Bei seiner Langdistanzpremiere im vergangenen Jahr feierte Andi Dreitz in Italien auf Anhieb seinen ersten Ironman-Erfolg und legte damit die Grundlage für seine erste Hawaii-Qualifikation.
Andi, Du startest zum ersten Mal im Glutofen von Hawaii. Im vergangenen Jahr warst Du bereits als Triathlon-Tourist vor Ort. Wie hilfreich ist dies in der unmittelbaren Vorbereitung?
Es ist absolut Gold wert, die einzelnen Wege zu kennen, zu wissen, wo ich was bekomme und wo ich zu welcher Uhrzeit mein Training am besten durchführen kann. Und dabei spielen selbst so Kleinigkeiten eine nicht unbedeutende Rolle, wo sich Ampeln und Stoppstraßen befinden. Nach letztem Jahr hatte ich einen Riesenrespekt vor dem Klima und der Zeitumstellung. Allerdings bin ich nach meiner Ankunft am vergangenen Donnerstagabend positiv überrascht, dass ich jede Nacht deutlich besser geschlafen habe als die beste Nacht von vor zwölf Monaten. Ich fühle mich gut angekommen und bin bereit für das Rennen.
Wie gehst Du generell mit Hitze und Luftfeuchtigkeit um?
Beim Radfahren ist das aufgrund des doch kühlenden Fahrtwindes für mich noch relativ unproblematisch, aber beim Laufen muss ich schon sehr darauf achten, die Körperkerntemperatur möglichst nicht ansteigen zu lassen. Ich werde im Rennen jede Möglichkeit ergreifen, mich mit Schwämmen, Wasser und Eis zu kühlen. Mein neuer Ausstattungssponsor René Rosa optimierte dafür meinen neuen Einteiler mit zusätzlich eingenähten Taschen im Lendenbereich, in denen ich Eis zum Kühlen der Hauptschlagadern platzieren kann. Und auch meine Kappe besitzt etwas Vergleichbares.
Deine unmittelbare Wettkampfvorbereitung erfolgte auf Gran Canaria. Warum gerade dort?
Gran Canaria ist meine Lieblingsinsel, auf der man extrem gut trainieren kann. Sie ist landschaftlich unheimlich schön, vor allem aber genieße ich die Ruhe, die die Berge ausstrahlen. Aber das bedeutet auch, dass man zunächst hinauf muss, und das machen dort glücklicherweise nicht allzu viele Menschen. Seit 2014, als ich mich im Vorfeld der Challenge Bahrain dort ebenfalls vorbereitet hatte, bin ich regelmäßig auf Gran Canaria. Gemeinsam mit Manuel Küng und Henry Beck waren wir diesmal eine kleine, aber feine Squad, die super harmonierte und mich auf jeden Fall auch entsprechend pushte.
Aufgrund von Problemen im Lendenwirbelbereich musstest Du Deine Teilnahme an der 70.3 WM in Südafrika absagen. Bist Du inzwischen wieder beschwerdefrei?
Ich wäre schon gerne in Port Elizabeth dabei gewesen, schließlich war in den letzten Jahren die 70.3 WM immer mein Saisonhöhepunkt. Da Letzterer aber in diesem Jahr woanders liegt, fiel mir deshalb die Entscheidung auch nicht sonderlich schwer. Die Verletzung habe ich glücklicherweise durch sehr viel Gymnastik, Dehnen und Physiotherapie in den Griff bekommen, sodass ich ab Anfang September wieder komplett schmerzfrei trainieren konnte. Natürlich ist es sehr unbefriedigend, wenn eine Besserung nur langsam spürbar ist und gefühlt ein bis zwei Wochen Trainingszeit verloren gehen. Aber ich sehe das positiv, weil ich dadurch ausgeruht meinen letzten Trainingsblock bestreiten konnte.
Wie gehst Du mit den sicherlich zahlreichen Tipps Deiner Teamkollegen für die bevorstehende Premiere um?
Das ist schon ein unheimliches Privileg und eine große Hilfe, auf die Erfahrungen von so vielen erfolgreichen aktuellen und ehemaligen Teammitgliedern Ratschläge zu erhalten. Allerdings muss man damit auch immer ein wenig vorsichtig umgehen, denn nicht all das, was bei dem einen erfolgreich war oder auch nicht, trifft auch auf mich zu. Es gibt einfach kein Geheimrezept. Jeder muss schauen, wie er am besten den Schlüssel für seinen Erfolg findet. Insofern höre ich mir alle Tipps an, um darauf aufbauend mein eigenes Urteil zu bilden.
Du wirst auf deiner Reise nach Hawaii von Deiner Freundin begleitet. Welche Rolle nimmt sie ein?
Isabell entlastet mich, wo es nur geht. Das fängt beim Organisieren von Terminen an und endet beim gemeinsamen Kochen. Im Rennen selbst wird sie mir auch die Zwischenzeiten und Abstände durchgeben.
Worauf wirst Du in der Rennwoche ernährungstechnisch besonders achten?
Von Montag bis Mittwoch verzichte ich weitestgehend auf Kohlenhydrate, nehme dafür viel Proteine zu mir. Am Donnerstag und Freitag stehen dann die Kohlenhydrate im Vordergrund, damit ich am Samstag mit gut gefüllten Speichern meine Premiere feiern kann. Hinsichtlich der Wettkampfernährung habe ich gemeinsam mit meinem Trainer Rainer Skutschik meine beiden Langdistanzen in Italien und Roth analysiert. Wir werden auf diesem Gebiet nur kleinere Anpassungen vornehmen.
Womit verbringst Du in Kona die trainingsfreie Zeit? Wie entspannst Du Dich abseits des Trubels am besten?
So viel freie Zeit habe ich neben Training, Regeneration, Medien- und Sponsorenverpflichtungen gar nicht. Ich werde mir ein paar Zeiten ganz bewusst freihalten, um auch mal in leicht klimatisierten Räumlichkeiten zu entspannen. Erkundungstouren auf der Insel verschiebe ich auf die Tage nach dem Wettkampf.
Womit belohnst Du Dich nach einem für Dich perfekten Rennen?
Da habe ich mir bislang noch gar keine Gedanken drüber gemacht. Schließlich kommt erst die Arbeit. Das muss ich mir noch überlegen, aber ich hoffe, dass es was Cooles wird.
Letzte Frage: Und mit welcher persönlichen Erwartungshaltung nimmst Du das Rennen auf?
Mein Ziel ist eine Top-10-Platzierung, denn das bedeutet Preisgeld. Ich möchte gerne mit einer positiven Bilanz nach Hause fliegen und nicht nur Lehrgeld bezahlen. Definitiv gebe ich mich nicht nur mit einem Finish zufrieden, sondern werde auch an meine Grenzen herangehen. Das klappt hoffentlich, kann aber auch daneben gehen. Aber nichtsdestotrotz komme ich auch hierhin, um zu lernen, um es im nächsten Jahr besser zu machen.
Interview/ Foto: Klaus Arendt