Verena Eisenbarth arbeitet als Physiotherapeutin in Frankreich. Die 32-Jährige hat sich beim Ironman Zürich für Kona qualifiziert und wird zwei Wochen später auch noch bei der Xterra-WM auf Mauii an den Start gehen.
Verena, du bist gerade erst in Kona angekommen – hast du keine Angst vor den hohen Temperaturen und dem Jetlag oder bist du in Sachen Hawaii ein alter Hase?
Da ich wegen des geplanten WM-Doubles sowieso einen Monat auf Hawaii bin, konnte ich es mir zeitlich und finanziell nicht leisten, noch früher und somit noch längere auf den Inseln zu sein. Von meiner letzten Crosstriathlon-WM auf Mauii weiß ich allerdings, dass mir die Zeitverschiebung keine großen Probleme bereitet.
Deine Hawaii-Reise beginnt auf Big Island, wo du den Ironman machst und geht weiter nach Maui, wo du bei der Xterra-WM startest. Es gelingt nicht vielen Triathleten, sich für beide WM-Rennen zu qualifizieren. Macht dich das besonders stolz?
Für mich ist das Double seit einigen Jahren ein absoluter Traum, aber dieser Traum war bis zu dieser Saison noch in weiter Ferne, da ich erst letzten Oktober meine erste Langdistanz gefinisht habe. Dass es dieses Jahr auf Anhieb mit den beiden Qualifikationen geklappt hat – da ich in beiden Fällen meine AK gewinnen konnte – war definitiv eine Überraschung für mich. Jetzt ist es für mich ein großes Privileg, bei beiden Rennen zu starten.
Das Training für einen Crosstriathlon sieht komplett anders aus, als das Training für einen Ironman. Wie bekommst du alles unter einen Hut und wo liegen deine Trainingsschwerpunkte?
In der Tat ist es nicht ganz einfach, beide Rennen gut vorzubereiten. Für das Xterra- Qualifikationsrennen in der Schweiz hatte ich mich gar nicht vorbereitet und habe den Wettkampf ganz aus der Ironman-Vorbereitung absolviert. Zudem war das Rennen zwei Wochen nach meiner ersten Langdistanz dieses Jahr, einem Xtreme Ironman in den Bergen mit insgesamt 6.000 Höhenmetern. Beim Crosstriathlon hatte ich daher ganz schöne Schwierigkeiten auf dem MTB, weil mit etwas die Übung fehlte. Zum Glück hat es mit der Quali für Maui trotzdem geklappt. Für die Mauii-Vorbereitung habe ich mich wieder öfters aufs Bike gesetzt und habe auch ein MTB-Marathon in den französischen Alpen teilgenommen. Mein Laufeinheiten fanden auch eher im bergigen Gelände statt, damit ich meine Trittsicherheit schulen konnte. Mir ist klar, dass ich beide Rennen nicht hundertprozentig vorbereiten kann, aber mir macht es Spaß, so vielseitig zu trainieren und ich genieße es.
Du scheinst die extremen Rennen zu lieben, kannst du erklären, warum das so ist?
Ja, ich liebe Langdistanzen in den Bergen mit vielen Höhenmetern. Letztes Jahr habe ich den Inferno Triathlon in der Schweiz gemacht und wurde dritte Frau. Meinen erste Langdistanz habe ich danach in Annecy absolviert. In diesem Juni habe ich den AlpsMan mit 6.000 Höhenmetern bei den Frauen gewonnen. Ich liebe es, in den Bergen Sport zu machen, Pässe mit dem Rad zu fahren und auch beim Laufen in der einsamen Natur der Berge unterwegs zu sein. Man nimmt die Landschaft und die Vegetation viel mehr war und muss zudem oft wechselhaftere Wetterbedingungen managen. Kälte und Regen sind nicht selten. Ich finde diese Wettkämpfe authentischer und vielseitiger.
Du hattest im September noch einen Radunfall. Was genau ist passiert und bist du wieder 100 Prozent fit?
Ja, Mitte September hat mir ein Auto bei einer Trainingsausfahrt den Weg abgeschnitten, weil die Fahrerin mich übersehen hat. Ich bin mit rund 35 km/h auf dem Aerolenker in das Auto gekracht. Das Auto war kaputt und ich hatte wie durch ein Wunder „nur“ eine offene Wunde am Auge, eine tiefe komplizierte Wunde am Knie und einige blaue Flecken. Hinzu kam ein großer Schock und vor allem die Angst, wieder aufs Rad zu steigen. Nach zwei Wochen konnte ich allerdings alle Aktivitäten dank meiner tollen Physiotherapie-Kollegen auf der Arbeit wiederaufnehmen.
Mit welchen Erwartungen bist du nach Hawaii gereist und mit welchen Rennstrategie wirst du dein Hawaii-Double angehen?
Mein Hauptziel ist es tatsächlich, beide Rennen zu beenden … und das mit Freude und Spaß. Da das Double relativ spontan zu Stande kam und ich mich hauptsächlich auf meine zwei Langdistanzrennen vorbereitet habe, lege ich beim Xterra keine großen Erwartungen in meinen Start, auch wenn ich 2014 schon Vize-Cross-Weltmeisterin in meiner AK war. Ich will beide Rennen voll genießen und dabei alles geben – diese Rechnung geht normalerweise immer auf.
Danke fürs Interview, Verena und alles Gute und viel Erfolg für deine beiden Starts
Interview: Meike Maurer
Fotos: privat