Triathlet Christian Haupt ist der beste Beweis dafür, dass man spät mit Schwimmen und Triathlon anfangen und dennoch sehr erfolgreich sein kann. Erst vor vier Jahren kam der 37-Jährige zum Triathlon – nächstes Jahr wird er als Triathlon-Profi seine Rennen bestreiten.
Christian, stell dich am besten selbst kurz unseren Lesern vor – wer bist du und wie lange machst du schon Triathlon?
Ich bin 37 Jahre alt und arbeite bei der Landesverwaltung. In der Jugend bin ich Mountainbike gefahren. Nach einem Lungenriss habe ich mehrere Jahre mit dem Sport aufgehört. Mit Mitte zwanzig kam ich vom Fußball zum Laufen. Ich war immer komplett außer Atem, was mich total genervt hat, weil ich das aus meiner Zeit als Mountainbiker anders kannte. Das war der Moment, als ich mich entschloss, etwas für meine Kondition zu tun. Kurz danach hat mich der Freund meiner Schwester überredet, beim Halbmarathon in Hannover zu starten. Dort bin ich direkt 1:27 Stunden gelaufen. Von da ab war ich infiziert. 2011 hat mich ein Kumpel, der in der Triathlon-Bundesliga startete, überredet, einen Duathlon zu machen. Ich war häufig verletzt und habe viel auf dem Rad trainiert, wenn ich nicht laufen konnte. Das Ergebnis war, dass ich bei meinem zweiten Duathlon in Gijón Vizeweltmeister in der Altersklasse wurde. Eigentlich hätte ich in diesem Jahr auch gerne meinen ersten Triathlon gemacht, aber daraus wurde verletzungsbedingt nichts. 2012 wollte ich unbedingt mit Triathlon beginnen. Über den Winter machte ich große Fortschritte im Schwimmen. Doch dann erkrankte ich schwer an Pfeifferschen Drüsenfieber. Ich war lange krankgeschrieben und konnte ein knappes Jahr lang gar keinen Sport machen. Meinen ersten Triathlon habe ich im Juni 2013 gemacht. Es war der Wasserstadt Limmer Triathlon. Dort bin ich gleich auf der Mitteldistanz gestartet. Das war etwas unvernünfitg und das Rennen ist dementsprechend ausgegangen. Nachdem ich als Dritter vom Rad gestiegen bin, musste ich nach 11 Kilometern gehen, weil ich Achillessehnenprobleme bekam. Aussteigen war aber keine Option. Ich bin die restliche Strecke gegangen.

Wo siehst du deine sportlichen Stärken und Schwächen?
Da ich erst im Jahr 2011 Kraulen gelernt habe, ist das Schwimmen meine Schwäche. Allerdings arbeite ich sehr hart daran, dieses Defizit zu minimieren. Meine Rad- und Laufleistung waren in den vergangenen Jahren ziemlich ausgeglichen. Anfangs war ich auf dem Rad stärker, jetzt ist tendenziell das Laufen besser. Der Grund für diese Entwicklung ist, dass ich endlich verletzungsfrei laufen kann. Das habe ich mit meinem Trainer Mario Schmidt-Wendling wirklich gut in den Griff bekommen. Trotzdem ist alles ein fragiles System bei mir.

Du hast zum zweiten Mal deine Alertsklasse auf Hawaii gewonnen. 2017 konntest du das Rennen mit 8:55:28 Stunden als bester Amateur overall beenden? Warum liegt dir Hawaii so gut oder hast du besondere Tricks für das Rennen?
Ich glaube in der Tat, dass mir Hitzerennen besonders gut liegen. Ich habe das Gefühl, dass die anderen mehr unter der Wärme leiden als ich. Warum das so ist, ist schwer zu sagen. Ich bereite mich allerdings sehr genau auf die Rennen vor. Ich mache mich immer über die klimatischen Bedingungen schlau und versuche, mich bestmöglich darauf vorzubereiten. Für Hawaii habe ich daher auch bei warmem und gutem Wetter auf die Rolle gesetzt, um das Schwitzen gezielt zu trainieren. Was das bei harten Einheiten bedeutet, muss ich wohl keinem erklären. Zudem habe ich in den letzten beiden Jahren ein Sommertrainingslager in der Toskana gemacht, um mich an die Hitze zu gewöhnen. Darüber hinaus war ich in den letzten Wochen vor dem Abflug auch häufig in der Sauna, weil dieses Jahr das Wetter zuhause nicht so gut war.
2018 willst du mit Ende Dreißig als Profi durchstarten. Was heißt das genau für deinen Alltag?
Da ich arbeite, nutze ich jede zeitliche Lücke, die sich bietet. Glücklicherweise haben wir bei Hannover 96 zweimal in der Woche Frühtraining. So lässt sich das Schwimmen mit dem Arbeitsweg verbinden. Ich versuche zudem soweit es der Job zulässt, einmal in der Woche eine Laufeinheit in der Mittagspause zu absolvieren. Einmal unter der Woche steht zudem Radtraining auf dem Programm. Das bedeutet, früh Feierabend zu machen. Die Wochenenden sind natürlich trainingsintensiver. Meine Freunde, die keinen Sport machen, haben glücklicherweise Verständnis dafür, dass es ein wenig Planung benötigt, wenn man sich trifft. Der ganz normale Triathletenwahnsinn also.
Wie willst du dein Leben als Profi finanzieren?
Aktuell arbeite ich noch Vollzeit und habe dazu noch einen Nebenjob. Das wird sich aber ab dem Frühjahr ein wenig ändern. Ich werde die Stunden reduzieren, um mehr Kapazitäten für das Training und die Regeneration zu haben. Mein Arbeitsumfang wird sich so um die 36 Stunden pro Woche einpendeln, wenn ich nicht noch einen Sponsor finde, der mich finanziell unterstützt. Chancengleichheit in Sachen Trainingszeit zu anderen Profis schaffe ich so zwar nicht, aber ich werde alles geben und sehen, was dabei herauskommt. Ich mache das alles eher, weil ich richtig Bock drauf habe.
Wie viel Luft nach oben denkst du hast du noch? Und wie willst du dein Training künftig gestalten, um noch schneller zu werden?
Ich habe mich in den letzten Jahren in allen drei Disziplinen ständig verbessert. Darum bin ich mir sicher, dass ich immer noch Reserven habe. Im Schwimmen arbeite ich aktuell besonders hart, um noch schneller zu werden. Hierfür gehe ich momentan fünf bis sechs Mal pro Woche ins Wasser. Dazu will ich im nächsten Jahr mehr auf dem Rad trainieren. Beim Laufen habe ich dieses Jahr schon deutlich bessere Läufe gehabt, als es der Split auf Hawaii vermuten lässt. In Gdynia bin ich beispielsweise eine 1:15 Stunden auf der Mitteldistanz gelaufen und die Strecke war nicht besonders leicht. Daher denke ich, dass ich auch beim Laufen noch mehr abrufen kann. Der Schlüssel dafür ist allerdings, weiterhin verletzungsfrei zu bleiben. Das zeigt mir die Vergangenheit ganz klar auf.

Steckbrief:
Name: Christian Haupt
Geburtstag: 30.05.1980
Trainer: Mario Schmidt-Wendling
Verein: Hannover 96
Erfolge 2016:
1. Platz Altersklasse 35-39 und 4. Agegrouper Ironman Hawaii
2. Platz Altersklasse 35-39 Challenge Walchsee (Europmeisterschaft)
Sieger Nordseeman Wilhelmhaven
Sieger Bodenfelde Triathlon
Erfolge 2017:
1. Agegrouper beim Ironman Hawaii
1. Agegrouper Ironman 70.3 Gdynia
1. Platz AK 35-39 und 2. Agegrouper beim Ironman 70.3 Rügen
1. Platz AK 35-39 und 3. Agegruper beim Ironman 70.3 Luxemburg
Sieger Maschsee Triathlon
Interview: Meike Maurer
Aufmacherfoto: Julius Bracke