Laufen Herren: Der Triumph der Deutschen

Kona2015_run_frodenoJan Frodeno lässt auf der Laufstrecke nichts anbrennen. Vollkommen kontrolliert absolviert er den knallharten Hitze-Marathon.

Jan Frodeno verlässt mit lockeren Schritten die Wechselzone. Die Bedingungen für den Marathon sind extrem hart. Es weht kaum ein Lüftchen bei 32 Grad, dazu die hohe Luftfeuchtigkeit und nirgends Schatten auf der Laufstrecke. Der Asphalt brodelt vor Hitze. Die Herausforderung für alle wird sein, mit diesen unglaublichen Bedingungen möglichst kraftsparend zurecht zu kommen. Die ersten 5 Kilometer fliegt er förmlich über die Laufstrecke und vergrößert somit den Abstand zum Verfolger Timothy O´Donnell. Man möchte meinen, er läuft nur einen Halbmarathon. Als er gut 2 Minuten heraus gelaufen hat, verringert er etwas das Tempo und läuft kontrolliert sein Rennen. Hinter ihm kämpfen die Verfolger, Sebastian Kienle hat Schwierigkeiten das Tempo zu halten, bleibt aber konstant auf Platz 3.

kona2015_run_frodeno02

Die Rostocker Laufshow
Hinter ihm fliegt einer über die Laufstrecke, der im letzten Jahr große Teile des Marathons unfreiwillig wandern musste: Andreas Realert sorgt für eine deutsche Überraschung und schiebt sich Platz um Platz nach vorn. Nach 15 absolvierten Kilometern liegt er bereits auf dem 4. Rang. Noch vor der Halbmarathon-Marke überholt Raeli den Vorjahressieger Sebastian Kienle. Wer hätte das gedacht? Nach der Hälfte der Laufstrecke führt immer noch Jan Frodeno, Tim O’Donnell folgt knapp 2 Minuten dahinter. Im Energy Lab kämpfen alle mit der Hitze, Frodo scheint aber super damit zurecht zu kommen. Er nutzt jede Gelegenheit, sich Eis über den Kopf zu kippen und den Körper zu kühlen. Am Wendepunkt können sich alle belauern. Jan Frodeno erkennt, dass sein Vorsprung inzwischen komfortabel ist, Tim O´Donnell stoppt etwas ängstlich seinen Vorsprung zu Andreas Raelert. Bei Kilometer 32 muss Sebastian Kienle Andy Potts an sich vorbei ziehen lassen. Es sieht sehr danach aus, dass Sebi heute weder etwas mit dem Sieg noch mit dem Podium zu tun hat.

Frodo holt das Triple
Dagegen wird das wohl DAS Jahr des Jan Frodeno: nach dem Gewinn der IRONMAN European Championship in Frankfurt und der IRONMAN 70.3 World Championship Zell am See-Kaprun nun also auch die berühmte Blätter-Krone von Hawaii. Mehr als dieses Triple in einem Jahr geht wahrhaftig nicht im Triathlon! Es ist erst sein zweiter Start auf Hawaii und sein vierter Ironman überhaupt. Und dann so was! Wir wollen den Olympiasieg natürlich auch nicht unterschlagen, was bedeutet, dass er sich nun sämtliche Titel auf allen Strecken gesichert hat. Ein echter Ausnahmeathlet. Aber wir wollen auch nicht die sensationelle Leistung von Andreas Raelert vergessen. Er wurde hier in Kona schon zweimal Dritter (2009 und 2011) und zweimal Zweiter (2010 und 2012). Das 5 .Mal auf dem Podium zu stehen nach den beiden letzten schweren Jahren dürfte ihm auch mehr als gut tun. 2015 hatte ihn wirklich niemand auf dem Zettel. Vollkommen überraschend läuft er 39-Jährig mit 2:50:02 h die schnellste Marathon-Zeit der Herren. Und nun ist der deutsche Doppelsieg perfekt! 8:14:40 h. Das ist die Siegerzeit für Jan Frodeno, Andys Zeit: 8:17:43 h. Sebastian Kienle büßte auf den letzten Laufkilometern noch einige Plätze ein und kam am Ende mit hängenden Schultern als Achter ins Ziel. Dass er enttäuscht darüber ist, den Titel nicht verteidigen zu können ist mehr als verständlich. Boris Stein dagegen freute sich riesig über seinen 10. Platz. Was für ein tolles Ergebnis: Vier Deutsche in den Top 10 der Herren.

Hier die Ergebnisse Top 10 der Männer

1 8:14:40 Jan Frodeno
2 8:17:43 3:03 Andreas Raelert
3 8:18:50 4:10 Timothy O’Donnell
4 8:21:25 6:45 Andy Potts
5 8:23:09 8:29 Tyler Butterfield
6 8:25:05 10:25 Cyril Viennot
7 8:28:10 13:30 Eneko Llanos
8 8:29:43 15:03 Sebastian Kienle
9 8:30:13 15:33 Brent McMahon
10 8:31:43 17:03 Boris Stein
Der Vollständigkeit halber hier noch einige weitere Plätze: Michael Weiss wird 16. Der zeitweise Führende auf dem Rad Andi Boecherer landet auf dem 20. Platz und der Mann mit dem schnellsten Radsplit Maik Twelsiek wird 22. Nach einem tollen 6. Platz im letzten Jahr hatte Nils Frommhold heute einen harten Tag und finishte tapfer auf Rang 29.

Andreas Raelert fliegt über die Laufstrecke

kona2015_run_kienleText: Juliane Adam
Fotos: Meike Maurer