Maximilian Schwetz: Ich musste einfach nur warten!

Maximilian Schwetz - GenfBeim Walliseller Triathlon steigt Maximilian Schwetz Mitte April in die Saison ein. Eigentlich wollte der Physiker bei der Vergabe um die Olympiastartplätze ein Wörtchen mitreden, doch das Pfeiffersche Drüsenfieber bremste ihn aus.

 

Wir unterhielten uns mit dem 25-Jährigen über die schwierigste Phase seiner noch jungen Karriere.

Max, wann und wie hast Du gemerkt, dass etwas gesundheitlich nicht stimmen kann?
Schon beim WM-Rennen in Hamburg hatte ich ein aussergewöhnliches Symptom: Während der ersten zweieinhalb Kilometer beim Laufen habe ich meinen einen Fuss nicht gespürt. Das konnte ich aber nicht einordnen, und weil ich unmittelbar danach direkt mit einer intensiven Lernphase für das Studium angefangen habe, schenkte ich dem tauben Gefühl im Wettkampf auch keine besondere Bedeutung zu. Nach fünf Tagen mit 8-10 Stunden Lernen sowie je einer Trainingseinheit wurde mir in der Bibliothek immer kälter. Schließlich fuhr ich mit Schüttelfrost nach Hause , um anschließend mit Winterjacke, Mütze und Handschuhen – und das bei 25 Grad Celsius Aussentemperatur – den Notarzt aufzusuchen. Der meinte, es wäre wahrscheinlich ein normaler Infekt. Auch ein zweiter Arzt zwei Tage später wollte nichts genaueres diagnostizieren. Erst mein ehemaliger Sportarzt brachte dann erstmals das Pfeiffersche Drüsenfieber ins Spiel. Allerdings lassen sich im Blut die EBV-Antikörper erst drei Wochen nach Ausbruch nachweisen. Zu dem Zeitpunkt konnte man zunächst lediglich nur einen weiteren Verdacht, Malaria, ausschliessen. Knapp zwei Wochen später hatte ich es dann schwarz auf weiß: Pfeiffersches Drüsenfieber.

Und wie sah die Behandlung aus?
Da es gegen diese Krankheit keine Medikamente gibt, hilft nur Warten. Der Körper muss den Virus selbst besiegen. Bei mir trat gleichzeitig noch eine Angina auf, was sehr häufig zusammen mit dem Pfeifferschen Drüsenfieber kommt. Diese wurde mit Antibiotikum behandelt.

Wie war Deine erste Reaktion auf die Diagnose?
Zuerst dachte ich, das geht schon bald wieder weg und ich wollte zwei Monate später schon wieder Wettkämpfe machen. Erst nach Erzählungen von anderen, wie die Krankheit verlaufen kann, wurde ich vorsichtiger in meinen Erwartungen.

Wie bist Du damit umgegangen, von heute auf morgen ausgebremst zu werden? Auch hinsichtlich Deiner Olympia-Ambitionen?
Am Anfang schien noch kein grosser Schaden entstanden zu sein. Die Olympia-Quali war ja noch sieben Monate entfernt. Das wäre mit einem kurzem Verlauf noch ohne Probleme möglich gewesen. Erst mit der Zeit stellte sich Ratlosigkeit ein: ich hatte zwar keine Symptome mehr, jedoch waren meine Blutwerte nicht gut genug, um ins Training einsteigen zu können. Niemand konnte mir sagen, ob das noch zwei Wochen oder zwei Jahre dauern würde. Irgendwann habe ich einfach aufgehört zu hoffen und angefangen, einfach nur zu warten. Mehr konnte ich nicht machen. Natürlich steigt die Motivation dann ins Unermessliche. Mir blieb nur die Hoffnung, dass ich danach noch mal voll durchstarten kann.

Welche Rolle haben Deine (früheren) Kader-Kollegen – beispielsweise hatten ja Rebecca Robisch oder Daniel Unger ebenfalls mit dem Pfeifferschen Drüsenfieber zu kämpfen – dabei gespielt? Konnten sie Dir gute Tipps geben?
Da man leider nichts machen kann ausser warten und sich gesund ernähren, konnte mir auch niemand einen konkreten Tipp geben. Die Krankheitsverläufe sind auch extrem verschieden und reichen von Krankenhaus-Aufenthalten bis zu gar keinen Symptomen, wie in meinem Fall. Dementsprechend konnte ich mich nach den Erzählungen immerhin glücklich schätzen, dass ich im normalen Leben keine Einschränkungen hatte.

Und Deine Freunde außerhalb des Sports? Deine Familie?
Mir haben natürlich alle sehr viel Mut und Symphatie ausgesprochen. Das hat viel geholfen. Im Endeffekt muss man den Kampf, nicht aufzugeben, mit sich selbst austragen. Aber meine Freunde und meine Familie waren immer für mich da, und das hat mir gezeigt, dass Sport eben nicht das wichtigste im Leben ist, sondern die Menschen um einen herum.

Welche Rolle spielte dabei Dein Physik-Studium?
Der Vorteil, wenn man noch eine zweite Beschäftigung hat, ist, dass man auch dann noch was zu tun hat, wenn die eine wegfällt. Also konnte ich mich in der Zeit der Trainingspause immer noch mit meinem Physik-Studium befassen. Das hat dann natürlich für mich auch in einem gewissen Masse Normalität bedeutet. Ansonsten konnte ich endlich mal all die Dinge tun, zu denen ich sonst keine Zeit hatte. Das war auch sehr schön.

Wie sah Dein Wiedereinstieg in das Training aus?
Tägliche Einheiten von bis zu 1,5 Stunden Dauer haben mich sehr langsam an höhere Umfänge gewöhnt. Dabei kommen natürlich am Anfang so gut wie keine Intensitäten vor. Die sind sehr gefährlich, weil sie das noch geschwächte Immunsystem sehr angreifen können. Nach vier Wochen war ich dann wieder bei einem Wochenumfang von fünfzehn Stunden angelangt, also bei circa 60 Prozent des normalen Pensums. Kleine Intensitäten wurden dann erst nach 7-8 Wochen mit eingeflochten, nach 9-10 Wochen konnte ich wieder fast so trainieren wie vor der Krankheit, jedoch braucht der Körper noch mehr Ruhephasen.

Mit welcher Erwartungshaltung gehst Du in die kommenden Wettkämpfe?
Die ersten Wettkämpfe sind nur dazu da, das Gefühl für die volle Ausbelastung wieder zu erlangen. Dementsprechend habe ich zunächst keine konkreten Ziele. Das wichtigste ist jedoch, dass ich mich so sehr darauf freue wie noch nie. Allein dieses Gefühl ist schon ein Sieg für mich. Man wird dann sehen, wie sehr die sechsmonatige Pause meinen Körper zurückgeworfen hat.

Maximilian, herzlichen Dank für das Interview. Wir wünschen Dir einen erfolgreichen Wiedereinstieg und eine gesunde Saison 2016.

Interview: Klaus Arendt
Foto: Jo Kleindl | Deutsche Triathlon Union

Hintergrund Pfeiffersches Drüsenfieber
Internet: schwetz.info