Drei Tage Triathlon in allen Varianten – das ist Trimotion: Nach dem fulminanten Auftakt des Speed Team folgten die Hauptrennen über 55.5 und 111 Kilometer. Insgesamt nahmen rund 500 Athleten aus 13 Nationen im Nachbarland teil.
Saalfelden-Leogang
Saalfelden…das kennst Du doch irgendwoher. Na klar, da bin ich schon zwei Mal auf dem Weg zum Ironman 70.3 im benachbarten Zell am See gefahren. Eine wunderschöne Gegend – wie erschaffen für einen Triathlon! Der Ritzensee ist an Idylle kaum zu übertreffen, die Wechselzone, das Schloss für die Startunterlagen, das Event-Zelt – alles liegt gut erreichbar direkt am See. Dazu gab es auch ausreichend Parkplätze fußläufig erreichbar – ein Traum! Und bei der fantastischen Landschaft kann man glatt ins Schwärmen kommen. Die Strecken? Die Radstrecke hat es in sich: Wie man dies in so einer Landschaft fast vermuten kann, ist sie alles andere als flach. Marino Vanhoenacker nennt sie später „ehrlich“, und wenn das von so einer Radmaschine kommt, weiß man bescheid. Kernelement ist dabei die „Wand von Breitenbergham“, die ihrem Namen alle Ehre macht. Entsprechend wird schon auf der Website empfohlen, eine Bergübersetzung aufzuziehen. Glücklicherweise für mich, geht es beim Laufen ähnlich zur Sache, vor allem der erste Kilometer hat es in sich.
Triathlon-Spektakel
Das Spektakel beginnt am Freitagabend mit dem „Speed Team“, einem furiosen Staffel-Triathlon, in dem Zweier-Teams bestehend aus Schwimmer und Läufer jeweils drei Mal 200 Meter schwimmen und einen Kilometer laufen. Das ganze bietet einen spannenden Mix aus roher Geschwindigkeit und Teamgeist. Zuvor schon hatte ich die Startunterlagen im Schloss Ritzen direkt am schönen Ritzensee abgeholt und sofort bemerkt, wie die Österreicher es immer wieder schaffen, einen positiv zu überraschen. Lauter überaus freundliche Menschen empfangen einen, lesen einem förmlich jeden Wunsch von den Lippen ab und das Startpaket ist erstaunlich prall gefüllt für einen vergleichsweise günstigen Wettkampf.
Am Samstag dann ist Race Day. Die beiden Hauptbewerbe gehen über die „Langdistanz“ von 111 Kilometer mit dem ungewöhnlichen, radlastigen Format über einen Kilometer Schwimmen, 100 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen. Die 55.5-Distanz ist demnach exakt halb so lang. Da ich erst Anfang März erst ins Training eingestiegen bin, entschied ich mich für den 55.5 und war sehr froh darüber. Über beide Strecken waren eine ganze Reihe starker Jungs und Mädels gemeldet, mit dem Superstar Marino Vanhoenacker über die 111-Distanz. Bink war vor gerade drei Wochen das Kunststück gelungen, mit fast 42 Jahren noch den Ironman Australia in Port Macquarie gegen starke Konkurrenz zu gewinnen. Dementsprechend war er sich auch nicht sicher, wie gut die Regeneration vorangeschritten war und ob er den Titel aus dem Vorjahr verteidigen könnte.
Um 13 Uhr war es dann soweit: es erfolgte der Start der 111er. Um 13:35 Uhr gingen dann die 55.5er auf die Strecke, dicht gefolgt von den Fun-Teams, die als Dreier-Staffel über 500 Meter Schwimmen, eine 16,7 Kilometer-Radrunde und eine 5 Kilometer lange Laufrunde geschickt wurden.
Das Rennen aus meiner Sicht
Vor dem Start schon fällt auf, warum ich immer mehr die großen „Marken-Triathlons“ mit tausenden Athleten, überteuerten Startgeldern und riesigem Aufwand (Stichwort: Vorabend-Check-in) meide. Alles läuft hier ultra-entspannt, wie in den „guten, alten Zeiten“.
Nachdem ich den Start und das gesamte Schwimmen der 111er bequem mitverfolgen konnte, lief ich mich im Rahmen meiner Möglichkeiten – ich hatte mal wieder „Hüfte“ – etwas warm. Dann rein in den Neo, der trotz kuscheliger 20,4°C erlaubt war und ein wenig einschwimmen. Pünktlich erfolgte dann der Start, den ich mal wieder etwas verschlafe. Bei einer so kurzen Schwimmstrecke sollte man eigentlich Vollgas geben, aber ich kann einfach nicht schneller. So erreiche ich den Strand nach knapp acht Minuten als 17. und mache mich auf den Weg durch die Wechselzone. Hier läuft alles perfekt, wie bei den großen Events. Wechselbeutel Swim/Bike selbst abholen, wechseln im Zelt, raus auf das Rad.
Da passiert mir ein kleines Malheur: Der linke Schuh löst sich, schlägt unten am Boden auf und löst eine unglückliche Kettenreaktion aus. Zuerst löst sich der rechte Schuh auch noch, dann zieht es irgendwie den Verschluss-Draht raus und die Kette springt dabei auch noch ab. Selbstverständlich ziehen derweil ein gefühltes Dutzend Athleten vorbei, während ich die Kette auflege, aufsteige und versuche, während der Fahrt bergauf den Draht reinzupfrimeln. Auch das gelingt mir und ich habe dann auch den schlechtesten ersten Bikesplit weit und breit. Wie immer brauche ich viel zu lang, um meinen Rhythmus zu finden, aber letztlich läuft es dann doch ganz gut. Am dritten Anstieg hoch nach Breitenbergham denke ich dann aber doch, dass ich das nicht gern noch weitere drei Mal machen würde. Die etwas ruppige Asphaltdecke auf Teilen der Radstrecke wird im Rennen als gar nicht so schlimm erlebt, wie beim Abfahren. Alles läuft gut und ich erreiche heil die zweite Wechselzone.
Gleich geht es hinaus und bereits nach 300 Metern laufe ich durch die erste Verpflegung. Vorbildlich, gerade an einem heißen Tag! Danach geht es recht steil bergan auf einem wunderbaren, weichen Trail durch den Wald und nach dem ersten Wendepunkt ebenso bergab. Danach wartet die zweite Schleife rund um den See, nun etwas weniger hügelig. Ich kann trotz aufkommender Schmerzen in der Hüfte und Wade noch ein recht ordentliches Tempo gehen und wie gewohnt einige Athleten überholen. Der Sieg in der Altersklasse Masters 50 ist mit einem 14. Platz overall recht souverän erreicht und kurz nach mir liefern sich die beiden erstplatzierten Mädels einen ordentlichen Kampf. Im Ziel teilt die Siegerin Franziska Arnhofer artig ihren Riesenhumpen Bier mit der Zweitplatzierten Doris Gschwantl und mir – welch köstliche, eiskalte Dusche! Derweil sind die männlichen Sieger schon eine Weile im Ziel: Auch hier gab es ein Spitzen-Duo, in dem sich Niklas Hirmke (U-23) gegen Sebastian Neef durchsetzen konnte.
Im Ziel
Dann ging es zum wunderbar üppigen After Race-Büffet und danach zur Dusche und Massage, die ebenfalls direkt auf der anderen Seeseite fußläufig erreichbar war. Derweil macht Marino den Sieg souverän vor Matthias Knossalla klar, während bei den Damen Beatrice Weiß ebenfalls überlegen siegt. Damit bleibt das oberste Treppchen fest in der Hand des Pewag Racing Teams. Nach dem Auschecken des Rades geht’s zurück zum Hotel, ein wenig chillen und nach einem gepflegten Dinner fahren wir nochmal rüber zur Siegerehrung. Kurioserweise haben es die Trophäen nicht rechtzeitig zur Siegerehrung geschafft, aber das stört im Grunde niemanden so richtig.
Den Abschluss findet ein reichhaltiges Triathlon-Wochenende dann am Sonntag, wo ich noch eine kurze Ausroll-Runde mit dem Rad ins Tal Richtung Filzensattel mache und dann die Kids bei den diversen Kids -Triathlons anfeuere. Sie dürfen Distanzen von 25 Meter Schwimmen/400 Meter Laufen (für die Kleinsten) bis hin zu 400 Meter SSchwimmen/ 3 Kilometer Laufen (für die Älteren) absolvieren und haben sichtlich Freude an der Bewegung. Marino zeigt sich auch hier von seiner äußerst professionellen Seite (von dem sich so einige sogenannte Profis eine Scheibe abschneiden könnten) und assistiert den Kindern.
Fazit
Ein wunderbar rundes Triathlon-Wochenende in einer einzigartigen Landschaft, die wie gemacht ist für unseren geliebten Sport. Ein paar Kleinigkeiten, die es aus meiner Sicht zu verbessern gibt, aber eine insgesamt super Veranstaltung für einen äußerst fairen Preis.
weitere Informationen und Ergebnisse
Text: Jörg Schneider
Fotos: trimotion.at und privat