Katharina Abbing kann ihren ersten Start auf Hawaii kaum erwarten. Ihr Ehemann Sven hingegen sieht seiner dritten Teilnahme etwas gelassener entgegen. Warum, das verraten die Herner im Interview.
Mit welchen Gefühlen und Wünschen trittst Du das Rennen in Kailua-Kona an?
Katharina: Mit dem Start auf Hawaii geht ein riesiger Traum von mir in Erfüllung. Auch wenn ich mir vorgenommen habe, das Rennen einfach nur zu genießen, bin ich trotzdem schon etwas aufgeregt. Ich wünsche mir einfach, mit einem Lächeln ins Ziel zu kommen. Alles andere ist Bonus.
Sven: Ich freue mich einfach riesig, wieder dabei sein zu können und wünsche mir, vernünftig das Ziel zu erreichen.
Welches Rennen im Rahmen Deiner Vorbereitung/Qualifikation lässt Dir im Vorfeld noch einmal das Adrenalin in die Adern schießen?
Katharina: Der Ironman Mallorca letztes Jahr. Auf dem dritten Rang liegend musste ich mich in der letzten Laufrunde mehrfach übergeben. Der Abstand zur Viertplatzierten schmolz binnen weniger Minuten auf ein paar Sekunden dahin, und es irgendwie dann plötzlich weiter ging. Sven stand am Streckenrand, feuerte mich an und gab mir die Zeiten durch. Ich lief wieder los, konnte den dritten Platz halten und erreichte am nächsten Tag noch völlig überraschend die Quali. Da bekomme ich immer noch Gänsehaut.
Sven: Der Ironman in Frankfurt, bei dem ich unter neun Stunden Stunden ins Ziel kam und sofort wusste, dass es für die Quali gereicht hat und Katharina und ich zusammen auf Hawaii starten werden. Das war ein genialer Augenblick, der dann nochmal getoppt wurde, als ich erfahren habe, dass unsere beiden Freunde und Trainingspartner sich ebenfalls qualifiziert haben.
Wie bereitest Du Dich auf die Hitze vor?
Katharina: Schwierig. Die letzen warmen Wochen hier waren dabei natürlich sehr hilfreich. Ich habe teilweise bewusst Mittags trainiert. Ansonsten hoffe ich auf eine gute Akklimatisierung in der Woche vor dem Rennen.
Sven: In den letzten Wochen hat man sich ja zwangsläufig darauf vorbereitet. Das war großartig. Aber wirklich was tun muss ich eigentlich nicht. Bis mir zu heiß wird, haben die meisten anderen schon lange zu kämpfen. Ich hoffe auf ein so heißes Rennen wie im letzten Jahr. Das kommt mir sehr entgegen.
Wie gehst Du auf Reisen generell mit Jetlag um?
Katharina: Als ich früher noch ohne Ben in Urlaub geflogen bin, konnte ich problemlos im Flugzeug schlafen und bin dadurch immer recht schnell in die Zeit gekommen. Das ist jetzt nicht mehr so einfach. Daher werde ich zusehen, dass ich vor Ort genug Schlaf bekomme. Generell richte ich mich immer direkt nach der Ortszeit und gehe zeitig ins Bett, auch wenn man noch nicht müde ist.
Sven: Unterschiedlich! Ich finde das auf dem Hinflug nach Hawaii immer sehr einfach. Vorausgesetzt unser Sohn spielt da mit… Es wird ein sehr langer Reisetag, aber wir kommen am frühen Abend an. Dann geht’s hundemüde direkt ins Bett und am nächsten morgen wird man meist schon von alleine um fünf Uhr wach. Bis zum Rennen behalte ich das dann so bei und stehe früh auf. Wobei man in der Rennwoche immer den Eindruck hat, man wäre der totale Langschläfer. Wenn man morgens einen Blick auf den Ali’i Drive wirft, sieht es um 6 Uhr bereits so aus, als wäre gerade ein Volkslauf gestartet.
Wie viele Tage vor dem Rennen beginnst Du mit dem Tapering bzw. reduzierst die Umfänge und Intensitäten?
Katharina: Gut eine Woche vorher.
Sven: Zwei Wochen vorher werden die Einheiten schon kürzer. Die letzte Woche reduziere ich dann nochmal ganz ordentlich.
Wie sehen Deine letzten Schwimm-, Rad- und Laufeinheiten vor dem Wettkampf aus und wann machst Du die?
Katharina: Das habe ich ehrlich gesagt noch nicht genau geplant. Ich verlasse mich da auf die Tipps von Sven.
Sven: Ich werde am Donnerstag morgen ganz locker etwa einen Kilometer im Meer schwimmen gehen und die 2,4 Kilometer beim Underpants Run laufen. Da werde ich mich aber zurückhalten und nicht Vollgas geben! 😉 Ansonsten ist für den Rest des Tages Ruhe angesagt. Freitag werde morgens 3-4 Kilometer laufen, mit drei kurzen Steigerungsläufen. Vor dem Rad Check-in fahre ich dann noch einmal 20 Kilometer auf dem Zeitfahrrad, inklusive 2×2 Minuten im Wettkampftempo. Fertig!
Mit welcher Erwartungshaltung nimmst Du das Rennen auf?
Katharina: Dass es ein einmaliges, unvergessliches Event wird!
Sven: Das ist Hawaii! Ich genieße es, dabei zu sein und möchte einfach gut ins Ziel kommen. Meine Leistung vom letzten Jahr werde ich nicht toppen können, muss ich aber auch nicht. Ich werde mein Möglichstes geben und dann wird das gut werden und ich zufrieden sein.
Wer sind die großen Favoriten auf den Gesamtsieg bei den Herren/Damen?
Katharina: Ich glaube, da muss ich mich ganz langweilig der mehrheitlichen Meinung anschließen: Jan Frodeno und Daniela Ryf sehe ich ganz vorne.
Sven: Ich lasse mich gerne überraschen, aber ich sage Frodo und Ryf! Ich habe beide in Roth ins Ziel laufen sehen und das war sehr überzeugend.
Worauf achtest Du in der Rennwoche ernährungstechnisch besonders?
Katharina: Genug Kohlenhydrate. Allerdings habe ich keine spezielle Ernährungsstrategie.
Sven: Auf nix. Genug essen und trinken sollte man natürlich. Gerne auch das süße Iso-Zeug. Man muss dem Schwitzen ja was entgegensetzen können. Irgendeine Diät oder besondere Ernährung gibt’s bei mir auf keinen Fall. Das würde mich und meinen Körper nur stressen. Und das kann ich vor so einem Rennen gar nicht gebrauchen.
Und womit verbringst Du in Kona die trainingsfreie Zeit? Wie entspannst Du Dich?
Katharina: Schnorcheln, am Stand liegen, Zeit mit der Familie, leckerer Kaffee und das Inselleben genießen.
Sven: Ich tue so als hätte ich Urlaub. 😉 Strand, Pool, Tauchen, ein paar Ausflüge… Je mehr sich das nach Urlaub anfühlt, desto besser kann ich mich entspannen.
Auf was musstest Du in den letzten Wochen am meisten verzichten?
Katharina: Auf freie Zeit. Momente zum Durchatmen.
Sven: Zeit für unwichtige Dinge, denen ich mich auch gerne mal wieder widmen würde. Und wenn es nur Fernseher und Couch sind…
Worauf freust Du Dich nach dem Rennen am meisten?
Katharina: Einmal vier oder auch sechs Wochen keinen Traininsplan zu verfolgen, Sport nach Lust und Laune!
Sven: Viel Zeit mit der Familie, Urlaub, einen Besuch in der Kona Brewery, surfen am Waikiki Beach und einen Monat ohne ernsthaftes Training.
Wie verbringst Du die Zeit nach dem Rennen?
Katharina: Zuerst mal verbringe ich noch einige Zeit mit der Familie auf Hawaii, das werde ich in vollen Zügen genießen. Zu Hause werde ich dann einige Dinge in Angriff nehmen müssen, die über die Saison so liegen bleiben. Also aufräumen, kleinere Reparaturen, Papierkram… Das wird ein Spaß.
Sven: Das meiste ist schon gesagt… Erstmal zwei Wochen Urlaub und dann daheim vieles erledigen, was in solch einer langen Saison auf der Strecke geblieben ist. Es wird also nicht langweilig!
10 Stichworte – 10 spontane Reaktionen
was fällt Dir spontan zu folgenden Begriffen ein?
Ali’i Drive
Katharina: Sehen und gesehen werden, der längste Sportlaufsteg der Welt.
Sven: Lieblingslaufstrecke! Im Wettkampf leider in der ersten Hälfte zu laufen, andersherum wäre es nur halb so schlimm.
Palani Road
Katharina: Verdammt steil!
Sven: Nicht schön, da hoch zu laufen, aber runter nach 40 Kilometer auch nicht…
Energy Lab
Katharina: Hab ich ziemlich Respekt vor. Soll heiß sein!
Sven: Nicht annähernd so schlimm wie alle sagen! Da ist wenigstens was los. Der Highway vorher oder nachher ist einsamer.
Mumuku
Katharina: Pusten mich hoffentlich nicht von der Straße!
Sven: Soll mich bitte auf der Abfahrt von Hawi nicht blöd von der Seite anmachen. Anschließend kommen wir klar.
Underpants Run
Katharina: Freu ich mich total drauf. Verrückte Party am frühen Morgen.
Sven: Pflichtprogramm und ein riesiger Spaß! Einer meiner Lieblingsläufe!
Mauna Kea
Katharina: Gigantisch. Ich war einmal oben und möchte unbedingt noch mal einen Sonnenuntergang dort erleben.
Sven: Es ist die lange Fahrt und den Kälteschock da oben wert. Der Sonnenuntergang ist unvergesslich.
Kona Coffee
Katharina: Hmmmmm!
Sven: Ich trinke lieber Kakao! Zum Kaffeeboot schwimme ich trotzdem…
Island Lava Java
Katharina: Werde ich sicherlich öfter auf einen leckeren Kaffee vorbeischauen.
Sven: Einfach hinsetzen und das bunte Treiben auf dem Ali’i Drive genießen.
ABC-Store
Katharina: Nirgendwo bekommt man so viel tollen Hawaii-Ramsch!
Sven: An jeder Ecke, es gibt einfach alles und man kauft ständig was, auch wenn es in jedem Laden das gleiche gibt.
(das ehemalige) LuLu’s
Katharina: Ob ich für die Party dort nach dem Rennen noch fit bin, bezweifle ich etwas. Versuche aber dabei zu sein!
Sven: Wenn wir einen Babysitter für unseren Kleinen finden, werde ich dort dieses Jahr nach noch feiern gehen.
Interview: Klaus Arendt
Fotos: Privat