Carsten im Brahm: 2 Tage Eingewöhnung müssen reichen

Carsten im BrahmAufgrund des späten Beginns der Schulferien in NRW hat Carsten im Brahm nach seiner Ankunft nur zwei ganze Tage Zeit, sich für seine Hawaii-Premiere an das Klima und die Zeitumstellung zu gewöhnen.

 

Carsten, in Frankfurt hast Du Dich zum ersten Mal für die WM auf Hawaii qualifiziert. Wenn Du an das Rennen in zurückdenkst, was lässt Dir im Vorfeld auf die World Championship noch einmal das Adrenalin in die Adern schießen?
Aus dem Rennen in Frankfurt ist mir in der Tat ein Schlüsselerlebnis in Erinnerung geblieben. Mein Vereinskollege rief mir bei Kilometer 33 auf dem Marathon zu, dass ich noch circa vier Minuten hinter den Top 10 in meiner Altersklasse liege. Daraufhin habe ich einen regelrechten Adrenalinschub bekommen, bin die letzten Kilometer wie im Rausch gelaufen und habe mir so die Hawaii Qualifikation gesichert.

Was ist das Besondere an den World Championship? Was bedeutet für Dich die allererste Teilnahme?
Ich habe meinen ersten Triathlon bereits 1992 im Alter von 19 Jahren absolviert und 1997 meine erste Langdistanz gefinished. Schon damals war ich von der WM auf Hawaii und dem Mythos begeistert. Die Übertragungen mit den Legenden Dittrich, Scott, Allen bis hin zum Sieg von Thomas Hellriegel 1997 habe ich live erlebt. Persönlich habe ich dann doch das Berufliche und Familiäre in den Vordergrund gestellt, sodass die Hawaii-Teilnahme bis zum heutigen Tag ein Traum blieb. Auf die Qualifikation habe ich mich nach zehn Jahren „Triathlon Pause“ die letzten fünf Saisons intensiv vorbereitet und meinen Masterplan erfolgreich umgesetzt, worüber ich extrem glücklich bin.

In Mettmann, Dortmund, Münster und Wuppertal leitest Du mehrere Hotels und Gastronomiebetriebe im American Style. Wie hast Du in diesem Jahr den Spagat zwischen Familie, Beruf und Training hinbekommen?
Diesen Spagat hinzubekommen war ein langer Prozess. Zwischen 30 und 40 war Triathlon für mich nicht machbar beziehungsweise ich habe für mich nicht den Weg gefunden, alles in Einklang zu bringen. Mit Ende 30 wog ich dann 20 Kilogramm zu viel und war frustriert darüber, meine Leidenschaft für den Triathlon nur noch am TV ausleben zu können. Ich wollte was ändern und habe mir den Masterplan gebastelt, der mit dem Job und der Familie kompatibel ist. Ohne eine verständnisvolle und unterstützende Familie sowie  entspannte Geschäftspartner wäre es allerdings nicht möglich gewesen.

Das Motel in Mettmann punktet durch themenbezogene Gästezimmer. Hast Du im Vorfeld auch „im Hawaii“ übernachtet, um in Südseestimmung zu kommen?
Da muss ich lachen – es ist wirklich eines unserer schönsten Zimmer, und ja, ich habe tatsächlich auch darin übernachtet ! Wir haben die Ideen zu den US-Themenzimmern selbst kreiert und Hawaii ist klar meiner Passion zum Triathlon geschuldet.

Mit welcher Erwartungshaltung gehst Du in das Rennen?
Hawaii ist für mich der Abschluss einer unfassbaren Saison. Ich möchte alle Eindrücke mitnehmen, das Rennen und die Atmosphäre genießen. Aber auch sportlich bin ich fit und motiviert um ein gutes Rennen abzuliefern.

Wie sehr belastet Dich Jetlag im Allgemeinen? Wie gehst Du mit dem Zeitunterschied von 12 Stunden um? Wie viel Tage wirst Du vorher anreisen?
Zum Glück hatte ich bisher wenig Probleme mit dem Jetlag. Aufgrund der Herbstferien und meiner zwei schulpflichtigen Töchter kommen wir erst am Mittwoch vor dem Rennen auf Big Island an. Es ist sicher nicht optimal, aber leider nicht anders machbar.
Da ich 2017 bereits als Zuschauer in Kona dabei war, sind mir die Wege vor Ort glücklicherweise vertraut.

Wie bereitest Du Dich auf die Hitze vor?
Hitze ist mein Ding. In Roth 2014 hatte ich 36 Grad und ein Jahr später in Frankfurt 40 Grad ! Ich mache mir keine Sorgen und streue gerade ein paar Rolleneinheiten ohne Ventilator in der Waschküche ein. Außerdem plane ich detailliert meine Ernährungsstrategie für den Renntag.

Und wie werden Deine letzten Trainingseinheiten auf Hawaii aussehen?
Die wird es, außer dem Bike Ckeck und einer kurzen Aktivierung, nicht geben. Dafür reisen wir einfach zu spät an.

Hast Du die Reise individuell über das Reisebüro gebucht oder Dich einer Reisegruppe anvertraut?
Wenn ich im letzten Jahr nicht bereits vor Ort gewesen wäre und es die Besonderheit der späten Anreise nicht gäbe, hätte ich sicher über Hannes gebucht. So habe ich es dann doch individuell geplant und ein schönes Appartement am Ende vom Ali’i Drive gebucht.

Welche Rolle nimmt Deine Familie vor Ort ein?
Es ist definitiv eine Familienreise, mit der wir uns für all die zeitlichen Entbehrungen der vergangen Wochen belohnen werden. Die Anspannung in der Familie ist fast größer als bei mir selbst. Ich freue mich extrem auf die Unterstützung der Familie am Renntag.

Womit verbringst Du in Kona die trainingsfreie Zeit? wie entspannst Du Dich?
In meinem Fall ist es eher wichtig, die Spannung bis zum Abflug hoch zu halten und auf Big Island alles konzentriert abzuhaken, was vor dem Startschuß noch organisiert werden muss. Ich werde den Tag / Nacht Rhythmus bereits zu Hause etwas verschieben und versuche dann den Hinflug als mentale Vorbereitung zu nutzen. Mal sehen ob es klappt.

Welche touristischen Highlights von Big Island wirst Du Dir nach dem Rennen anschauen?
Nach dem Rennen machen wir auf Big Island und Kauai Urlaub und werden beide Inseln mit dem Mietwagen erkunden. Mauna Kea und der Vulcano National Park werden dabei sicher zu den Highlights gehören.

Auf was musstest Du in den letzten Wochen am meisten verzichten? Worauf freust Du Dich nach dem Rennen am meisten?
Der größte Verzicht vor so einem Saisonhighlight ist sicher die gemeinsame Zeit mit der Familie und den Freunden, wenn die Wochenenden durch das Training getaktet sind.
Auf die Teilnahme an der WM und die anschließenden zwei Wochen Urlaub auf Hawaii freue ich mich definitiv am meisten. Und natürlich mal ohne Struktur ein paar Wochen ins Land gehen zu lassen.

Interview: Klaus Arendt
Foto: Privat