Der Xterra Germany in Zittau ist und bleibt einer der besten Triathlons in Deutschland und ist im Cross-Triathlon das Maß aller Dinge. Was Benno Schwager und seine exzellente Crew seit 18 Jahren jedes Mal auf die Beine stellen, ist ganz großes Kino.
Jedes Mal, wenn ich die 680 Kilometer von zuhause nach Zittau fahren soll, graut es mir davor. Zwei Stunden Fahrtzeit – gar kein Problem! Aber sechs Stunden? Und jedes Mal, wenn ich dann angekommen bin, freue ich mich riesig, diese Strecke auf mich genommen zu haben.
Rekord-Teilnehmerfeld
Auch dieses Jahr wurden wieder sämtliche Rekorde gebrochen. 1.441 Starter waren an den verschiedenen Rennen vom Kids Race bis zu „den Großen“ am Start. Darüber hinaus wurde die Veranstaltung mit dem Status der Xterra European Championship geadelt und ist außerdem ein sogenanntes Gold Race der Xterra Global Tour. Damit einher gingen auch jede Menge Preisgeld für die Profis. Und so war fast alles da, was in der Cross-Triathlon-Szene Rang und Namen hatte. Der Rennfavorit dieses Jahr war sicher Bradley Weiss aus Südafrika, der amtierende Xterra World Champion. Bei den Frauen scheint die Ungarin Brigitta Poor zur Zeit fast unschlagbar.
Wie zu erwarten war es heiß und sonnig und sehr staubig. Hatte ich schon erwähnt, dass es sehr heiß war? Die Strecke war so trocken, staubig und schnell wie noch nie. Tatsächlich konnten wir direkt von der After Race-Party einen lodernden Waldbrand an der anderen Seeseite bestaunen. Allerdings sind die Zeiten über die Jahre nie ganz vergleichbar, da Teilabschnitte immer wieder ein Stückchen optimiert werden. Bestes Beispiel war dieses Jahr die Laufstrecke, die zum ersten Mal nicht um den See führte, sondern komplett zu einem Zwei-Runden-Kurs durch den Wald verändert und dadurch deutlich crossiger und anspruchsvoller wurde.
Xterra European Championship: der Rennverlauf
Die Distanzen: 1,5 km Schwimmen, 36 km MTB (1.160 Höhenmeter) und 10 km Laufen.
Mein Zimmernachbar Jens Roth (der amtierende Deutsche Meister) war wie immer first out of the water, gefolgt von einer Gruppe mit fast allen Favoriten: Roger Serrano (ESP), Maxim Chance (FRA), Bradley Weiss (RSA) und Sam Osborne (NZL). Kaum auf den Mountain Bikes, schloss Weiss die kleine Lücke rasch und sprengte die Führungsgruppe. Ihm folgen konnte lediglich der Spanier Serrano, sodass die Beiden auch die zweite Wechselzone mit einem 90 Sekunden-Polster auf die Verfolger gemeinsam erreichten. Das reichte für Weiss, den Sieg souverän nach Hause zu laufen, während Serrano noch vom heranstürmenden Neuseeländer Sam Osborne gestellt wurde. Die Deutschen Starter spielten leider an diesem Tage gar keine Rolle und alle Führenden der DM in Schalkenmehren vor 3 Wochen waren weit hinten im Profi-Feld zu finden (Malte Plappert 11., Peter Lehmann 15., Veit Hönle 19., Jens Roth 26. und Hannes Wolpert 28.).
Bei den Frauen führte die Britin Nicole Walters das Feld nach dem Schwimmen an mit einem 40 Sekunden-Vorsprung vor der Rennfavoritin Poor aus Ungarn. Dahinter die Österreicherin Carina Wasle und die Neuseeländerin Lizzie Orchard (1:15), gefolgt von Helena Karaskova (ex Erbenova) (3:30). Brigitta Poor übernahm die Führung kurz vor dem Hochwald, dem höchsten Punkt der Strecke (735 m). Im extrem technischen und steilen Downhill riss sie ein Loch zur Britin und baute ihre Führung bis zur T2 auf komfortable drei Minuten auf Wasle und vier Minuten auf Karaskova aus. Das sollte ihr für den Sieg reichen. Dahinter lief eine entfesselte Karaskova auf den letzten Metern noch an Wasle vorbei, um sich in ihrem letzten Xterra-Rennen mit der Silbermedaille zu belohnen. Beste Deutsche wurden Marie Döring auf Rang 9 und Beate Reitwießner fünf Plätze dahinter.
Bildergalerie Xterra European Championship
Und ich?
Die deutschen Agegrouper konnten – zahlenmäßig klar führend im Heimatland – zahlreiche Medaillen erringen, und auch ich wurde nach meinem rabenschwarzen Tag bei der DM in der Eifel mit einem zweiten Platz hinter dem überragenden Österreicher Gerald Will belohnt.
Fazit
Insgesamt ist die Rennerfahrung im Zittauer Gebirge vollkommen auf dem Niveau einer Ironman- oder Challenge-Veranstaltung angekommen – allerdings für einen Bruchteil der Kosten. Man kann jedem, der sich zutraut, mit einem Mountainbike einen technisch leicht herausfordernden Singletrail zu meistern, nur raten, sich dem Abenteuer Cross-Triathlon zu stellen. Weniger Menschen, keine völlig überteuerten Startgelder und Sonderzahlungen, keine Windschatten-Fahrerei und herzliche, gastfreundliche Organisatoren. Dazu viel mehr Spaß als auf der Straße und eine große Familie leidenschaftlicher Athleten. Probiere es aus!
Text: Jörg Schneider
Fotos: O-See Challenge