In Sachen Aerodynamik spielen die Laufräder beim „Gesamtpaket“ Radfahrer und Fahrrad eine entscheidende Rolle. Was macht Laufräder schnell und wie schneiden die Topfelgen mit 80mm-Profil der Hersteller DT Swiss, Swiss Side und Zipp im Windkanal ab.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Unterschiede der bewährten Aerodynamik-Laufräder von DT Swiss, Swiss Side und Zipp sind eher gering und liegen im Bereich von nur einem Watt. Dieser Unterschied ist auf der Straße selbst von geübten Radlern vermutlich nicht spürbar, sondern maximal im Windkanal messbar.
Die Felgenform – sprich das Profil der Top-Laufräder sind bei allen gennannten Herstellern derzeit sehr ähnlich. Unterschiede werden hauptsächlich bei der Bespeichung festgestellt. Hier ist allerdings nicht die Anzahl der Speichen entscheidend, sondern vielmehr die Form und die Fixierung. Klar wird im folgenden Beitrag, dass das Gesamtkonzept der Laufräder entscheidend ist.

Interessanter Benchmark-Laufradtest im Windkanal
Folgende Laufräder wurden im Windkanal bei 45 km/h frontal und mit ± 20-Grad-Winkel gestestet. Zum Einsatz kamen dabei nur die Vorderräder. Der Vorderradtest soll laut Erfahrungen und Testergebnissen am genauesten sein.
DT Swiss ARC 1100 Dicut mit Felgenbremse:
Flegenhöhe: 80 mm
Gesamtgewicht: 1.750 Gramm
Preis: 2.388 Euro (erhältlich ab Oktober 2017)
Swiss Side Hadron Ultimate 800+:
Felgenhöhe: 80 mm
Gesamtgewicht: 1.589 Gramm
Preis: 1998 Euro
Zipp 808 NSW Carbon:
Felgenhöhe: 82 mm
Gesamtgewicht: 1.810 Gramm
Preis: 2.999 Euro
Das Ergebnis der drei Aerolaufradsätze im Vergleich:

Am besten schneidet der neue Laufradsatz von DT Swiss ab. Auch wenn die Unterschiede nur marginal sind. Die Zipp-Laufräder sind in Sachen Steuerverhalten und Aerodynamik nahezu vergleichbar. Im direkten Vergleich sind sie aufgrund einer größeren Nabe ein Watt schlechter. Ähnlich verhält es sich auch mit den Swiss Side Ultimate Hadron 800+. Sie schneiden beim Segeleffekt etwas schlechter als die DT Swiss Arc 1100 Dicut ab (0, 2 Watt pro Rad). Sprich der DT-Swiss-Satz ist bei windigen Bedingungen einen Ticken besser und stabiler zu fahren.
Müssen es immer die hohen Felgen sein?

Im Vergleich zu den ARC Dicut 80 haben die ARC 1100 Dicut 48 weniger Segeleffekt, sind aber bei Wind deutlich stabiler im Lenkverhalten. Der Wattvorteil der höheren Felgen liegt bei optimalen Bedigungen bei 2,7 Watt. Die Felgen mit 62mm-Propfil liegen in den Werten genau dazwischen und scheinen daher ein guter Kompromiss für alle Bedigungen zu sein.
Detail-Check bei Laufrädern
„Der Reifen ist eines der wichtigsten Teil an einem Aerolaufrad, wählt man den Falschen, können alle positiven aerodynamischen Effekte zunichte sein. Slicks beispielsweise schneiden immer schlechter ab. Es spielt nicht nur der Rollwiderstand, sondern auch der Segeleffekt eine Rolle. Empfehlen kann ich den Continetal Grand Prix 4000, der im Windkanal die besten Werte erzielt“, erklärt Jean-Paul Ballard als Aerodynamik-Experte.
Weitere Punkte, die im Windkanal von DT Swiss und Swiss Side überprüft wurden:
– Felgenbremse versus Dics:
Ergebnis: 2 Watt Unterschied zugunsten der Felgenbremse bedingt durch die größere Nabe und Flansche bei Scheibenbremsen.
– Runde Speichen versus Messerspeichen:
Ergebnis: 1,5 Watt pro Laufrad zugunsten der Messerspeichen. In Summe macht das 3 Watt aus.
– Außenliegende oder innen liegende Nippel:
Ergebnis: 0,5 Watt pro Laufrad zugunsten innen liegender Nippel.
– Lager-Reibung sprich Keramik versus Stahllager:
Ergebnis: Der Unterschied liegt im Bereich von 0,2 Watt zugunsten des Keramiklagers. Hier geht es weniger um Watterspanise als um das Thema „Langlebigkeit“.
Fazit: Das Gesamtkonzept der Laufräder ist wichtig. Zwar bringen alle genannten Punkte alleine nur wenig Wattersparnisse, aber Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist. Die Summe aller Punkte ist definitiv interessant – zumindest im Spitzensport. Die Felgen vieler Hersteller sind vom Profil, der Verarbeitung und dem Gewicht mittlerweile so ausgereift, dass man zukünftig vermutlich nur noch in Richtung neuer Speichenformen entwickeln und verbessern kann.

Tritime-Test beim DT Swiss-Event
Beim DT Swiss-Event am Bodensee vor einigen Tagen entschied sich die tritime-Redaktion zu einer Testfahrt mit den DT Swiss ARC 1000 Dicut-Version mit 48 mm Pofil und am nächsten Tag zur Fahrt mit der 80-mm-Variante der neuen Laufräder – beide Male mit Scheibenbremsen – um den direkten Vergleich zu haben.
Fazit: Die 48 mm-Felgen rollen extrem geschmeidig und stabil über den Asphalt. Auch die rund 300 Gramm schweren 80 mm-Felgen sind in der Ebene und bei windstillen Bedigungen ein Traum. Der Unterschied bei beiden Felgen ist hauptsächlich in schnellen Abfahrten und Kurven spürbar. Hier sind die 80 mm-Felgen etwas unruhiger und windanfälliger … selbst vorbeifahrende LKWs sind deutlich im Lenkverhalten spürbar. Preislich liegen beide Laufradsätze – auch die 62 mm-Felgen – mit Felgenbremsen-Aussattung bei 2.388 Euro. Daher sollte man überlegen, wie die Felgen hauptsächlich genutzt werden und auf welchen Streckenprofilen man unterwegs ist.

Grundsätzliche Tritime-Empfehlung:
Im Rennen hinten 80 mm und vorne 62 mm hohe Felgen fahren oder gleich 60iger für vorn und hinten einsetzten, dann ist man für Berge, Kurven und Flachetappen gleichermaßen gut und vor allem sicher gerüstet. Fahrer mit mehr Gewicht können eher zu höhere Felgen greifen als Leichtgewichte. Leichten Frauen empfehlen wir beispielsweise 80 mm-Felgen hinten und vorne 48 mm.
Text: Meike Maurer
Fotos: DT Swiss