Boris Stein: Tipps zur Wettkampfernährung

Boris Stein

Boris SteinMit 6440 Punkten qualifizierte sich Boris Stein als viertbester Deutscher Ende Juli vorzeitig für die Ironman Weltmeisterschaften. Wenige Tage vor seinem Start beim Köln Triathlon gibt der amtierende Hawaii-Zehnte noch einige Tipps zur Verpflegung für die letzten Rennen der Saison.

 

Die Wettkampfsaison ist in vollem Gange. Wie bereitest du dich eigentlich in puncto Ernährung auf einen Wettkampftag vor? Wie verändert sich deine Ernährung in der Taperingphase?
Wenn dem nichts – Flug, Wettkampf oder Infekt – entgegensteht, führe ich eine abgeschwächte Saltin-Diät durch. Die Adaption der Glykogenspeicher ist dabei ein positiver Nebeneffekt. Es geht mir aber auch um das Gewichtsmanagement im Vorfeld des Wettkampfs bei reduziertem Training. Eine Woche vor dem Rennen reduziere ich die Kalorienzufuhr bei gleichzeitig erhöhter Eiweißaufnahme. Die letzten drei Tage vor dem Wettkampf ernähre ich mich ausgewogen wie immer, achte aber noch mehr auf ausreichende Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme.

Wie sinnvoll findest du die typischen Pasta-Partys am Abend vor dem Wettkampf?
Am Tag vor dem Wettkampf meide ich die Partys meist. Für mich sind sie zu spät am Abend in Relation zum frühen Start am Morgen. Der Abstand zum Schlafengehen ist mir zu kurz. Ich schlafe schlecht ein und schwitze stark in der Nacht. Ist die Party früh am Abend oder der Start spät am Morgen spricht jedoch nichts dagegen. Ich genieße am Tag vor dem Wettkampf aber lieber die Ruhe mit meiner Familie.

Die Top-Veranstaltungen werden meist durch Sports Nutrition Partner gesponsert. Wie sollte man damit umgehen, wenn die eigene Marke, mit der trainiert wurde, vor Ort und an den Verpflegungsständen nicht verfügbar ist? Hast du immer dein eigenes Nahrungsmittel mit dabei?
Bis zum Ende des Radfahrens setze ich immer auf Eigenverpflegung, da weiß ich bei meinem Partner Isostar genau, was und wieviel ich zuführen muss. Zum Glück sind fremde Marken für mich nur geschmacklich ein Problem. Bei großen Rennen vertraue ich aber auch beim Laufen auf Bewährtes und nutze die normalen Verpflegungsstände nur zusätzlich.

Hast du für die Wettkampfzeit eine Art Ernährungskonzept, dem du folgst oder trinkst bzw. isst du einfach bei Bedarf / wenn du Hunger bekommst?
Für das Radfahren rechne ich nach der Formel „Körpergewicht in Kilogramm = Kohlenhydrate in Gramm pro Stunde“ vorher aus, wie viel Kohlenhydrate ich zuführen muss. Diese Menge vermische ich in Form von z.B. Isostar Hydrate & Perform oder Energy Gels mit 600 ml Wasser pro Rennstunde in den Radflaschen. Wenn diese Flaschen am Ende des Radfahrens leer sind, muss ich mir keine Sorgen mehr um die Energiezufuhr machen. Bei längeren Rennen nehme ich an den Verpflegungsstationen nur noch zusätzlich Wasser auf. Während des Laufens versuche ich den Zuckerspiegel weiterhin hochzuhalten und nehme an jeder Verpflegungsstation nach Gefühl ein isotonisches Getränk oder Cola und Wasser zu mir. Auf der Langdistanz nehme ich etwa alle halbe Stunde ein Gel zu mir, da ich sonst zu wenige Kohlenhydrate aufnehme.

Wenn das Rennen erfolgreich absolviert wurde, geht es an die Regeneration. Manche Sportler haben nach der Belastung ganz besondere Gelüste z.B. nach etwas Herzhaftem? Wie gehst du damit um? Was gehört zu deinen Ernährungsritualen nach dem Rennen? Wie stehst du zum Beispiel zu einem Bier nach der großen Anstrengung?
Diese Gelüste kann ich absolut nachvollziehen. Nach der entbehrungsreichen Vorbereitung und dem ganzen süßen Zeug im Wettkampf, führt mein Weg nach wichtigen Wettkämpfen regelmäßig zur Burgerbraterei. Ich rede mir auch ein, dass die Zusammensetzung ganz gut für die Regeneration ist. Wichtiger ist allerdings das Trinken. Nach den längeren Distanzen ist das Defizit doch sehr groß. Daher verzichte ich in der Regel direkt nach Wettkämpfen auf Alkohol, der dem Körper weiter Wasser entzieht. Für mich ist die Hormonausschüttung beim Zieleinlauf Droge genug. Wenn ein Rennen feuchtfröhlich gefeiert werden muss, dann meist am kommenden Wochenende.

Boris, vielen Dank für das Kurzinterview, und viel Erfolg bei Deinem Saisonhöhepunkt auf Hawaii.

Foto: Klaus Arendt