Moritz Bleymehl: Von Null nach Kona

MoritzBleymehl11:26:57 Triathlon-Wettkampfstunden stecken dem Frankfurter Moritz Bleymehl erst in den Beinen, und schon hat er sich für die Ironman-WM auf Hawaii qualifiziert.

 

Sicherlich reiben sich jetzt viele verwundert die Augen, wie und vor allem bei welchem Rennen man sich mit der Leistung einen Startplatz für Kona erkämpfen kann. Moritz Bleymehl qualifizierte sich bei seiner allerersten Langdistanz auf Mallorca für Hawaii. Allerdings wäre er mit dieser Zeit lediglich 48. in seiner Altersklasse geworden. Die Auflösung ist einfach: Zieht man 2:11:53 Stunden ab, die der 27-Jährige wenige Wochen zuvor bei seiner Triathlonpremiere beim Frankfurt City Triathlon (FCT) benötigte, bleiben 9:15:04 Stunden übrig! Und diese Zeit bedeutete Platz 2 in der M25 und 33. der Gesamtwertung! Ein Blick auf die Splitzeiten verrät, dass das Radfahren seine Paradedisziplin ist. Beim FCT, den er als Sechzehnter der Gesamtwertung beendete, ließ er auf dem Rad sogar Faris Al-Sultan hinter sich. Aber der Reihe nach.

Moritz Bleymehl fuhr schon immer gerne Rennrad, und das nicht nur schnell, sondern so gut, dass er 2009 als U23-Fahrer einen Profivertrag in einem Continental-Team erhielt. Als nach wenigen Rennen das Team aus finanziellen Gründen seinen Betrieb einstellen musste, konzentrierte sich Moritz Bleymehl auf das gerade begonnene Zahnmedizinstudium. Während seiner Doktorarbeit am Universitätsklinikum Frankfurt versuchte seine Betreuerin ihn davon zu überzeugen, doch einmal einen Triathlon zu absolvieren. Zwei Jahre wehrte er sich erfolgreich, jedes Mal wiegelte er mit einem „Lass mich doch damit in Ruhe, das ist doch völlig verrückt!“ ab. Doch steter Tropfen höhlt den Stein. 2015 war es dann soweit. Um die Zeit bis zur Aufnahme seines Zweitstudiums Medizin zum Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen optimal zu nutzen, schrieb er seine Doktorarbeit fertig, fuhr wieder regelmäßig Rad und begann parallel auch mit dem Schwimm- und Lauftraining. Getreu dem Motto „ganz oder gar nicht“ wollte Moritz Bleymehl dann auch nichts dem Zufall überlassen. Er wurde nicht nur neuerdings Mitglied im DSW (Darmstädter Schwimm- und Wassersportverein 1912 e.V.), sondern legte seine Trainingsplanung in die Hände des Sportwissenschaftlers Dennis Sandig (iQ athletik).

Das Konzept ging auf und Moritz überzeugte nicht nur bei seiner Triathlonpremiere in Frankfurt, sondern auch bei seiner ersten Langdistanz auf Mallorca. In beiden Rennen legte er den Grundstein für seine gute Platzierung in seiner Paradedisziplin, dem Radfahren. Und das mit einem „umgebauten“ Straßenrennrad mit 9-fach Schaltung. Dem 27-Jährigen ist jedoch bewusst, dass insbesondere beim Schwimmen und Laufen sehr viel Luft nach oben besteht. Und deshalb konzentriert er sich bis zum Rennen auf Hawaii auch auf diese beiden Disziplinen, aber das Rad wird er sicherlich nicht vernachlässigen. Neben seinem Studium verbringt Moritz Bleymehl mittlerweile pro Woche durchschnittlich bis zu 15 Kilometer im Wasser. Lediglich das Laufen kommt vergleichsweise zu kurz. Um Überlastungsschäden vorzubeugen, kommt der großgewachsene Mediziner auf nur 30 – 50 Laufkilometer pro Woche. Qualität statt Quantität ist seine Devise: Aber auch diese Vorgehensweise scheint aufzugehen, wie seine Marathonzeit von 3:18:57 Stunden auf Mallorca zeigt.

Am 1. Mai setzt sich Moritz Bleymehl jedoch wieder auf das geliebte Rennrad, um sich auf der anspruchsvollen Strecke beim Radrennen „Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt“ einem ersten Härte- und Leistungstest zu unterziehen.

Die tritime-Redaktion begleitet Moritz Bleymehl auf seinem Weg nach Kona und berichtet in den kommenden Wochen und Monaten regelmäßig über seine Trainings- und Wettkampferfahrungen.

Text: Klaus Arendt
Foto: Privat