Die Abbings

katharina-sven-abbing_img_9173Katharina und Sven Abbing qualifizierten sich auf Mallorca und in Frankfurt für die Ironman Weltmeisterschaften auf Hawaii. Wenige Wochen vor ihrer Abreise stellten sie sich den Fragen der tritime-Redaktion.

 

katharina-sven-abbing_img_6953Die 32-jährige Katharina Abbing qualifizierte sich bereits 2015 beim Ironman Mallorca für die diesjährigen Weltmeisterschaften auf Hawaii. Die Ärztin für Allgemeinmedizin lebt in Herne und startet für das dort ansässige Herner Triathlon Team 11.

Ihr Eheman Sven, 34 Jahre jung, qualifizierte sich in diesem Jahr in Frankfurt zum dritten Mal für das Rennen auf Hawaii. Der in der Hundertschaft Essen tätige Polizist startet ebenfalls für das Herner Triathlon Team 11.

Wie (und wann) seid Ihr zum Triathlon gekommen?
Katharina: 2009 durch einen Arbeitskollegen von Sven, der für einen Ironman trainiert hat. Ich bin immer schon gerne Rad gefahren und viel gelaufen, beim Schwimmen allerdings „konnte ich nur Brust mit Kopf über Wasser“. Mein „Erster“ war dann ein Sprint, der Westfalen Triathlon Dortmund, ein Jahr später finishte ich dann einen Ironman 70.3, und 2011 feierte ich in Klagenfurt meine Premiere auf der Langdistanz.

Sven: In meiner Hundertschaft wurde damals jedes Jahr ein kleiner, interner Triathlon veranstaltet. Im Sommer 2008 nahm ich dort zum ersten Mal teil. Auch wenn der Wettkampf für meinen Geschmack etwas zu kurz war (300m/20km/5km), war ich von dem Sport direkt völlig begeistert. Als dann noch ein Arbeitskollege für den Challenge Roth trainierte, diese selbst zum ersten Mal finishte und mir erklärte, was so eine Langdistanz ist, wusste ich, dass ich das auch mal machen werde. Mit vielen Tipps von ihm stand ich dann etwa zwei Jahre später in Zürich selbst an der Startlinie meiner ersten Langdistanz, meinem damals erst vierten Triathlonwettkampf.

Was ist Euch von Eurem allerersten Wettkampf am meisten in Erinnerung geblieben?
Katharina: Die Aufregung vor dem Start! Ich hatte enormen Respekt vor dem Schwimmen, bei gerade einmal 17 Grad Wassertemperatur und ich ohne Neo. Der Spaß an dem Ganzen begann, als ich endlich auf dem Rad saß.

Sven: Der Wechsel vom Radfahren zum Laufen! Ich war früher schon ein relativ guter Läufer und hatte mich darauf gefreut, beim Laufen meine Stärke ausspielen zu können. Als ich dann loslief, taten meine Beine etwas völlig anderes als ich zu diesem Zeitpunkt von ihnen verlangte. Ich bin ganz ehrlich, ich hatte schon Mühe, in die richtige Richting zu laufen…

Was ist Euer größter sportlicher Erfolg im Triathlon?
Katharina: Die Hawaii Qualifikation, aber sicherlich auch der Europameistertitel auf der Langdistanz beim Ironman Frankfurt.

Sven: 2015 war ich Ironman Europameister in der AK 30, und in diesem Jahr blieb ich in Frankfurt unter 9 Stunden. Aber der für mich persönlich größte sportliche Erfolg ist und bleibt mein erster Zieleinlauf beim Ironman Hawaii. Das war früher ein absoluter Traum, und ich hatte damals nicht gedacht, dass er jemals wahr werden würde.

All das bedeutet sicherlich auch eine intensive und fokussierte Vorbereitung. Wie viele Stunden trainiert Ihr durchschnittlich pro Woche?
Katharina: 13-17 Stunden.
Sven: 10-20 Stunden, je nach Dienstplan.

Ihr seid Eltern eines knapp zweijährigen Sohnes und voll berufstätig. Wie organisiert Ihr Euren Tagesablauf, insbesondere jetzt so kurz vor der Abreise nach Hawaii?
Katharina: Das geht nur mit Hilfe der Familie. Ich nutze meine Mittagspausen Montags, Dienstags und Donnertags meist für eine kurze Einheit, bevor ich Ben aus der Kita abhole. An diesen drei Tagen übernimmt Sven dann in der Regel nachmittags das Kind, abends essen wir zusammen und bringen dann Ben ins Bett. Mittwochs und freitags nutze ich oft auch den – für Hausärzte ja freien – Nachmittag. Meist holt ein Großelternteil dann Ben aus der Kita ab und ich habe schon 2-3 Stunden trainiert, wenn ich ihn dann am frühen Nachmittag übernehme. Am Wochenende nutze ich meist seinen Mittagsschlaf für einen längeren Lauf und während der lange Radtour geht es halbtags zu Oma und Opa. Alle wohnen ganz in der Nähe, daher haben wir so viele Freiheiten.

Sven: Dem ist nichts hinzuzufügen! 😉

 

katharina-sven-abbing_img_69058 Fragen – 8 Antworten
wo liegen Deine persönlichen Stärken?
Katharina: Organisationstalent und eine gewisse Stress-Resilienz.
Sven: Optimismus. Ich lasse mich von Rückschlägen/ Verletzungen nicht aus der Ruhe bringen und suche mir immer neue Wege nach vorn.

 

wo liegen Deine persönlichen Schwächen?
Katharina: Ungeduld. Genervt sein, wenn ein Plan nicht funktioniert.
Sven: Meine Frau sagt, ich sei stur.

was macht Dich wütend?
Katharina: Rücksichtslose Autofahrer beim Radfahren. Aggressive Rentner im Schwimmbad. Unfaires Verhalten im Sport.
Sven: Wenn Menschen sich mir oder anderen gegenüber grundlos blöd verhalten.

was bringt Deine Augen zum Leuchten?
Katharina: Hawaii!! Der Gedanke an tolle Strände, warmes Wasser. Aber auch der Gedanke an gute Wettkämpfe, besonders an den einen oder anderen Zieleinlauf. Am meisten aber, wenn Ben „Mama“ sagt und mich in den Arm nimmt.
Sven: Mein Sohn schafft das am einfachsten durch diverse Aktionen. Ansonsten kann ich mich auch über tolles, neues Material extrem freuen.

was motiviert Dich?
Katharina: Momentan der Gedanke an die Finishline auf Hawaii.
Sven: Hawaii. Wenn es das Rennen nicht mehr geben würde, hätte ich echt ein Problem.

worauf musst Du am meisten (bei der Ausübung Deines zeitraubenden Hobbys) verzichten?
Katharina: Ruhephasen. Momente, in denen man einfach mal gar nichts macht.
Sven: Genau, Ruhe oder auch andere schöne Projekte zuhause zu beenden. Zum Beispiel Dinge im Garten fertig machen, die seit Jahren rumliegen. Zeit ist immer das größte Problem! Oft stauen sich so viele Dinge an, dass man irgendwann unweigerlich so ein Denken entwickelt, bei dem man sich nur noch fragt, was das kleinere Übel ist, wenn man es nicht erledigt. Früher hat mich das total gestresst, mittlerweile weiß ich, dass es dann Zeit ist, einfach etwas zurückzustecken. Mal ein Training ausfallen lassen, was erledigen und dann trainiert es sich auch gleich wieder viel entspannter…

wie (und in welchem Umfeld) entspannst Du Dich am besten?
Katharina: Im Garten zuhause mit der Familie. Wenn das Training erledigt ist.
Sven: Was ist Entspannung? Nein, Spaß beiseite, Wenn ich den Tag über genügend Zeit mit meiner Frau und meinem Sohn verbringen konnte und dazu noch das Training geschafft habe, abends beim Grillen und einem Bierchen.

wo siehst Du Dich in 10 Jahren?
Katharina: Beim Race Across America mit Sven und unseren beiden Trainingskollegen.
Sven: Ich werde eher Abenteuerrennen machen, wo man richtig was erlebt. Zum Beispiel Race Across America (mit 4 Leuten, nie nie nie alleine!), Transalp Rennen oder irgendwelche verrückten Marathons laufen, bei dem es überhaupt nicht um irgendwelche Zeiten geht. Aber wie ich mich kenne, werde ich trotzdem am liebsten jedes Jahr wieder nach Hawaii fliegen.

12 Stichworte – 12 spontane Reaktionen
Leidenschaft
Katharina: Ist essentiell für Erfolg.
Sven: Ohne Leidenschaft würde ich den Sport nicht auf eine solche Weise betreiben können, wie ich es tue.

Begabung
Katharina: Ist wichtig, aber Training kann einiges wett machen.
Sven: Schön, wenn man sie hat.

Entscheidungen
Katharina: Treffe ich meistens gerne und schnell.
Sven: Über wichtige Dinge denke ich zu viel nach, und dann fallen mir Entscheidungen meist schwer.

Respekt
Katharina: Braucht man in allen Lebenslagen.
Sven: Sollte man nie verlieren.

Rivalität
Katharina: Belebt den Sport.
Sven: In gesundem Maße förderlich, wobei mir meine eigene Leistung am wichtigsten ist, egal auf welchem Platz.

Fairness
Katharina: Zeichnet wirklich gute Sportler aus.
Sven: Grundvorraussetzung für Sportler.

Intelligenz
Katharina: Macht das Leben nicht immer leichter!
Sven: Irgendwer hat mal gesagt: „Langeweile, zur rechten Zeit empfunden, ist ein Zeichen von Intelligenz“. Das beruhigt mich oft bei langen Ausfahrten!

Image
Katharina: Sollte nicht zu sehr gepflegt werden müssen, um positiv zu sein.
Sven: Kommt in der Regel von selbst.

Angst
Katharina: Kann auch ein Antrieb sein, um sich ihr zu stellen und daran zu wachsen.
Sven: Hab ich zum Glück nicht oft.

soziale Verantwortung
Katharina: Haben wir als Angehörige einer Wohlstandsnation alle.
Sven: Sollte jeder von uns haben.

Olympia / Kona
Katharina: Olympia ist spannend, aber der Triathlon, den ich liebe, wird auf Hawaii ausgetragen.
Sven: Olympia ist leider unerreichbar. Kona ist für mich einfach unbeschreiblich. Ich liebe diesen Ort und das Rennen dort.

früher war alles besser ….
Katharina: Ich wüsste nicht, warum. Bin mit dem Heute sehr zufrieden.
Sven: Ich nicht!

Interview: Klaus Arendt
Fotos: Privat