
Beim ICAN Norhausen landet der Bayer Simon Schwarz einen Überraschungssieg. Katja Konschak fährt bei den Damen ihren vierten Sieg ein.
Es war ein Erfolg, mit dem vorher wohl niemand gerechnet hätte, noch nicht mal Simon Schwarz selbst. Der Bayer vom MRRC München gewann selbst für die Insider überraschend die vierte Auflage des ICAN Nordhausen Germany und verwies in neuem Streckenrekord über 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und 21,1 Kilometer Laufen den nach dem Radabschnitt führenden Berliner Florian Seifert (2.) und Daniel Wienbreier auf Wolfsburg (3.) auf die weiteren Podestplätze.
Seifert und Beck nach dem Radfahren in Front – Schwarz startet Aufholjagd
Im Vorfeld gab der Münchner Simon Schwarz die Top Ten als Ziel aus. Dass es am Ende zum Sieg reichen könnte, kristallisierte sich erst auf der Laufstrecke heraus. Nach dem Schwimmen, der wohl schwächsten Disziplin des früheren Mittel- und Langstreckenläufers, lag er auf Platz elf knapp vier Minuten hinter dem Spitzenduo um Paul Clauß (Leipzig) und Henry Beck (Schleusingen), schob sich aber schon auf dem Rad gemeinsam mit Daniel Wienbreier nach vorne und wechselte nur wenige Sekunden hinter dem Wolfsburger als Vierter auf den abschließenden selektiven Laufkurs. „Das Podium war in diesem Moment schon mein Ziel. An den Sieg habe ich aber noch gar nicht gedacht, denn die anderen können auch schnell laufen“, so Schwarz. Schließlich lag der 26-Jährige zu diesem Zeitpunkt über vier Minuten hinter Beck und dem durch die schnellste Radzeit auf den Thüringer aufgefahrenen neuen Spitzenreiter Florian Seifert. Doch nach etwas mehr als Hälfte hatte Schwarz den Rückstand egalisiert, flog an dem Duo vorbei und setzte sich direkt an die Spitze. „Damit habe ich natürlich nicht gerechnet. Als er aber dann vorbeigelaufen ist, wusste ich, dass es mit dem Titel nicht klappt, weil er einfach viel schneller war als wir“, so der letztjährige Zweitplatzierte Florian Seifert, der sein Ziel des Sieges in Nordhausen aber nicht aus den Augen verliert und einen neuen Angriff starten will.
Alter Streckenrekord um vier Minuten unterboten
Bis ins Ziel baute der Münchner Polizeibeamte sein Polster noch auf über drei Minuten aus und unterbot den alten Streckenrekord von Georg Potrebitsch aus dem Jahr 2013 ebenfalls deutlich. Die alte Bestmarke von 3:57:44 Stunden schraubte er auf 3:53:49 Stunden nach unten. Im Halbmarathon nahm der noch als Amateur startende Schwarz den Profis um Seifert, Beck und Co teils über acht Minuten ab. Knapp 1:13 Stunden benötigte Schwarz für die 21 Kilometer durch die Nordhäuser Altstadt und das Gehege. Das Duell um Platz zwei entschied Florian Seifert für sich, nachdem Henry Beck Anfang der letzten von insgesamt vier Laufrunden von jeweils fünf Kilometern abreißen und dem von hinten heranstürmenden Daniel Wienbreier Platz drei überlassen musste. „Natürlich hätte ich gern gewonnen, bin aber trotzdem zufrieden und konnte sowohl meine letztjährige Zeit und den alten Streckenrekord unterbieten“, so Seifert im Ziel. Für Überraschungsmann Schwarz stand schon im Siegerinterview fest, dass er im nächsten Jahr seinen Titel verteidigen möchte. „Meine Freundin hatte eigentlich auch gemeldet, brach sich aber das Bein. Sie möchte 2017 auf jeden Fall starten, sodass wir wieder dabei sein werden“, so Schwarz, der in zwei Wochen beim Cologne Triathlon Weekend eine weitere Mitteldistanz bestreitet. Vorjahressieger Peter Seidel lieferte mit Platz fünf und der viertschnellsten Laufzeit ebenfalls ein solides Rennen ab und bewies, dass nach Problemen zu Saisonbeginn rechtzeitig vor seiner nächsten Langdistanz bei der Challenge Almere in drei Wochen die Form wieder in die richtige Richtung geht.
Lokalmatadorin präsentierte sich in sehr guter Form
Nachdem sie im letzten Jahr vor heimischer Kulisse von Suse Werner bezwungen wurde, gelang der Nordhäuserin Katja Konschak vom ORTHIM Triathlon Team diesmal wieder der Sprung ganz nach oben auf das Treppchen. Die beiden Konkurrentinnen hatten in der Saisonvorbereitung mit Verletzungen zu kämpfen. Während sich Konschak die Hand brach und im Schwimmen eingeschränkt war, hatte Werner Hüftprobleme und musste eine mehrwöchige Laufpause einlegen. Wie sie mit ihrem zweiten Platz bei der Ironman-EM in Frankfurt bewies, baute Konschak trotz der Probleme schnell wieder ihre Form auf. Auch beim ICAN, einem wichtigen Gradmesser für die Ironman-WM auf Hawaii Anfang Oktober, war die zweifache Mutter etwas überraschend schon nach dem Schwimmen ganz vorne zu finden. „Hier war ich mir vorher noch etwas unsicher, schließlich fehlten mir im Wasser einige Kilometer“, so Konschak. Zwar übernahm Suse Werner zwischenzeitlich die Führung und setzte sich etwas ab, doch die Thüringerin eroberte schon Ende der ersten Radrunde nach 50 Kilometern ihre Spitzenposition zurück und hielt sie mit einigen Sekunden Abstand bis zum zweiten Wechsel. Auf ihrer zuletzt folgenden Lieblingsdisziplin, dem Laufen, ließ die aktuelle Deutsche Langdistanzmeisterin dann nichts mehr anbrennen und setzte sich diesmal am Ende ungefährdet durch: „Es geht in allen Disziplinen in die richtige Richtung. Die Form fühlt sich besser an als noch vor zwei Jahren vor meinem letzten Hawaii-Start“, so Konschak. Auch Werner zeigte sich trotz ihrer verpassten Titelverteidigung keineswegs enttäuscht. „Im Laufen war ich genauso schnell wie im Vorjahr, insgesamt war ich nur eine Minute langsamer – von daher war die Zeit gar nicht so schlecht. Wenn ich im kommenden Jahr ohne Verletzung durchkomme, kann ich vielleicht auch wieder das oberste Treppchen angreifen“, zeigte sich die 24-Jährige bereits angriffslustig für die fünfte Auflage.
Röver und Fricke gewinnen ICAN64
Über den kürzeren ICAN64 über einen Kilometer Schwimmen, 53 Kilometer Radfahren und zehn Kilometer Laufen setzten sich Franziska Röver und Lars Erik Fricke durch. Der Apoldaer zeigte sich nur zwei Wochen nach seinem neunten Platz beim Norseman, einem der wohl weltweit härtesten Langdistanz-Rennen, schon wieder erstaunlich gut in Form und feierte einen Start-Ziel-Sieg. „Unterwegs habe ich mich wirklich gut gefühlt. Ich bin froh, hier gewonnen zu haben. Es ist fantastisch, was in Nordhausen entsteht“, so Fricke. Nach 2:16:10 Stunden Rennzeit verwies er den Berliner Sebastian Kurt und Thomas Röver aus Magdeburg auf die Plätze zwei und drei. Schnellste Dame war Franziska Röver (Magdeburger Triathlonclub), gefolgt von Anna Riethmüller (TSV Eschwege) und Elke Schönhardt.
Text: Pressemitteilung ICAN Nordhausen
Fotos: Christoph Keil