Mit gleicher Leistung schneller werden

Andy und Jean-Paul_Swiss Side„Der Luftwiderstand ist der wichtigste limitierende Faktor beim Radfahren“, sagt Jean Paul Ballard, technischer Leiter der  Laufradfirma „Swiss Side“. „Nicht das Gewicht, sondern das optimale Fahrer-Bike-Setting hilft, wichtige Minuten zu sparen.“

 

Warum das so ist, erklärte Jean-Paul Ballard, der mit Profi-Triathlet Andy Raelert viele Tests im Windkanal durchgeführt hat, im Interview.

Herr Ballard, warum ist das Gesamtgewicht des Fahrrads nicht unbedingt entscheidend für eine bessere Radleistung?
Wenn man sich die Verteilung der Fahrwiderstände des kompletten Fahrer-Bike-Systems anschaut, so verteilt sich dieser auf 15 Prozent Rollwiderstand und auf 16 Prozent Gewicht. Alleine 69 Prozent des Widerstands wird durch die Luft erzeugt. Besonders im Triathlon ist die erforderliche Energie, um bei Beschleunigungen oder am Berg Gewicht zu bewegen sehr gering. Daher ist auch das Gewicht des Rades eher unwichtig. Zum Beispiel wäre die Leistungseinbuße wegen einem zusätzlichen halben Kilogramm beim Gewicht des Rades (circa sechs Prozent) über 180 Kilometer nur in Sekunden zu messen. Der Anstieg des Luftwiderstandes kostet auf dieser Strecke hingegen Minuten.

In was sollte man investieren, wenn man sein Rad optimieren und nicht auf jedes Gramm achten möchte?
Schauen wir uns die Fakten an, die sich aus den Messungen im Windkanal ergeben: Der Fahrer macht 75 Prozent des gesamten Luftwiderstandes aus. Daher ist es am wichtigsten, diesen Luftwiderstand zu minimieren. Eine möglichst tiefe Sitzposition bedeutet immer eine verbesserte Performance. Allerdings muss dabei beachtet werden, dass die Position für den Athleten auch fahrbar sein muss, ohne dass der Sportler in seiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt wird. Ebenfalls darf es nicht dazu kommen, dass der Athlet nach dem Radfahren aufgrund von Muskelbeschwerden nicht mehr optimal laufen kann. In den Windkanaltests wurden zudem unter anderen gute Ergebnisse mit einteiligen Rennanzügen und Aero-Helmen erzielt. Auf dem Rad selber ist das aerodynamisches Set-up bestehend aus einem schlanken und integrierten Cockpit mit innenverlegten Kabeln entscheidend für die Aerodynamik.

Was muss man beim Thema „Laufräder“ generell beachten?
Sehr wichtig ist, dass der sogenannten Segeleffekt maximiert wird. Der Segeleffekt ist die aerodynamische Reduktion des Widerstandes durch Wind. Dies ist besonders bei sehr windigen Bedingungen wie auf Hawaii entscheidend. Die Räder sind dabei der entscheidende Faktor, denn sie tragen über 65 Prozent zum Segeleffekt bei. Gute Aero-Laufräder können sogar Vortrieb erzeugen. Zudem ist die Stabilität des Vorderrades bei windigen Bedingungen sehr wichtig für den Segeleffekt, weil der Fahrer – ich erinnere gerne noch einmal daran, dass er 75 Prozent des gesamten Luftwiderstandes ausmacht – bei einem instabilen und unberechenbaren Vorderrad die Aeroposition nicht halten kann, sich deshalb häufig aufrichten muss und dadurch alle Vorteile einer aerodynamischen Optimierung verliert. Aus all diesen Gründen beschäftigen wir uns bei Swiss Side nicht nur mit der Minimierung des Luftwiderstandes, sondern auch damit, die aerodynamische Stabilität der Räder zu verbessern, weil dies den Luftwiderstand des Fahrers reduzieren kann.

Wie sehen gute Laufräder für die Langdistanz aus und für die Kurzdistanz?
Wir sehen keinen wirklichen Unterschied bezüglich der Ansprüche, die Räder auf der Kurz- oder Langdistanz erfüllen müssen. Die Zeitersparnisse je Kilometer, die durch gute Aero-Laufräder erzielt werden, sind die gleichen, egal auf welcher Strecke. Allerdings gilt natürlich: je länger die Distanz, desto grösser die Zeitersparnis.

Interview: Meike Maurer
Foto: Swiss Side