Michael Raelert: Ich muss smart und clever reagieren

HELSINGOR, DENMARK - JUNE 18: Michael Raelert of Germany in wins the KMD IRONMAN 70.3 European Championship Elsinore on June 18, 2017 in Helsingor, Denmark. (Photo by Nigel Roddis/Getty Images for Ironman)

Auf der Mitteldistanz feierte Michael Raelert seine größten Erfolge: zweimal Weltmeister und dreimal Europameister. Nur bei seinen bislang drei Langdistanzen lief es bislang nicht nach Wunsch. In Frankfurt startet er einen neuen Versuch.

 

Michi, Du bist gesund durch den Winter gekommen und konntest Deinen bisherigen Saisonverlauf mit der Ironman 70.3-Europameisterschaft krönen. Was hast Du im Vergleich zu den letzten Jahren verändert?
Schwimmen, Radfahren und Laufen tue ich nach wie vor, und immer noch sehr gerne. (schmunzelt) Aber die für mich größte Veränderung ist mein neuer Trainer Christian Nitschke (Anm. d. Red.: der frühere Profitriathlet ist 5-facher Gewinner und Streckenrekordhalter des OstseeMan), der mein Training komplett neu strukturiert hat. Da ich jemand bin, der nicht nur lange und viel trainiert, sondern auch mal gerne schnell und intensiv, haben wir hier angesetzt und das Zusammenspiel neu organisiert. Vor allem musste ich mich in diesem Zusammenhang auch an das Verhältnis von Training und Kompensations-, Faul- oder auch Schokitagen gewöhnen. Und deshalb finden in meinem Plan jetzt auch vermehrt regenerative Maßnahmen wie Massagen und Physiotherapie Berücksichtigung.

Am 09.07. bestreitest Du – nach vier Jahren Pause auf der Langdistanz – Deinen erst vierten Ironman. Mit welchen Gefühlen reist Du nach Frankfurt?
Auf der einen Seite freue ich mich natürlich sehr, nach so vielen Jahren endlich wieder eine Langdistanz zu absolvieren. Andererseits bin ich aber auch nervös und habe einen großen Respekt, ja sogar etwas Angst, zumal meine ersten drei Ironman-Rennen bekanntlich ja nicht so aufgegangen sind, wie ich mir das erhofft hatte. Ich versuche das Rennen am Sonntag für mich etwas entspannter zu sehen, zumal ich mit knapp 1.935 Punkten im Kona-Ranking ganz gut dastehe. Insofern muss ich den Wettkampf eigentlich nur noch vernünftig ins Ziel bringen. Und das ist mein vorrangigstes Ziel.

Welche Fehler dürfen Dir definitiv nicht unterlaufen?
Bei den Mitteldistanzen und noch kürzeren Rennen hat man mittlerweile definitiv kaum Zeit zum Taktieren. Dort geht es – natürlich auch abhängig vom Starterfeld –vom ersten Meter an fast immer um alles. Und genau das möchte ich am Sonntag ausschalten, ich möchte bei mir sein, mich auf mich konzentrieren und mein Rennen machen, um es dann erfolgreich durchzubringen. Natürlich werden die Raketen im Feld sicherlich an der einen oder anderen Stelle die Turbos zünden, aber ich hoffe, dass ich in diesen Situationen smart und clever genug bin, Ruhe bewahre und nicht in den Gegenangriffsmodus schalte. Ob es mir letztendlich gelingt, wird sich zeigen, auf jeden Fall muss ich geduldig sein und mein eigenen Rennen machen.

Mit Sebastian Kienle, Patrick Lange und Andi Böcherer stehen die Zweit-, Dritt- und Fünftplatzierten der letzten Ironman-WM in Frankfurt an der Startlinie. Wer Dich kennt, weiß, dass Du immer gewinnen möchtest. So auch in Frankfurt? Und wie realistisch ist das?
Ganz klar, zu einem Sieg würde ich nicht nein sagen und mich auch sehr darüber freuen, wenn sich die Chance dazu ergibt. Natürlich träume ich auch davon, das ist zum Glück ja nicht illegal, aber in diesem Jahr ist mein ganz großes Ziel Hawaii. Darauf habe ich alles ausgerichtet, und nicht auf Frankfurt. Hier möchte ich mich qualifizieren. Und um auch tatsächlich die Kirche im Dorf zu belassen, gewinnen werde ich – realistisch gesehen – nicht, und das will ich auch gar nicht! Da gibt es andere Rennen, bei denen ich das viel lieber möchte! Und die stehen im zweiten Halbjahr an!

Michi, wir wünschen Dir für Sonntag die nötige Ruhe und Gelassenheit für ein erfolgreiches Rennen.

Foto: Nigel Roddis/Getty Images for Ironman