Annika Krull: erste Erfahrungen auf der Langdistanz

Gleich bei ihrer allerersten Mitteldistanz qualifizierte sich Annika Krull bei der 70.3 Premiere in China aufgrund einer „Sonderregelung“ für die WM auf Hawaii. Jedoch ganz ohne Langdistanz-Erfahrung wollte sie dort nicht starten, ein Grund mehr bei einem Gewinnspiel der Mainova AG mitzumachen.

 

Und Annika Krull hatte Glück. Ihre Bewerbung überzeugte die Jury, und so reiste sie am zweiten Juli-Wochenende nach Frankfurt, um bei den Mainova Ironman European Championshipihre erste Langdistanz in Angriff zu nehmen.

Letzte Vorbereitungen zur Ironman-Premiere

Frankfurt als „Touristenstadt“ kannte ich bisher nicht– die einzigen Stadtteile und Straßenzüge, die ich kannte, waren aus dem Blickwinkel eines Marathon-Läufers. In den letzten beiden Jahren habe ich im Rahmen des Mainova Frankfurt Marathon jeweils eine neue Marathon-Bestzeit aufstellen können, insofern hatte ich an die Bankenmetropole nur positive Erinnerungen. In diesem Jahr führte der abschließende Marathon allerdings entlang des Mains, und auf die vier Runden freute ich mich besonders. Leider hatte ich mich in der Woche vor dem Ironman Frankfurt bei meinen längeren Radausfahrten im strömenden Regen erkältet. Entsprechend skeptisch fuhr ich am Freitagmorgen – immer noch hüstelnd und mit Halsschmerzen – nach Frankfurt.

Dort angekommen, wurden mein Partner und ich von strahlendem Sonnenschein und Temperaturen um die 30 Grad Celsius begrüßt. Auf der Expo und bei der Startunterlagenausgabe war die Stimmung super entspannt und alle Sportler – Ich traf einige Bekannte aus dem Triathlon-Heimatverein und vergangenen Wettkämpfen – waren hoch motiviert. Der Vorwettkampf-Tag begann vor dem Frühstück mit einer lockeren Laufrunde am Mainufer. Dort wimmelte es nur so vor anderen laufenden und radelnden Triathleten. Mindestens jeder zweite hatte ein Ironman Finisher-Shirt an und ich war mächtig beindruckt von alledem. Es schien fast so, als ob ich die Einzige war, die sich als Rookie auf die Langdistanz wagt. Zudem sah man auch so gut wie nur männliche Athleten, kein Wunder wie sich später beim Durchblättern des Programmheftes feststellte: Der Frauenanteil lag gerade einmal bei elf Prozent! Nach dem Frühstück widmete ich mich den Wettkampf-Vorbereitungen meines Rades und der Kleidungs- und Wechselbeutel. Startnummern an Fahrrad und Helm sowie auf jeden Beutel – Verpflegung am Rad befestigen und alles sonstige Equipment in die richtigen Beutel einsortieren – logistisch nicht immer so ganz einfach…

Nachdem ich alles erledigt hatte machten wir uns auf zum Zielbereich/ zur Expo, um dort den Kleiderbeutel für T2 (Wechsel Rad – Laufen) abzugeben und noch einmal ein bisschen von der Stimmung aufzuschnappen. Außerdem wollten wir die Ironkids anfeuern. Danach fuhren wir mit unserem Bulli – wir planten die Nacht von Samstag auf Sonntag am Langener Waldsee zu verbringen –  nach Langen. Auch dort wimmelte vor motivierten und teilweise sichtlich nervösen Triathleten. Nach dem Einchecken meines Rades und Abgabe des T1-Kleiderbeutels genossen wir das schöne Wetter und schwammen eine „Probe-Runde“ auf der Schwimmstrecke. Das Wasser war selbst im Badeanzug definitiv nicht zu kalt und bei den warmen Außentemperaturen sehr erfrischend. Zum Abendessen fuhren wir nochmals in die Stadt, nahmen einen Snack mit Blick auf den Main und machten uns im Anschluss auf den Weg zurück zum See, um unseren Schlafplatz vorzubereiten.

Raceday

Erstaunlicherweise schlief ich sehr entspannt, war motiviert und freudig, aber gleichzeitig auch aufgeregt, als um 04.30 Uhr der Wecker klingelte. EIne Stunde später war die Stimmung am See bereits unglaublich, und das Wetter? Traumhaft. Alle warteten gespannt auf die Ansage des Sprechers – Neoprenanzug erlaubt oder verboten? Erlaubt! Auch wenn ich im am Tag zuvor nur mit Badeanzug im See geschwommen bin, dachte ich, dass der Neo auf der langen Distanz eine Hilfe sein würde… So pellte ich mich in meinen Anzug, schnappte mir Badekappe und Schwimmbrille und begab mich in die Masse. Da ich meine Schwimmzeit über die 3,8 Kilometer nicht genau einschätzen konnte, sortierte ich mich eher ein bisschen weiter hinten ein (Zielzeit 1:00-1:10 Stunden) – leider schienen sich einiger meiner Mitstreiter etwas zu überschätzen, denn ich überholte kontinuierlich Schwimmer. Nach 1:04 Stunden stieg ich super zufrieden aus dem Wasser – ab aus dem Neo, Helm aufgesetzt und zum Rad rennen. Da die Wechselzone sehr weitläufig und übersichtlich war – verlief alles problemlos.

180 Kilometer durch das Rhein-Main-Gebiet

Nun hieß es 180 Kilometer in die Pedale treten. Nie zuvor war ich eine solch lange Strecke gefahren – aber ich freute mich drauf. Die ersten Kilometer auf der breiten Bundesstraße in Richtung Zentrum vergingen wie im Flug. Dann kurz in die Stadt, einmal durch die Zuschauermengen und ab ins Grüne. Die Strecke ließ sich super gut fahren, eine gute Mischung aus bergauf und bergab sowie Passagen, auf denen entspannt geradelt werden konnte. Die Supporter an den Verpflegungsstellen sowie die Streckenposten waren alle bestens gelaunt und feuerten lauthals an. Doch leider machte sich bereits auf dem Rad meine Erkältung bemerkbar, indem ich ab circa der Hälfte der Strecke husten musste und erneut Halsschmerzen bekam. Ich drosselte ein wenig das Tempo – fuhr aber die gesamte Strecke bis zum Ende – also bis T2, welche ich nach 5:14 Stunden erreichte.

Die Vernunft siegt

Nach fünf Laufkilometern siegte jedoch die Vernunft und ich stieg aus dem Rennen aus. Vielleicht hätte ich den Marathon ohne weitere hinzukommende Erkältungszeichen bis zum Ende laufen können und die vermutlich grandiose Atmosphäre des Zieleinlaufs über den roten Teppich auf dem Rathausmarkt erleben können – doch für mich stand an diesem Tag die Gesundheit im Vordergrund. Vielleicht hätte ich auch meine Altersklasse der Europameisterschaft auf der Langdistanz gewinnen können. Dafür hätte ich den Marathon in einer Zeit von 3:55 Stunden laufen müssen – bei einer Marathon-Bestzeit von 2:47 Stunden definitiv möglich. Doch zu welchem Preis? Die Saison aufgrund einer verschleppten Erkältung mit beispielsweise im schlimmsten Falle einer Herzmuskelentzündung frühzeitig beenden zu müssen, war mir dann definitiv zu riskant. So genoss ich nach meinem Ausstieg die Stimmung am Streckenrad als Zuschauer und feuerte die noch im Rennen befindlichen Triathleten an.

Fazit

Das war mein Frankfurt Wochenende – leider lief es nicht so, wie ich es mir einige Wochen zuvor ausgemalt hatte. Leider kam die Erkältung in der Woche vor der Veranstaltung dazwischen. Im Nachhinein bin ich aber froh, dass meine Vernunft siegte, ich einige Erfahrungen beim Schwimmen und Radfahren sowie den jeweiligen Wechseln dazwischen sammeln durfte, die Stimmung als aktive Athletin erleben durfte. Glücklicherweise hatte ich mich bereits im Vorfeld bei der Ironman-Premiere in meiner Heimatstadt Hamburg angemeldet, sodass ich dort – vor dem Saisonhöhepunkt auf Hawaii – endlich meine erste Langdistanz finishen kann.

Text: Annika Krull
Fotos: Privat