2011, 2012 und 2013 stand Katharina Gromann bereits in Kona an der Startlinie. Vor genau fünf Jahren wurde sie in ihrer Altersklasse sogar Dritte. Am 14.10.2017 startet sie zum ersten Mal bei den Profis.
Um ihren Anspruch, sich mit den Besten zu messen, traf Katharina Grohmann vor vier Jahren die Entscheidung, ins Profilager zu wechseln. In ihrer Altersklasse hatte sie bis zu diesem Zeitpunkt nahezu alle Wettkämpfe für sich entscheiden können. Die in Bad Vilbel bei Frankfurt am Main lebende Triathletin brauchte eine neue Herausforderung, ein neues großes Ziel. Mit der Hawaii-Qualifikation bei den Profidamen ist der 30-Jährigen ein weiterer wichtiger Schritt in ihrer noch jungen Karriere gelungen. Vor dem Hintergrund, dass die ehemalige Leichtathletin auf der Mittelstrecke (800, 1.500 und 3.000 Meter) 2010 ihren ersten Triathlon bestritt, eine beachtenswerte sportliche Entwicklung.
Katharina, im Gegensatz zu vielen anderen Profis bist Du noch berufstätig. Wie vereinbarst Du Training und Beruf?
Ich habe das Glück, mit den Hassia Mineralquellen einen Arbeitgeber zu haben, der zu 100 Prozent meine Passion unterstützt. Ich arbeite dort 20 Stunden wöchentlich im Gesundheits- und Fitnessmanagement. Und da die Mitarbeiter frühestens am Nachmittag im hauseigenen Fitness-Studio trainieren und Kurse besuchen, habe ich vormittags genügend Zeit für mein Training.
Das hört sich nach einem ziemlich durchgetakteten Tagesrhythmus an.
Das ist es auch, zumal ich freiberuflich auch noch für ein IT-Unternehmen einige Stunden als Datenbankadministratorin diverse Aufgaben übernehme. Glücklicherweise kann ich diese Tätigkeit vom Homeoffice aus wahrnehmen, sodass ich auch im Trainingslager oder auf Wettkampfreisen abgelenkt bin und etwas für die grauen Gehirnzellen tue. Trotzdem kann ich es mir eigentlich nicht erlauben, mich mal tagsüber eine halbe Stunde auf die faule Haut zu legen. Auch wenn mir meine beiden Hauptsponsoren Rossbacher und Putzteufel seit 2011 zur Seite stehen, bin ich auf ein geregeltes Einkommen angewiesen.
Diese „Sorgen“ gehören dann der Vergangenheit an, wenn Du am 14. Oktober eine Top-3-Platzierung ablieferst.
(lacht) Das wäre es sicherlich, aber solche Wunder passieren eben doch nur in Hollywood-Filmen. Auch wenn ich mit dem fünften Platz bei den Asien-Meisterschaften in Cairns das beste Rennen meiner Karriere hatte, muss ich auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Bis nach ganz oben ist es noch ein weiter Weg.
Unmittelbar nach dem Wettkampf in Cairns hast Du in den sozialen Medien euphorisch Deine vorzeitige Hawaii-Quali bejubelt.
Das stimmt, das gesamte Rennen und insbesondere der Zieleinlauf verursachen bei mir immer noch Gänsehaut pur. Allerdings wurde es dann mit der direkten Qualifikation im ersten Draft Ende Juli doch noch einmal eng, zumal die Ergebnisse in den europäischen Rennen, insbesondere in Frankfurt und Klagenfurt ganz anders ausgingen, als ich es mir erhofft hatte. Aber jetzt bin ich hier, allein das zählt und ist Motivation genug, den eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen.
Insgesamt hälst Du Dich sieben Wochen auf Big Island auf. Es gibt nur wenige Profis, die hier so lange sind. Warum?
Auch wenn ich die Bedingungen von meinen vorherigen Starts her kannte, wollte ich hinsichtlich Zeitumstellung und Akklimatisierung keinerlei Risiken eingehen. Auch das Risiko, aufgrund einer im Flugzeug eingefangenen Erkältung, das Rennen nicht bestreiten zu können, konnte ich dadurch nahezu ausschließen. All das hat sich gelohnt, denn ich brauchte gut und gerne zweieinhalb Wochen, bis ich mich beim Training in allen Disziplinen zu 100 Prozent richtig wohl gefühlt habe.
Auch bei Deiner Ernährung?
Ich koche frisch, überwiegend Reis, Vollkornpasta, Gemüse und Geflügel und vertraue auf Bewährtes. In Taiwan beispielsweise habe ich mir in der Wettkampfwoche noch eine Magenverstimmung eingefangen, und deshalb gehe ich hier und jetzt keine Experimente ein. Und das gilt auch auf dem Gebiet der Wettkampfernährung. Ich vertraue meinen bewährten Produkten und werde mich komplett selbst verpflegen. An den Verpflegungsstellen brauche ich lediglich Wasser und später beim Laufen noch etwas Cola, auch um den Magen zu beruhigen.
Mitte Juli hast Du verkündet, dass Du bei Deiner Trainingsgestaltung ab sofort mit Utz Brenner zusammenarbeiten wirst. Wie kam es dazu?
Für mich ist sehr wichtig, ein gutes Athleten-Trainer-Verhältnis zu haben. Da ich ein Kopfmensch bin, brauche ich einen empathischen Counterpart, der in der Zusammenarbeit in mich reinschauen kann. Und dieses Gefühl habe ich bei Utz, trotz der räumlichen Distanz, gepaart mit seiner trainingswissenschaftlichen Herangehensweise. Über Daniela Sämmler habe ich ihn bei einigen gemeinsamen Wettkämpfen kennengelernt und erlebt, wie er mit seinen Athleten umgeht. Das hat mich schon sehr beeindruckt. Bereits beim ersten Treffen haben wir die Zusammenarbeit beschlossen.
Auf welchem Gebiet seht Ihr die größten Potenziale?
Definitiv beim Schwimmen. Das ist meine absolute Wackeldisziplin. Als ich mit Triathlon begann, konnte ich noch keinen einzigen Meter kraulen. Ute Mückel war es schließlich, die mir innerhalb von acht Monaten so viel beigebracht hatte, dass man es schon als Kraulen bezeichnen konnte. (lacht) Bei meinem ersten Ironman absolvierte ich die Auftaktdisziplin bereits in 1:11 Stunden. Trotzdem ist das Schwimmen immer noch meine Achillesferse, zumal ich als Age Grouper zweimal mit Panikattacken zu kämpfen hatte. Glücklicherweise treten diese in den viel kleineren Profifeldern nicht mehr auf. Viel wichtiger ist es jedoch, weiter an meiner Technik zu feilen. Wenn ich im Wettkampf anfange, an mir zu zweifeln, kommen sehr schnell Katastrophenergebnisse heraus. Dann sind auch Zeiten von 1:15 Stunden möglich. Glücklicherweise schockt mich das jedoch gar nicht mehr, denn wenn ich als Letzte aus dem Wasser komme, kann mich von hinten ja niemand mehr überholen, und ich kann in Ruhe das Feld aufrollen. (lacht) Aber ich bin guter Dinge, nach dem Ende der Saison gemeinsam mit Utz an diesen Defiziten zu arbeiten, um das in mir ruhende Potenzial auszuschöpfen.
Und Deine ganz persönliche Zielsetzung für den Wettkampftag?
Natürlich möchte ich hier – wie alle anderen Mitstreiterinnen auch – mein bestes Rennen abliefern. Ich hoffe nach einem soliden Schwimmen von unter 1:10 Stunden, dass der Wind in Hawi nicht zu heftig ist, um danach auf meiner Paradedisziplin mit einem 3:06-Marathon einige der vor mir liegenden Athletinnen noch einzusammeln. Natürlich habe ich einen Traum, und den werde ich am 14.10. den ganzen Tag vor meinem geistigen Auge sehen. Das hat in Cairns mit Platz 5 schon funktioniert und soll nächste Woche mit Platz 10 auch klappen.
Dann drücken wir Dir hierfür gutes Gelingen.
Interview: Klaus Arendt
Foto: Privat