Die Kiesels in Mooloolaba – Teil 1: die Anreise

Die Kiesels in AustralienBernd, Anja, Robin und Romy sind seit dieser Woche in Australien. Bernd und Anja starten bei der Ironman 70.3-WM in Mooloolaba, und Robin hält uns mit Bildern und Texten auf dem Laufenden. Er startet mit der Anreise über Taiwan.

 

Mein Name ist Robin Kiesel und ich werde in den folgenden Tagen unsere Reise nach und in Australien in bildlicher und schriftlicher Form dokumentieren. Mit dabei sind: Bernd Kiesel – mein Vater, Vollzeittriathlet und Geschäftsführer von Kiesel Werkzeuge. Mit an seiner Seite ist Anja Kiesel, seine Frau und Bonusmutter, die seit mittlerweile sechs Jahren auf Medaillenjagd geht. Beide werden am Sonntag, den 04. September 2016 bei der Half Ironman Weltmeisterschaft in Mooloolaba teilnehmen. Als weitere Unterstützung reist noch die 9-Jährige Romy mit, die gekonnt viele und meist sinnlose Fragen stellt.

Die Reise beginnt
Noch vor den ersten Sonnenstrahlen werde ich unsanft von meinem Wecker aus dem Schlaf gerissen. Es ist 5 Uhr morgens und mein Vater Bernd voll in seinem Element. Bereits ein oder zwei Stunden lag er wach in seinem Bett, voller Vorfreude auf den bevorstehenden Urlaub und natürlich auch dem damit verbundenen Wettkampf. Direkt neben ihm: Anja, seine Frau, wahrscheinlich zitternd vor Kälte – es hatte ja nur 20 Grad. Zu Anja gibt es noch zu sagen, dass sie erst vor nicht all zu langer Zeit von einer panischen Nicht-Schwimmerin zu einer umso ehrgeizigeren Triathletin mutiert ist. Auch Romy, die kleinste im Bunde, ist schon auf den Beinen, und als ich ihre verstrubbelten Haare sehe, bin ich froh, dass sie mit ihren neun Jahren noch nicht allzu viel Zeit im Bad verbringt, um sich fertigzumachen. Mit zwei Radkoffern, gefühlten 30 kg Kameraequipment, einem aufblasbaren Nackenkissen und den Mooloolaba „Motto-Shirts“ am Körper, geht es auf nach Frankfurt zum Flughafen. Gerade als ich es geschafft habe etwas weg zu dösen, kotzt Romy urplötzlich ins Auto, trifft zum Glück aber nur den Innenraum des Fahrzeuges. Einige Zeit später, betreten wir auch schon den Boden des Flughafengeländes, den Romy erneut mit ihrem Mageninhalt beglückt. Die morgentlichen Reiseaktivitäten scheinen ihr auf den Magen geschlagen zu sein. Da wir frühzeitig – drei Stunden vor Boarding – da sind, läuft der Check-in reibungslos ab, sodass wir problemlos Zeit für ein entspanntes Frühstück haben und ich mir eine Currywurst mit Pommes genehmige.

Endlich im Flugzeug
Auf dem Weg zu unserem Platz müssen wir erst einmal an all den Besserverdienenden vorbei, was sehr frustrierend sein kann, wenn man sieht, dass diese Personen das halbe Flugzeug für sich haben, während man selber eng nebeneinander gequetscht sitzt und einem gefühlt jedes Körperteil mindestens einmal pro Flug einschläft. Doch wir haben Glück im Unglück, da wir den einzig leeren Platz im ganzen Flugzeug neben uns haben und man sich wenigstens etwas ausbreiten kann. Das Beste an Langstreckenflügen sind die kleinen Geschenke, die man vor jedem Flug gereicht bekommt. Auch wenn die Qualität sehr stark zu wünschen übrig lässt, freut man sich anfangs, da man bereits vergessen hat, wie viel man für den Flug gezahlt hat. Kaum sind die Polyesterschlappen und die Schlafbrille übergestreift, wird in den Chill Modus geschaltet. Dank dem hauseigenen Entertainmentprogramm vergeht der Flug wie im Flug und wir landen schließlich in Taiwan, unserem Zwischenziel, das von oben betrachtet so voller Smog ist, dass man die Landschaft aus dem Flugzeug kaum erkennt.

Zwischenstopp in Taiwan
Kaum betreten wir das erste Mal taiwanesischen Boden, kommt uns auch schon ein gewaltiger Schwall heißer, schwüler Luft entgegen, weshalb die Linse meines Objektivs sofort beschlägt. Obwohl wir uns nur einen Tag in Taipeh aufhalten, hat mein Vater in weiser Voraussicht ein Hotelzimmer gebucht, das – wie durch Zufall – direkt neben dem Flughafen liegt.

Das Frühstück
Da unser Schlafrhythmus zwar völlig zerstört, unser Hunger aber noch größer ist, gehen wir erst einmal in den Frühstückssalon unseres Hotels essen. Für 600 taiwanesische Dollar pro Person, also knapp 17 Euro, sollte es doch etwas Vernünftiges geben. Da in Deutschland schon längst Mitternacht ist, habe ich weniger Lust auf das klassische Frühstück, sondern mehr auf etwas Mitternachtssnack-taugliches, weshalb ich wagemutig zu den chinesischen Gerichten vordringe. Was anfangs wie das Paradies für China Restaurant-Fans aussieht, entpuppt sich schnell als das genaue Gegenteil. Die, in großen Ballen aneinander geklebten Reisnudeln, welche ungefähr so viel Geschmack wie eine Schuhsohle haben, waren das erste Problem. Denn: Hat man einmal diese riesige Ladung an Nudeln in seine Schüssel manövriert und langsam begonnen die eigentliche „Suppe“ darüber zu gießen, stellt man schnell fest, dass man sich nicht gerade einen Gefallen damit tut. Um es kurz zu machen: Diese „Suppe“ war mit Abstand das unleckerste Frühstück, das ich je hatte. Dafür gab es aber seh guten Mangosaft. Kaum im Hotelzimmer angekommen, fallen wir alle todmüde ins Bett. Übrigens: Es gab nur ein Doppelbett für vier Personen. Man muss seinem Ruf als Schwabe ja schließlich irgendwie gerecht werden.

101 Tower
Nach sechs mehr oder weniger erholsamen Stunden Schlaf und nachdem mein Vater eine kleinen Trainingssession auf dem Laufband absolviert hat, geht es mit dem Taxi auf zum 101 Tower, dem ehemals größten Gebäude der Welt. Nach einem genauso geschmacksintensiven Mittagessen wie bereits am Morgen, fahren wir mit circa 20 anderen Touristen zusammengequetscht in einem Affenzahn bis ins 89. Stockwerk des Wolkenkratzers. Das faszinierende daran ist, dass man die Fahrt an sich kaum mitbekommt und nur anhand einer Animation im Aufzug vor Augen geführt bekommt, wie schnell man tatsächlich ist. Das einzige, das die ganze Magie etwas zerstört, sind die bunt blinkenden LEDs an der Decke des Aufzuges, die zu einer etwas komischen Musik abwechselnd blinken. Einen Moment später erblicken wir die fast schon winzig wirkende Stadt. Durch den Smog, der wie ein Teppich über der Stadt ruht und die Wolken, die sich auf Augenhöhe mit einem befinden, wirkt das ganze unwirklich und gespenstisch. Die Fotos die ich dort mache, könnten genauso gut aus einem Weltuntergangsfilm stammen. Die Stadt wirkt sehr trist, aber es ist faszinierend, wie viel Dschungel es zwischen den ganzen Häuserreihen gibt.

Night Market
Bevor es für uns weiter in den Flieger nach Down Under geht, wollen wir noch das bunte Leben Taipehs aufsaugen und begeben uns auf den Night Market. Hier geht es zu wie auf dem Rummelplatz: Überall blinkende Lichter, schreiende Menschen und stickige Luft. Leider haben wir nicht gerade viel Zeit und begeben uns, nahezu benommen von den ganzen exotischen Gerüchen auf die Suche nach einem Taxi. Was sich als schwieriger herausstellt als gedacht, da gefühlt nur 20 Prozent der Taiwanesen Englisch sprechen und uns etliche Taxifahrer die Fahrt verweigern. Wenigstens ist der Flughafen nahezu leer und wir finden uns kurze Zeit später im Flugzeug wieder – Australien ist nur noch acht Stunden entfernt.

Beste Grüße von den Kiesels … und demnächst mehr aus Down Under.

Text und Fotos: Robin Kiesel