
Diana Riesler nimmt am 10. Oktober zum ersten Mal an den Ironman World Championship in Kailua-Kona teil. Warum der gelernten Forstingenieurin Rennen bei 40 Grad Celsius und hoher Luftfeuchtigkeit liegen, verrät sie im tritime-Interview.
Diana, mit 6.770 Punkten hast Du Dich bereits Ende Juli für Kona qualifiziert.
Mit welchen Gefühlen und Wünschen trittst Du die Reise nach Kailua-Kona an?
Es ist meine erste Teilnahme auf Hawaii. Die Qualifikation hatte ich bereits einige Male in der Tasche, aber es sollte jedesmal nicht sein. Auch wenn es kaum möglich sein wird, versuche ich Hawaii wie jedes andere Rennen zu sehen. Mittlerweile freue ich mich auf die Insel. Wenn ich mir das Klima und die Streckenführung ansehe, dann sind es genau die Bedingungen, die mir am besten liegen. Deswegen bin ich selber gespannt auf meine Premiere.
In diesem Jahr hast Du den Ironman Lanzarote gewonnen. Welche Erinnerungen hast Du an das Rennen im Mai und welche Lehren ziehst Du daraus für Deinen Start auf Big Island?
Lanzarote hatte dieses Jahr die zweithärtesten Bedingungen seiner Geschichte. Der Wind hat einen fast vom Rad geblasen und das Laufen war dadurch auch nicht gerade einfacher. Alle sagten mir nach dem Rennen, dass Kona dagegen ein Zuckerschlecken sei. Darauf bin ich am meisten gespannt! Auf Lanzarote lief fast alles optimal. Genau das werde ich versuchen, in Hawaii abzurufen.
Wie (und wo) bereitest Du Dich auf die Hitze vor und wie gehst Du generell mit Hitze um?
Hitzerennen liegen mir mehr als Kälterennen. So ist eines meines Lieblingsrennen der Ironman Malaysia: 40 Grad Celsius und 100% Luftfeuchte. Viel härter geht es kaum. Meine Vorbereitungen absolviere ich in meiner zweiten Heimat Mallorca. Das Klima ist perfekt auf der Insel, um sich für Big Island fit zu machen.
Wie sehr belastet Dich Jetlag im Allgemeinen und wie viele Tage benötigst Du, bis Du richtig im normalen Tagesablauf bist?
Da ich viel auf der Welt unterwegs bin, habe ich nicht so große Probleme damit. Auf meiner ersten Asienreise war das noch ganz anders: da habe ich 24 Stunden am Stück geschlafen und bin dann irgendwann am Nachmittag wie betrunken aus dem Bett geklettert.
Ist Dein Trainer Jo Spindler mit vor Ort? Welche Bedeutung hat dies für Dich im Vorfeld und im Rennen selbst?
Ja, Jo kommt mit! Er hat ja neben mir noch einige andere Athleten am Start, deswegen war für ihn die Entscheidung nicht so schwierig. Jo kennt Hawaii bereits als Athlet, allerdings wird es dort auch sein erstes Jahr als Coach sein. Es ist immer gut, wenn man jemanden am Streckenrand hat, speziell wenn es dann auch noch der eigene Coach ist. Er hat mich dadurch schon vor einigen dummen Fehlern bewahrt!
Wirst Du auf Deiner Reise nach Hawaii von Freunden und Deiner Familie begleitet? Welche Rolle nehmen sie dort ein?
Da Hawaii nicht gerade um die Ecke ist, ist das natürlich ein finanzieller Aspekt. Meine Freundin aus Kindestagen hat mir vor Jahren geschworen, wenn es nach Hawaii geht, dann ist sie dabei! Kaum war meine Quali sicher, da hatte sie mit ihrem Freund die Flüge eher gebucht als ich selber. Hinzu kommen noch Freunde, die selber teilnehmen und ihre Familien mitgebracht haben. Ich glaube, am Ende werden dann doch viele bekannte Gesichter die Strecke säumen und mich anfeuern.
Wie schätzt Du als Kona-Profirookie Deine realistischen Chancen ein?
Wenn ich das abrufen kann, was ich die restliche Saison gezeigt habe, dann kann ich in Kona eine solide und gute Performance zeigen. Wofür dies am Ende reichen wird, kann ich schlecht sagen, da die Leistungsdichte immer enger wird, und da können drei Minuten schon mal über einige Plätze entscheiden.
Wer sind die großen Favoriten auf den Sieg im Rennen der Damen?
Sicher wird Daniela Ryf ganz hoch gehandelt, aber auch Mirinda Carfrae wird ihren Titel verteidigen wollen. Dann sind da noch viele andere Mädels, die sich den Titel holen möchten und auch das Zeugs dazu haben. Es wird auf alle Fälle ein spannendes Rennen.
Und bei den Herren?
Es könnte ein deutsches Duell zwischen Sebi und Frodo werden.
Worauf wirst Du in der Rennwoche ernährungstechnisch besonders achten?
Nur die letzten Tage vor dem Rennen sind etwas anders, da ich hier die Kohlenhydratzufuhr hoch nehme: viel Pasta! Da freue ich mich schon immer drauf.
Womit verbringst Du in Kona die trainingsfreie Zeit? Wie entspannst Du Dich?
Da es mein erstes Jahr auf Big Island sein wird, werde ich viel zu entdecken haben. Ich brauche mir keine Gedanken machen, wie ich die Zeit rum bekomme. Einige Freunde werde ich dort treffen, und die werden mich aus dem großen Trubel heraushalten. Je normaler mein Ablauf ist, desto besser.
Letzte Frage: Bist Du neben dem Hochleistungssport noch als Diplom Forstingenieur tätig?
Ich habe mich relativ schnell entschieden, dass ich erst einmal dem Sport den Vorrang gebe. Diese Entscheidung habe ich bisher noch nicht bereut, auch wenn ich als Förster definitv mehr Geld in der Tasche hätte.
Diana, wir wünschen Dir für Deine Premiere auf Big Island gutes Gelingen.
Interview: Klaus Arendt
Foto: Marco Müller | DTU