Die Kiesels in Mooloolaba – Teil 3: Ruhe vor dem Sturm

Kiesel_Mooloolaba-2016_4Einige Tage nach unserer Ankunft haben wir uns langsam eingelebt. Es ist leicht bewölkt, nicht zu heiß und nicht zu kalt. Perfekte Bedingungen für einen Triathleten. Nach den üblichen morgendlichen Schwimmeinheiten geht es auf zum whale watching.

 

Kiesel_Mooloolaba-2016_1Whale Watching
Mit einigen anderen deutschen Triathleten treffen wir uns am Hafen, wo wir – überraschenderweise bereits an Land – auch schon auf die ersten Wale stoßen, denn die zunehmende Fettleibigkeit ist auch in Australien ein Problem. Nach einer halben Stunde Fahrt tauchen neben uns auch schon die ersten, rund 30 Tonnen schweren Buckelwale auf. So etwas Beeindruckendes habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Immer wieder schwimmen diese Wunder des Meeres neben uns her, strecken ihre Köpfe in die Luft und verschwinden wieder in der Tiefe. Das Meer ist sehr wellig heute und das Boot schaukelt nur so vor sich her, zum Leidwesen der vielen Seekranken! Darunter auch Timo, einer der uns begleitenden Triathleten, der die ganze Fahrt über keinen einzigen Wal zu Gesicht bekommt und wahrscheinlich nicht gerade den schönsten Tag seiner Reise erlebt.
Rund drei Stunden und über 700 Fotos später tuckern wir aber auch schon zurück zum Festland. Zeit für meinen Vater, eine kleine Ruhepause einzulegen, oder wie er es nennen würde: einen „Regenerationsschlaf“ abzuhalten.

Smoothies, Toast mit Bacon und Ei
Am nächsten Morgen wache ich gerade rechtzeitig auf, um zu sehen, wie Anja und mein Vater aus dem Haus huschen und zum, wie soll es auch anders sein, Schwimmen spazieren. Es ist 8 Uhr. Um nicht mutterseelenallein zuhause herumzuvegetieren, fahre ich mit meinem Onkel den Hund Gassi führen. Der Strand, an dem wir ankommen, ist atemberaubend schön. Licht spiegelt sich in vielen kleinen Pfützen zwischen Steinen, die durch das raue Meer glatt geformt wurden. Mann hört Papageie und andere Vögel zwitschern und einen Moment lang hat man diesen typischen kitschigen Gedanken, wie unbedeutsam die ganzen „Probleme“ daheim sind. Kurze Zeit später treffen wir uns zum Frühstück in einem Art „Vintage-Style“ Café. Dort gibt es frisch gepresste Smoothies, Toast mit Bacon und Ei, frischen Crêpes mit Ahornsirup, geröstete Nüsse mit Jogurt und vieles mehr. Das alles wird mit bunten Blumen verziert und in schönen Gläsern und Schüsseln serviert.

Kiesel_Mooloolaba-2016_3Ich Tarzan, du Jane
Gestärkt, fahren wir zu einem kleinen Wasserfall, den man nach einer 20-minütigen Wanderung erreicht. Der Weg dorthin führt durch einen wunderschönen Dschungel, über kleine Bäche, Steine und vorbei an riesigen Palmen und anderen exotischen Pflanzen. Der „Wasserfall“ stellt sich als kleines Rinnsal heraus, welches aus 10 Metern in einen kleinen, natürlichen Teich tropft. Das Ambiente ist jedoch paradiesisch. Einzig und allein Tiere, wie Affen oder Raubkatzen fehlen noch, um ein regelrechtes Amazonas-Feeling zu bekommen. Doch dann müssen wir auch schon weiter, denn heute steht noch viel auf dem Plan.

Stay cool
Da ich mich für den übernächsten Tag zu einem Beach Run angemeldet habe, beschließe ich mich der kleinen Laufgruppe meines Vaters anzuschließen. Wir joggen die Strecke des Halfironmans ab. Wenn man einmal am Strand von Mooloolaba ist, merkt man schnell, dass ziemlich viele Läufer in einer unmenschlichen Geschwindigkeit die Promenade rauf und runter laufen. Dabei muss man darauf achten, die mögliche Coolness zu bewahren und unter keinen Umständen auch nur die geringsten Anzeichen körperlicher Schwäche zu zeigen. Keuchen und schnaufen ist tabu, schwitzen erwünscht. Nach gemütlichen acht Kilometer kommen wir wieder Zuhause an. Da der Wettkampftag näher rückt, sind das die letzten Tage des harten Trainings. Also schraubt mein Vater an seinem Rad rum und testet noch einmal den Asphalt der australischen Straßen.

Kiesel_Mooloolaba-2016_5Beach Run
Mal wieder viel zu früh quäle ich mich aus meinem Bett. Es ist 5.30 Uhr und der Beach Run steht bevor. Mir ist immer noch nicht klar, warum es irgendjemand für eine gute Idee hält, einen 5-Kilometer-Lauf um sieben Uhr morgens zu starten. Es hat ungefähr die gleiche Temperatur wie Mittags, der Sand hat die exakt gleiche Struktur und die Distanz wird dadurch auch nicht weniger. Der einzige Unterschied ist der, dass mein Kreislauf noch überhaupt nicht bereit ist, Sport zu machen. Im Voraus wurde mir versichert, dass wir ja auf hartem Sand laufen und dass das ja fast wie Beton sei, aber Pustekuchen. Schon bei der Anmeldung merke ich, dass dem überhaupt nicht so ist. Zwar ist der Sand am Meer hart und recht gut zum Laufen, jedoch gibt es auch noch einen Rückweg und der ist im normalen Sandkastensand. Mit Acht Minuten Verspätung und nach Aufwärmübungen mit einem Koalamaskottchen, fällt der Startschuss. Zwar ist es nur ein Spaß-Lauf, aber dennoch wollte ich eine (für mich) gute Zeit abliefern. Also drängel ich mich an den Kindern vor mir vorbei und renne dem Führungsfahrzeug hinterher. Zum Glück stehen Anja und mein Vater 200 Meter hinter dem Start, sodass sie ein Video von mir machen können wie die ganze Herde mir folgt. Allein dafür hat sich das alles gelohnt. Nach weiteren 200 Metern verliere ich aber auch schon die Führungsposition. Dann kommt der Sandkastensand. Dieses Gefühl, wenn man vollkommen fertig ist und dann unter noch schlechteren Bedingungen weiter laufen muss, ist kein schönes. Dennoch kämpfe ich weiter, werde noch von einem Neunjährigem Nachwuchstalent überholt, liefer mir einen Zielsprint mit der befreundeten Triathletin Sabine und komme als 15. ins Ziel. So genau kann man das nämlich nicht sagen, da es keine Ergebnislisten oder ähnliches gibt. Mit der Zeit bin ich auch zufrieden: 17:38 Minuten auf vier Kilometer (die Strecke war kürzer als angegeben). Für einen Lauf im Sand ganz okay.

Text und Fotos: Robin Kiesel /robinkiesel.com