Die interessantesten Aspekte sind ja oftmals die, die sich nicht sofort offenbaren. Vielmehr also die Dinge, die man sich erarbeiten, oder anders ausgedrückt, die man auf sich wirken lassen muss. Das gilt vielleicht auch für die größte der kanarischen Inseln, Teneriffa.
Der erste Moment, wenn man als Sportler ein Flugzeug mit der Zieldestination Kanarische Inseln betritt, mag einen unsicher werden lassen. Im Regelfall drückt man nicht nur den Altersschnitt in der Kabine, sondern entfernt sich auch rein äußerlich mehr oder weniger stark von seiner temporären Reisegruppe. Am Zielort angekommen, geht man dann schnell seine eigenen Wege. Und dieser Weg führt viele Triathleten an die Südküste Teneriffas, in den kleinen Fischerort La Caleta an der Costa Adeje. Dort wurde im Jahr 2009 ein topmodernes Trainingszentrum erbaut, welches dem Sportler schon bei dessen Anblick ein ganz breites Grinsen ins Antlitz zaubert: Tenerife Top Training, kurz T3.
T3-Trainingszentrum
Zehn 50-Meter-Bahnen, ein separates 25-Meter-Becken, Strömungskanal und viele andere Einrichtungen, die für das Training der ersten Disziplin im Triathlon nicht besser hätten geplant und realisiert werden können. So ist es auch leicht zu erklären, weshalb das T3 eines der Winterziele für Schwimmer und Triathleten geworden ist. Mit 340 Sonnentagen im Jahr und Freibad-Training im Winter findet die Flucht aus den heimatlichen Wintern schon nach ungefähr vier Stunden Flugzeit sein wohlig warmes und sonniges Ziel. Seit den Anfangstagen ist das Trainingszentrum weiter gewachsen. Neben verschiedenen Einrichtungen für das Kraft- und Athletiktraining kann auch eine Tartanbahn und ein Rasenplatz für laufspezifische Einheiten genutzt werden. In der Kombination der Möglichkeiten die optimale Trainingssituation.
Nur nicht abschrecken lassen
Doch was macht Teneriffa darüber hinaus zu einer Triathlon-Insel? Sieht man sich die Topografie der Insel an, so mag man als Radfahrer schnell erschrecken angesichts des enormen Kegels, der sich inmitten der Landschaft erhebt und stets sichtbar ist. Der Pico del Teide, als höchster Berg Spaniens, überragt mit seinen 3.718 Metern wirklich alles und lässt nicht viel Platz an seinen Flanken. Doch genau dort, wo sich die Straßen an den Seitenwänden des Vulkans entlangschlängeln warten sie, die Chancen. Kein Wunder, dass sich dort im Frühjahr die Radprofis ein Stelldichein geben und es schon öfters passieren kann, dass Team Sky oder andere das Camp-Feld von hinten aufrollen. Auf Teneriffa kann man sich als Triathlet ein ganz neues Mindset aneignen, denn mit sehr gleichmäßigen Steigungen von fünf bis sechs Prozent trainiert man nämlich genau die Fähigkeiten, die es braucht, um ein starker Radfahrer zu werden. In der Kombination aus Grundlagenausdauer und moderater Kräftigung erlangt der Organismus die optimale Vorbereitung für den Saisonaufbau.
Schlaues Training
So sind es nicht die Kilometerkönige, die es auf Teneriffa zu krönen gilt. Ein schlaues Training nach neuesten Erkenntnissen und mit vielen Erfahrungswerten versehen, bietet eher die große Möglichkeit, sportliche Qualitäten zu erweitern oder mitunter gar neu zu erkennen. Und als Highlight wirkt die Tour hoch zum Kratergebiet des Teide, die eigens benannte „Teide Classic Tour“, wie eine ganz persönliche Fahrt in neue Gebiete – als Metapher für viele ganz individuelle Erlebnisse. Ein unvergleichbares Erlebnis mit der einmaligen Gelegenheit, etwas für sich selber zu finden. Eine von vielen Gelegenheiten auf der Insel der Chancen!
Text/ Fotos: Holger Lüning