In den letzten Monaten war es ruhig um Franz Löschke. Still und heimlich hat er sich nach einer langwierigen Verletzung auf den Ironman Hamburg vorbereitet.
Franz, vor fünf Monaten habe ich auf der Triathlon Convention in Langen einen ziemlich frustrierten Franz Löschke angetroffen. Mit welcher Verletzung musstest Du Dich herumschlagen und kennst Du mittlerweile auch deren Ursachen?
Im Februar bekam ich die Diagnose: Schambeinentzündung. Diese Art von Verletzung hat keine eindeutige Ursache. Definitiv kann ich sagen, dass nach meinen beiden Ironman 70.3-Rennen in Miami und eine Woche später in Austin meine Saisonpause von nicht einmal zwei Wochen zu kurz war. Außerdem war ich nicht immer so konsequent in meiner Nachbereitung des Trainings und meine Gegenspieler auf muskulärer Seite waren einfach zu schwach, welche den Zug am Schambein verstärkten.
Wir hast Du diese sicherlich nicht einfache Zeit überstanden?
Da die Saison mit dem DTU-Leistungstest in Saarbrücken vor der Tür stand und eine Schambeinentzündung eine langwierige Angelegenheit sein kann, war ich natürlich am Anfang geknickt. Als mir dann aber gesagt wurde, dass ich alles trainieren kann, was keine Schmerzen bereitet, war ich als Sportsüchtiger wieder happy. Wir mussten auch gar nicht so sehr auf Alternativtraining zurückgreifen, sondern sind besonders die Schwachstellen angegangen. In dieser Zeit habe ich mich auch in mehreren Themenfelder weitergebildet und habe die etwas gewonnene Zeit sinnvoll genutzt.
Dein letzter Wettkampf liegt mittlerweile ein Dreivierteljahr zurück. Am 29. Oktober hast Du in Austin den 70.3 gewonnen. Wie fühlt sich der Sieg nach dieser schweren Zeit und Abstand an?
Der Sieg in Austin fühlt sich immer noch toll an, zumal ich eine Woche davor in Miami schon Zweiter wurde und mein Regenerationskonzept voll aufging. An den ersten Sieg denkt man immer gerne zurück und speziell die Bedingungen bei dem Rennen.
Am Sonntag bestreitest Du in Hamburg Deine erste Langdistanz. Mit welcher Erwartungshaltung nimmst Du das Rennen auf?
Angst habe ich keine, ich bin nur sehr gespannt darauf, was im Körper und Kopf über diese lange Zeit alles passiert. Außerdem habe ich von Frodo gelernt „Expect nothing, achieve everything“.
Vor welcher Disziplin hast Du am meisten Respekt?
3,8 km bin ich schon schnell geschwommen. Einen Marathon schon schnell gelaufen. Nur 180 km bin ich noch nicht mal im Grundlagenbereich im Training gefahren. Aufs Radfahren bin ich sehr gespannt.
Jetzt fällt allerdings das Schwimmen aus!
Natürlich ist das für alle Starter schade, jedoch habe ich selbst grundsätzlich nichts gegen die Kombination aus Laufen, radfahren und Laufen, zumal ich gute Erfahrungen mit Duathlons gemacht habe. Aber eine Duathlon-Langdistanz kann nochmal anspruchsvoller werden und die Taktik beeinflussen. Jedoch müssen jetzt alle da durch.
Du hast es ebenfalls geradeangesprochen, wie sehr hilft Deine Marathon-Erfahrung aus 2013, als Du in Frankfurt den Stadtmarathon in 2:22:12 absolviertest?
Bisher hatte ich bei meinen beiden Marathonläufen nie einen Einbruch oder das der berühmte Mann mit dem Hammer kam. Wenn ich geduldig bin und mich auf mein Pacing konzentriere, kann das ein gutes Rennen werden.
Seit Juli 2017 wirst Du von Philipp Seipp trainiert. Was hat sich gegenüber Deiner Kurzdistanzzeit verändert?
Die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten, weil beide Philosophien, ob von Ron Schmidt oder Philipp erfolgsversprechend und individuell sind. Das Training ist auf alle Fälle nicht so umfangreich wie vorher und es gibt kein klassisches 2:1:3:1 Belastungs- und Entlastungswochenkonzept.
Und welche Veränderungen/ Optimierungen hast Du auf dem Gebiet Deines Equipments und der Aerodynamik vorgenommen?
Mit Fe226 habe ich einen Partner gewonnen, der einen sehr guten aerodynamischen Rennanzug hat. Ansonsten habe ich weder Bahn-, noch Windkanaltests gemacht. Mit Philipp habe ich eine gute Einstellung am Zeitfahrrad vorgenommen. Es hat sich gelohnt, denn mit meinem Kumpel Benni habe ich das Barnewitzer Paarzeitfahren gewonnen. Und damit auch alles rund läuft, haben am Dienstagabend meine Nachbarinnen noch meine Armpolster und Radschuhe umgenäht.
Franz, ich wünsche Dir bei Deiner Langdistanz-Premiere viel Erfolg.
Hinweis zum Ironman Hamburg
Aufgrund einer potenziell gesundheitsgefährdenden Blaualgenkonzentration in der Alster entfällt der 3,8 Kilometer lange Schwimmauftakt. Stattdessen wird ein 6-Kilometer-Lauf stattfinden.
Interview: Klaus Arendt
Foto: Fe226