
In den kommenden Wochen begleitet die tritime mehrere Altersklassenathleten auf ihrem Weg zu den Ironman-Weltmeisterschaften auf Hawaii. Nach Svenja Thös und Moritz Bleymehl stellten sich Annette (44) und Dirk Niederau (45) den Fragen der tritime-Redaktion.
Wie seid Ihr zum Triathlon gekommen?
Annette: In der Leichtathletik probierte ich beim Laufen von der Mittelstrecke bis zum Marathon alle Distanzen aus. Nach rund zehn Marathonrennen wollte ich mit 30 Jahren etwas anderes machen. Und da ich immer schon gerne Rad gefahren bin, bot sich der Triathlonsport aufgrund seiner Vielseitigkeit als neue Herausforderung geradezu an.
Dirk: Mit sieben Jahren begann ich aktiv zu schwimmen, mit Dreizehn kam dann die Leichtathletik – Crossläufe, Mittel- und Langstrecken – hinzu, ehe ich dann mit 17 Jahren dem Triathlon verfiel. Nachdem ich 1987 in Gummersbach zum ersten Mal einen Wettkampf bestritt und sich dann auch erste Erfolge einstellten, nahm alles seinen triathletischen Lauf.
Was ist Euch von Eurem allerersten Wettkampf am meisten in Erinnerung geblieben?
Annette: Das war 2002 in Heidelberg. Rund einen Kilometer vor der zweiten Wechselzone hatte ich einen Platten, den ich nur mit Hilfe eines Zuschauers reparieren konnte. Hoffentlich werde ich 14 Jahre später dafür nicht noch disqualifiziert. Heute würde ich die verbleibenden 1.000 Meter das Rad zu schieben.
Dirk: Ich lieh mir für das Rennen in Gummersbach das Peugeot Rennrad meines Vaters aus. Heute undenkbar, aber damals bestritt ich das Radfahren und Laufen mit Turnhose und Adidas Turnschuhen. Der zweite Platz in der Jugend B war Motivation genug, diesen neuen Sport weiter zu machen.
Was war Euer größter Erfolg?
Annette: Anfang Juni stand ich beim Ironman Nizza mit Dirk zusammen auf dem Treppchen und freute mich über die sechste Hawaiiqualifikation.
Dirk: Alles was nach Hawaii riecht! Ganz klar der 50. Gesamtplatz in Kona 2011, damals war ich sogar zehntschnellster Deutscher. Auf der Kurz-/Mittelstrecke war mein Highlight der sechste Platz in der Gatorade ETU Serie 1993, aber das ist schon sehr lange her.
Wer ist Euer Trainer?
Annette: Gemeinsam mit Dirk trainiere ich mich selbst.
Dirk: Ich habe in 29 Jahren Triathlon viel gesehen und bin daher in der Lage das Training selbst zu gestalten. Für ein Highlight wie Hawaii oder jetzt im 1. Jahr AK45 hole ich mir dann aber auch professionelle Unterstützung. Hier vertraue ich seit einigen Jahren immer wieder auf Jo Spindler – der kennt mich, der schont mich nicht und hat praktische Erfahrung mit den aktuellsten Konzepten der Profis.
8 Fragen – 8 Antworten
wo liegen Deine persönlichen Stärken?
Annette: Die meisten Situationen richtig einzuschätzen.
Dirk: Ich kann mich sehr lange konzentrieren und fokussieren.
wo liegen Deine persönlichen Schwächen?
Annette: Ungeduld.
Dirk: Ich will oft zu viel und bin dann zu ungeduldig.
was macht Dich wütend?
Annette: Ungerechtigkeit.
Dirk: Gleichgültigkeit und Desinteresse.
was bringt Deine Augen zum Leuchten?
Annette: Ein glückliches Kind.
Dirk: Schnelle fahrbare Untersätze – Sportwagen, Fahrräder begeistern mich.
was motiviert Dich?
Annette: Ein Vorbild für meine Tochter sein.
Dirk: Ich habe mir eine „kindliche“ Freude am Sport, an Bewegungsmustern, der Schnelligkeit erhalten. Meine Motivation kommt – wie es sich gehört – von innen.
worauf musst Du am meisten (wenn Du Sport machst) verzichten?
Annette: Auf einfach mal nix tun. Die gemeinsamen Aktivitäten mit der Familie außerhalb des Sports kommen zu kurz.
Dirk: Ich habe zu wenig Zeit für meine Familie und komme auch selbst selten zur Ruhe.
wie (und in welchem Umfeld) entspannst Du Dich am besten?
Annette: Mit einem guten Glas Wein auf der Terrasse.
Dirk: Entspannen? Das kann ich gar nicht, sagt meine Frau. Wenn, dann bei einem guten Essen mit Freunden.
Wo siehst Du Dich (sportlich) in 10 Jahren?
Annette: Ich hoffe genauso wie jetzt auch immer noch aktiv, und vielleicht auch noch mal auf Hawaii!
Dirk: Ich wünsche mir so gesund zu bleiben, dass ich weiter mein Hobby so oder so ähnlich weiter machen kann.
12 Stichworte – 12 spontane Reaktionen
Leidenschaft
Annette: Aufopferung und bedingungslose Hingabe. Ohne Leidenschaft ist das Leben langweilig.
Dirk: Jeder braucht mindestens zwei! Eine für seine(n) Liebste(n) und eine für eine Passion, die einen antreibt.
Begabung
Annette: Jedenfalls nicht für das Schwimmen!
Dirk: Ist ein Geschenk, das man pflegen und nutzen sollte.
Entscheidungen
Annette: Treffe ich aus dem Bauch heraus.
Dirk: Treffe ich meist schnell und gerne.
Respekt
Annette: Habe ich vor jedem Rennen.
Dirk: Muss man sich verdienen! Kommt nicht zu einem geflogen.
Rivalität
Annette: Hasse ich und gibt es bei mir nicht.
Dirk: Brauche ich nicht, versuche ich zu umgehen, wo es geht. Leben und leben lassen.
Fairness
Annette: Geht es ohne?
Dirk: Must have!
Intelligenz
Annette: Soziale Intelligenz ist wichtig.
Dirk: Kein Must have! Jeder wie er kann.
Image
Annette: Jeder sollte sich erst einmal um sich selbst kümmern.
Dirk: Oft zu wichtig.
Angst
Annette: Habe ich vor jedem Freiwasserschwimmen ohne Neo.
Dirk: Von Ängsten sollte man sich versuchen frei zu machen.
soziale Verantwortung
Annette: Gehört zur sozialen Intelligenz, sollte jeder übernehmen.
Dirk: Ist eine Haltung, und aktuell wichtiger denn je!
Olympia / Kona
Annette: Beides ist nicht mehr das, was es einmal war, aber dennoch genial!
Dirk: Olympia auf der Kurzstrecke kam für mich zu spät, Kona ist ein Traum, der mich bis heute begeistert.
früher war alles besser ….
Annette: Nicht unbedingt, aber die Erinnerungen sind eben einprägsamer.
Dirk: Stimmt nicht, vieles wird auch besser mit zunehmendem Alter.
über Annette und Dirk Niederau
Annette Niederau ist diplomierte Sportwissenschaftlerin und aktuell Teamleiterin der Kundenberatung bei der Firma „FPZ Deutschland den Rücken stärken“. Der Diplom Betriebswirt Dirk Niederau ist gelernter Bankkaufmann und als leitender Angestellter bei der „Telekom Deutschland“ in der Vertriebssteuerung tätig. Das Ehepaar lebt mit der Tochter in Königswinter bei Bonn und ist seit 2012 Mitglied im EJOT Team TV Buschhütten.
Foto: Privat