Manchmal hilft alles Planen nichts und manchmal werden unverhofft Träume war. 2015 mussten Steffi und Gerry Steinberg ihr gemeinsames Vorhaben, auf Hawaii zu starten, begraben. Dafür sollte 2016 ihr Jahr werden.
Bereits 2015 wollten sich Steffi und Gerry Steinberg für den Ironman Hawaii qualifizieren, um gemeinsam auf der Pazifikinsel ins Rennen zu gehen. Ein Radsturz von Gerry bei einem ihrer Trainingscamps im Frühjahr 2015 in Südafrika machte dieses Vorhaben zunichte. Steffi, die sich Ende 2014 bereits beim Ironman Mallorca einen Slot gesichert hatte, startete allein auf Big Island. Gerry, den sie 2011 bei einem Vortrag von Lothar Leder kennengelernt hatte, begleitete sie, und nach dem Rennen heiraten die Beiden in Kona.
Wenn alles anders kommt, als man denkt
Das neue Ziel für 2016 hieß, sich für die Ironman70.3-Weltmeisterschaft in Australien zu qualifizieren. Das Thema Hawaii-Quali schien in weite Ferne gerückt, zumal Steffi auch nicht wirklich Lust hatte, erneut so viel Zeit ins Training zu investieren. Aber es kam ganz anders. Zunächst ging es für die Bad Honnefer direkt von Hawaii weiter zum Ironman 70.3 nach Texas. Dort konnten sich beide mit dem zweiten Platz in ihrer Altersklasse für die WM qualifizieren. Ein Jahr nach seinem Unfall entschloss sich Gerry Anfang 2016 wieder einen Versuch über die ganze Distanz zu starten und meldete sich kurzerhand für den Ironman Lanzarote an. Eigentlich passte das Rennen überhaupt nicht in die Planungen. Im Winter veranstalten die Steinbergs ihrer eigenen Traningscamps und sind selten daheim und eher in Südafrika, auf Fuerteventura und auf Mallorca anzutreffen. Gleichzeitig musste auch noch ein Hausbau gemanagt werden. Durch den Stress kamen im Frühjahr noch eine Grippe und allgemein Trainingsunlust dazu. Nach einigem hin und her stand Gerry, der in der AK 55 startet, dann doch noch an der Startlinie, machte ein gutes Rennen und kam auf der Kanareninsel sogar auf den 6. Platz in seiner AK ins Ziel, und das reichte überraschend für den Kona-Slot. Von jetzt auf gleich wurden alle Pläne umgeschmissen und Steffi, die eigentlich gar keine eine Lust mehr auf das Thema Langdistanz hatte, musste kurzfristig auch noch mal ran.
Vertrauen in die eigen Laufstärke
Die Chance, doch noch gemeinsam auf Hawaii zu starten, wollte Steffi nicht ungenutzt verstreichen lassen, und so meldete sich die 35-Jährige kurzerhand beim Ironman Zürich an. Das Rennen war in ihrer Altersklasse stark besetzt und es lief nicht alles nach Plan. Nach dem Radfahren fühlte sich Steffi leer und stieg mit Schwindelgefühlen vom Rad. Drei starke Athletinnen waren vor ihr, der Slot schier unmöglich. Aber in ihrer Paradedisziplin, dem Laufen, wollte sich Steffi so schnell nicht geschlagen geben. Hier spielte sie, die seit 2009 Triathlon macht, ihre ganze mentale Stärke aus und arbeitete sich Schritt für Schritt an die vor ihr liegenden Läuferinnen ran und sicherte sich schlussendlich mit einer Marathonzeit von 3:39:45 Stunden und einer Gesamtzeit von 10:22 Stunden nicht nur den zweiten Rang in ihrer Altersklasse, sondern damit auch das Hawaiiticket.
Nun kann das familieninterne Duell auf Hawaii doch noch stattfinden, und mit ein bisschen Glück klappt es eventuell auch mit einem gemeinsamen Zieleinlauf – „denn Gerry ist der schnellere Radler und ich die bessere Läuferin, und mit unseren unterschiedlichen Startzeiten könnte sich das ausgehen“, erklärt Steffi grinsend.
Spaß haben und genießen
Zunächst steht allerdings die 70.3-WM in Mooloolaba an. „Wir sind happy, dass wir dabei sind und werden alles geben, aber für eine Top-Leistung wird es auf der Mitteldistanz wohl eher nicht reichen“, so die Aussage von Steffi kurz vor dem Abflug nach Australien. Außerdem können sich Gerry und Steffi in Down Under nicht voll und ganz auf ihr Rennen konzentrieren, da sie ihrem Freund Ken Glah bei der Gästebetreuung seiner Athleten helfen, die mit ihm über seine Firma „EnduranceSportsTravel“ nach Mooloolaba reisen. Da bleibt wenig Zeit für die eigene Rennvorbereitung. Daher werden die beiden Steinbergers nach dem Rennen noch ein bisschen Urlaub in Cairns anhängen und dann weiter nach Hawaii reisen.
Ergebnisse der Steinbergs bei der 70.3-Ironman-WM in Mooloolaba:
STEINBERG, Steffi | DEU | 16 | 1221 | 00:33:24 | 02:41:48 | 01:41:56 | 05:05:26 |
STEINBERG, Gerry | DEU | 38 | 1344 | 00:38:45 | 02:42:12 | 01:41:08 | 05:11:12 |
Zwei ergänzende Fragen an Steffi und Gerry
Wie sieht euer Alltag aus?
Wir führen mittlerweile zusammen ein mittelgroßes Sportcoaching-Unternehmen, das sich auf Triathlon-, Ultradistanzen- und Rookieprogramme spezialisiert hat. Dazu gehören auch unsere kleinen Sportcamps in Südafrika, auf Fuerteventura zusammen mit Olaf Sabatschus und auf Mallorca in Kooperation mit Suntri. Auch Leistungsdiagnostiken und Workshops zu Themen wie „Training mit Powermeter“ beinhaltet unser Angebot.
Wie schafft ihr es, zu Coachen und selbst noch vernünftig zu trainieren?
Das ist natürlich nicht immer so einfach. Oft geht es sehr chaotisch zu. Wir nehmen uns oft vor, ganz früh die erste Einheit zu trainieren, dann kommt ein Anruf, eine Mail oder ein Besuch dazwischen und die ganze Planung ist dahin. Kurzum: wenn wir Ziele, wie ein Qualifikationsrennen haben, nehmen wir uns die Zeit und stoßen dann auch großenteils auf Verständnis bei unseren Kunden. Da wir allerdings eine gewisse Grundfitness durch unsere eigenen Trainingscamps haben, reicht eine Vorbereitungszeit von zwei bis fünf Monaten meistens aus, um fit an den Start gehen zu können.
Text: Meike Maurer
Fotos: privat