
Mit 5.255 Punkten qualifizierte sich Mareen Hufe bereits im „ersten Draft“ für das anstehende WM-Rennen auf Big Island. Kurz vor ihrer Abreise in die Südsee stellte sich die frühere Altersklassen-Weltmeisterin den Fragen der tritime-Redaktion.
Mareen, mit welchen Gefühlen und Wünschen trittst Du die Reise nach Kailua-Kona an?
Auf jeden Fall gut vorbereitet! Und da ich mich – ganz im Gegensatz zu vielen anderen meiner Mitstreiterinnen – unter dem Radar der Medien und breiten Öffentlichkeit bewege, gehe ich auch ohne Druck von außen in das Rennen. Eine weitere gute Voraussetzung für eine persönliche Bestleistung.
Welche Erinnerungen hast Du an Deine früheren Rennen auf Big Island und welche Lehren hast Du daraus für Deinen Start in diesem Jahr gezogen?
Bei meinen bisherigen Starts habe ich immer beim Schwimmen den Anschluss verloren. Aus diesem Grund habe ich viele Sprints in das Training eingebaut, um den Abstand zur Weltspitze in Grenzen zu halten. Darüber hinaus habe ich sehr viele Kilometer ohne Neopren absolviert. Beim Radfahren bin ich es vom Niederrhein her gewohnt, „immer“ gegen den Wind zu fahren und ständig zu treten.
Wie gehst Du generell mit den zu erwartenden hohen Temperaturen um?
Glücklicherweise macht mir das nichts aus. Und bei dem diesjährigen Jahrhundertsommer konnte man ja auch in unseren Breitengraden unter extremen Temperaturen trainieren. Ich habe bei sehr langen Einheiten viel eher mit zu hohen Ozonwerten zu kämpfen, aber die sind auf Hawaii ja eher selten.
Wie sehr belastet Dich der Jetlag und wie viele Tage benötigst Du, bis Du richtig im normalen Tagesablauf bist?
Mit der Zeitumstellung habe ich bei all meinen Reisen zu kämpfen. Wenn ich in Richtung Osten fliege, benötige ich pro Stunde gut und gerne 1,5 Tage, in Richtung Westen dagegen nur knapp einen Tag pro Stunde. Ich reise 2 Wochen vor dem Rennen nach Hawaii und stehe dann immer sehr früh auf. Das hat bislang immer funktioniert.
Neben Deinem Leben als Triathlonprofi arbeitest Du weiterhin in Wesel im Vertriebscontrolling eines deutschen Chemiekonzerns. Wie vereinbarst Du Sport und Arbeit?
Ich habe einen 20-Stunden-Vertrag, wobei das 1. Quartal eines Jahres und die zweite Woche eines Monats aufgrund der Jahres- und Monatsabschlüsse die arbeitsintensivsten Zeiten sind. Glücklicherweise kann ich – wenn ich im Trainingslager beziehungsweise bei Wettkämpfen bin – auch offline arbeiten. Diese Peaks können Fluch und Segen zugleich sein. Ich sehe jedoch eher Letzteres, finde ich dadurch auch den nötigen Abstand vom Sport. Außerdem kann ich im Sommer alle aufgebauten Überstunden abbauen, sodass ich nicht immer ins Trainingslager in den Süden fahren muss. Das ist auch ein Grund dafür, dass ich meine besten Resultate bei Rennen im Herbst und Winter – wie in Florida und Western Australia – ja erreicht habe.
Ist Deine Trainerin Ute Mückel mit vor Ort? Welche Bedeutung hat dies für Dich?
Ursprünglich hatte Ute eine Reise nach Hawaii nicht geplant, umso mehr freut ich mich darüber, als sie mir vorgestern mitteilte, kurzfristig doch die Reisestrapazen auf sich zu nehmen. Am Dienstag ist sie dann vor Ort und wird mir bei den unmittelbaren Wettkampfvorbereitungen zur Seite stehen. Auch wenn ich im Wettkampf auf mich selbst gestellt bin, beruhigt es mich, eine erfahrene Trainerin an der Strecke zu wissen.
Wirst Du auf Deiner Reise nach Hawaii von Freunden und Deiner Familie begleitet? Welche Rolle nehmen sie dort ein?
Mit meinen Eltern bewohne ich unweit der Laufstrecke ein schönes Appartement. Ein befreundetes Ehepaar verbringt seine Flitterwochen in Kona und mein australischer Homestay ist ebenfalls vor Ort. So wird mir definitiv nicht langweilig, und im Rennen werde ich mit Informationen bezüglich der Abstände nach vorne versorgt. Dies ist insbesondere nach dem Schwimmen interessant.
Wie schätzt Du Deine realistischen Chancen ein?
An dieser Stelle zu sagen, ich möchte in die Top 10, wäre unrealistisch. Mir ist wichtig, meine beste Leistung abzurufen, das heisst, den Abstand beim Schwimmen zur Spitze einstellig zu halten. Danach halte ich mich an die Wattvorgaben und laufe, so schnell es eben geht! Eine Platzierung in der ersten Hälfte beim Profifeld der Damen ist durchaus realistisch.
Wer sind die großen Favoriten auf den Sieg im Rennen der Damen?
Natürlich die bekannten „Verdächtigen“, also Mirinda Carfrae und Daniela Ryf, aber in Kona kann jedoch sehr viel passieren. Ich persönlich gönne einen Erfolg auch vor allem Caroline Steffen und Rachel Joyce.
Und bei den Herren?
Natürlich Jan Frodeno und Sebastian Kienle. Ob jedoch aus Australien oder den USA – wie in den letzten Jahren immer wieder geschehen – sich jemand ganz vorne platzieren könnte, kann ich nicht wirklich beurteilen.
Worauf wirst Du in der Rennwoche ernährungstechnisch besonders achten?
Ich werde viel Lebensmittel aus dem lokalen Anbau in meiner ausgewogenen Ernährung berücksichtigen. Im Wettkampf selbst greife ich nicht auf eine persönliche Spezialverpflegung zurück, ich nehme das zu mir, was auf der Strecke angeboten wird. Ich habe einen robusten Magen und bin bis jetzt überall damit zurechtgekommen.
Und womit verbringst Du in Kona die trainingsfreie Zeit?
Natürlich werde ich vor Ort meine Freunde treffen, aber es darf und wird definitiv nicht in Stress ausarten, ansonsten verbringe ich viel Zeit in unserem schönen Appartement am Meer, um gut ausgeruht den Wettkampf aufzunehmen.
Mareen, wir wünschen Dir viel Erfolg!
Interview: Klaus Arendt
Foto: Rose Bikes GmbH