das Rennen drei Wochen später in Tallinn nicht schwer und ich konnte mir endgültig die Hawaiiquali sichern.

Wie ist Dein Körper mit den beiden Langdistanzen innerhalb von drei Wochen umgegangen?
Ich gebe zu, dass ich in den beiden ersten Wochen danach schon ziemlich platt war. In der Zeit bis zu meiner Abreise ins Hawaii-Trainingslager nach Texas erholte sich mein Körper jedoch immer besser, sodass ich in den USA richtig gut trainieren konnte.

Und dort hast Du gemeinsam mit Patrick Lange, Boris Stein und Markus Thomschke trainiert. Wie gestaltet sich ein Trainingslager unter Konkurrenten?Ziemlich entspannt würde ich sagen. Wenn es in den Tagesablauf passte, haben wir uns – wir wohnten im Umkreis von 300 Metern – zum Schwimmen oder einem lockeren Morgenlauf verabredet. Auch einige längere Radeinheiten absolvierten wir gemeinsam. Da wir alle jedoch unterschiedliche Trainer haben, hat jeder die wirklich wichtigen Schlüsseleinheiten für sich gemacht. Aber das ist ja auch ganz normal. Abseits des Trainings haben wir gemeinsam gekocht, sind Essen oder Kaffee trinken gegangen oder einen lustigen Abend verbracht, bei dem es meist nicht um Triathlon ging. Außerdem tut es gut zu sehen, dass die anderen auch nur mit Wasser kochen und ich meinen eigenen Trainingszustand somit einordnen kann.

Mit welchen Gefühlen und Erinnerungen an letztes Jahr bist Du in Kona aus dem Flugzeug gestiegen?
Mit dem 18. Platz als Rookie bei den Profis war ich mehr als zufrieden. Ich versetze mich schon noch in bestimmte Rennsituationen von 2017. Der Wettkampf liegt mir, denn es wird sicher wieder sehr warm sein und das spielt mir in die Karten. Ich freue mich darauf. Sicherlich werden einige meiner Mitstreiter damit zu kämpfen haben, aber es ist die Weltmeisterschaft, und wer da nicht ans Limit geht, der wird letztendlich auch keinen Erfolg haben. Letztes Jahr hat mich gelehrt, dass ich konkurrenzfähig bin und mich nicht verstecken muss, auch wenn ich auf das Podium– realistisch gesehen – keine Chance habe. Ich habe gut trainiert, möchte am kommenden Samstag einen Schritt weitergehen und mich auf jeden Fall verbessern.

Welche Veränderungen hast Du sonst noch im Vorfeld vorgenommen?
Mein Physio Robin Olschewski ist mit vor Ort. Robin ist nicht nur mein Physiotherapeut, sondern auch sowas wie ein „Social Media Manager“ für die Zeit vor dem Rennen, mein Fahrer, Betreuer, Motivator und vieles mehr. Er ist wirklich eine große Hilfe. Darüber hinaus erhielt ich kurz vor meinem Abflug nach Texas das neue Zeitfahrrad von Merida, dass ich mit meinem Partner Staps auch noch auf der Bahn auf mich angepasst habe. Und ich muss sagen, ich bin mehr als zufrieden.

Interview: Klaus Arendt
Fotos: Robin Olschewski