Jochen Dembeck ist seit zwei Wochen auf Big Island, um sich auf seinen siebten Ultraman Hawaii vozubereiten. Der 49-Jährige beschreibt, wie es ihm bisher ergangen ist und seine diesjährige Vorbereitung gelaufen ist.
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Endlich bin ich wieder „zuhause“. In der Heimat meines Herzens. Der Flug war wie immer lange und auch die Zeitverschiebung von elf Stunden und das Klima sind für den Körper eine echte Umstellung im November. Ich weiß allerdings, warum ich das alles mache – spätestens beim Anflug auf Keahole, den Flughafen Kailua Kona’s, steigt mein Puls und es beginnt zu kribbeln … ich bin einfach nur glücklich, zurück zu sein.
Wie immer in den letzten Jahren, fliege ich alleine, ein bis zwei Wochen vor meiner Frau. Diesmal werde ich von Julie, bei der ich bis zur Ankunft meiner Frau wohne, und Annalee – meiner Schwimmbegleitung – abgeholt und mit dem traditionellen hawaiianischen Lei empfangen. Wir haben bei fast allen meinen Aufenthalten auf Big Island bis auf wenige Tage immer nur bei Locals gewohnt. Dieses Mal befindet sich meine Unterkunft rund 400 Meter oberhalb des Piers. Besser und zentraler geht es nicht! Am ersten Tag hatte ich gleich das Glück, mit Delphinen in der Kealakekua Bay zu schwimmen. Das war wie immer ein einmaliges Erlebnis und unbezahlbar! In den ersten Tagen auf der Pazifikinsel lasse ich es immer ruhiger angehen. Mittlerweile habe ich allerdings auch die letzten langen Einheiten in Begleitung von netten „Local Athleten“ oder mit Begleitung meiner Crew hinter mich gebracht. Insgesamt unterscheidet sich meine Vorbereitung hier wohl kaum von einer klassischen Ironman-Vorbereitung. Maximal einige wenige Schlüsseleinheiten haben etwas Überlänge.
Meine Vorbereitung in Zahlen
Ich bin mit nur mit 60 Jahreskilometern im Wasser angereist und habe in Kona noch mal 20 Kilometer im Pazifik draufgepackt. Ich hatte viele Probleme mit meiner rechten Schulter und konnte daher nur ein Minimaltraining durchziehen. Die längste Schwimmeinheit im Ozean waren 7,5 Kilometer. Zum Glück ist das Schwimmen am Renntag mit Neoprenanzug erlaubt, daher werde ich in einem ärmellosen Exemplar an den Start gehen.
Das Radfahren ist die einzige Disziplin, bei der ich mit einer gewissen Konstanz aufwarten kann. Rund 200 Kilometer absolviere ich das ganze Jahr über auf dem Weg zur Arbeit, pro Woche. Drei bis vier Indoor-Cycling Stunden pro Woche als Instruktor sind ebenso immer dabei. Hinzu kommen viele Einheiten über fünf Stunden und rund zehn Einheiten über 200 Kilometer mit teilweise bis zu 7.000 Höhenmetern. Radtraining mit Bergsprints gehören ebenso zu meinen Schlüsseleinheiten.
Das Laufen ist aus orthopädischen Gründen meine „Problem-Disziplin“. Bis Mitte September konnte ich lediglich 400 Kilometer zu Fuß zurücklegen. Praktisch alle Einheiten waren schwer für mich. Eine Ernährungsumstellung auf basische Kost brachte mir in den letzten Wochen allerdings neuen Schwung. Ich verzichtete praktisch komplett auf Zucker – und eigentlich kann ich an keiner Tafel Schokolade vorbeigehen. Trotzdem fiel mir die Umstellung relativ leicht, da meine Frau so leckere Gerichte gezaubert hat. Nach vier Wochen habe ich das komplett basische Essen wieder „etwas gelockert“ und auf 80 Prozent reduziert. Seit Mitte September verlor ich rund fünf bis sechs Kilogramm. Ich fühle mich ohne Milchprodukte und Zucker deutlich besser, und deshalb macht auch das Laufen endlich wieder Spass. Rund 800 Kilometer sind hinzugekommen. In Kona wollte ich es jetzt allerdings nicht mehr übertreiben. 24 Kilometer zum Airport in der Mittagshitze in 1:50 Stunden und mit 135 Puls, sowie einige 1-Stunden-Läufchen auf dem Ali’i fühlten sich schon wieder locker und gut an.
Energiequelle Big Island
Insgesamt sauge ich hier die Energie aus vielen Quellen in mich auf und genieße jeden Tag – den Wind, die Hitze, die Wellen, die Sonne. Stets begleitet vom Wunsch „Respect Hawaii“ – wir sind Gäste hier – MALAMA ‚AINA. Mittlerweile sind wohl alle Athleten hier eingetroffen. Einige ganz enge Freunde des sogenannten Rat Pack (Fünf Athleten aus USA, Kanada, Slovenien, Schweiz und ich aus Deutschland) habe ich am Flughafen abgeholt und mit unserem neuen Shirt Willkommen geheißen. Mit anderen „Neulingen“ habe ich mich auch schon bekannt gemacht! Die Ultraman-Truppe ist einfach etwas ganz Besonderes. Ich bin bei diesem Event jedes Mal als Mensch gereift und versuche, diese Erfahrungen auch vorzuleben und gerade auch den jüngeren Heißsporne näherzubringen.
Heute habe ich an der kleinen blauen Kirche am Ali’i Drive (St. Peter’s by the sea) um den Segen für alle Athleten und deren Crew-Mitglieder gebeten. Wichtiger als das eigene Ergebnis sind mir folgende Sätze:
Spread ALOHA on the Course
Offer KOKUA wherever is needed
Be a real part of the OHANA
Wenn ich das nach dem Rennen guten Gewissens sagen kann und ich dazu noch das bestmögliche an den drei Renntagen gegeben habe, bin ich glücklich und zufrieden.
Stay tuned – bis Ende November halten wir euch über Jochen Dembecks „Big Island-Aktivitäten“auf dem Laufenden.