Boris Stein: Eine gute Leistung ist nicht von den äußeren Umständen abhängig!

WIESBADEN, GERMANY - AUGUST 09: Boris Stein of Germany celebrates winning the Wiesbaden Ironman 70.3 on August 9, 2015 in Wiesbaden, Germany. (Photo by Harry Engels/Getty Images for Ironman)

WIESBADEN, GERMANY - AUGUST 09: Boris Stein of Germany celebrates winning the Wiesbaden Ironman 70.3 on August 9, 2015 in Wiesbaden, Germany.  (Photo by Harry Engels/Getty Images for Ironman)

Mit dem Sieg bei der Ironman 70.3 EM in Wiesbaden sicherte sich Boris Stein seine zweite Teilnahme auf Big Island. Warum er den Trainingsschwerpunkt auf das Laufen gelegt hat, erklärt Boris Stein im tritime-Interview.

Boris, mit 4.465 Punkten und Deinem Sieg in Wiesbaden hast Du Dich quasi im Schlussspurt für Deinen zweiten Start in Kona qualifiziert. Mit welchen Gefühlen und Wünschen trittst Du die Reise nach Kailua-Kona an?
Ich bin mit der diesjährigen Saison sehr zufrieden, auch wenn ich lange auf die endgültige Qualifikation habe warten müssen. Die vier Rennen, die ich dafür gebraucht habe, lassen mich auf die notwendige Frische hoffen.

2015 war – trotz Deiner Siege in Nizza und Wiesbaden und einem zweiten Platz in Aix-en-Provence – gekennzeichnet von einem Wechselbad der Gefühle. Einem guten Rennen folgte ein weniger befriedigender Auftritt. Wie gehst Du solchen kleineren Rückschlägen um?
Mein persönlicher Eindruck war vielmehr, dass es nach einem verkorksten nach Nizza annähernd perfekt lief. Die weniger guten Resultate waren jedoch nicht meiner schlechten physischen Verfassung geschuldet. So fiel der Umgang leichter. Nichtsdestotrotz war ich nach den schlechten Rennen sehr geknickt. Aber positive wie negative Emotionen gehören zum Sport dazu und machmal müssen sie raus.

PeterSauerland-BorisStein_ Armin Schirmaier | tritime-magazin.deWelche Rolle spielt in solchen Momenten Dein Trainer Peter Sauerland und das private Umfeld? Oder steht Dir ein Mentalcoach zur Seite?
Peter legt ganz gerne den Finger in die Wunde. Das mag im ersten Moment hart sein. Meine Familie, in der der Triathlet nicht aber der Triathlon den Alltag bestimmt, sorgen für die notwendige Einordnung.

Nach Deinem 20. Platz im vergangenen Jahr hast Du auf Deiner Homepage geschrieben, es gibt einiges zu optimieren. Welche Lehren hast Du aus Deinem ersten Hawaiistart gezogen, auch bezüglich der Renntaktik beim Schwimmen und Radfahren? An welchen Schwächen hast Du seitdem konsequent gearbeitet?
Vielfach wurde mir geraten am Schwimmen zu arbeiten. Ich habe dieses Jahr den Schwerpunkt jedoch auf das Laufen gelegt. Hier kann ich Minuten gewinnen. Im Schwimmen wären es wohl nur Sekunden. Das mag für WM-Rennen, wie auf Hawaii, nur eingeschränkt gelten. Bei den Sommerrennen ist es jedoch aufgegangen und hier verdiene ich das Geld, um den Trip zu finanzieren.

Da ein erneuter Hawaiistart für Dich – Deinem Homepageeintrag nach – nur in Bestform in Frage kam, dürfen sich die Triathlonfans auf einen bis in die Haarspitzen hungrigen und motivierten Boris Stein freuen …..
Du triffst es auf den Punkt. Letztes Jahr war die Hawaiiteilnahme ein Plus. Dieses Jahr möchte ich zeigen, dass ich in den letzten beiden Disziplinen mit der Weltklasse mithalten kann.

In Nizza hast Du bei sehr hohen Temperaturen Deinen zweiten Ironman gewonnen. Welche Rückschlüsse ziehst Du daraus für die eher feucht-heißen klimatischen Bedingungen in Kona?
Eine gute Leistung wird nicht von den äußeren Umständen abhängig sein, sondern von der passenden Balance zwischen den einzelnen Disziplinen.

Die letzten beiden Wochen vor Deiner Anreise nach Big Island hast Du – wie im vergangenen Jahr – unter anderem gemeinsam mit Nils Frommhold und Julia Gajer trainiert. Welche Vorteile gibt Dir persönlich das Training in der Gruppe, insbesondere so kurz vor dem wichtigsten Rennen des Jahres?
Als spätqualifizierten entlastet es mich von der schwierigen Standortsuche und ich bin dankbar hier von der Vorarbeit der Gruppe um Wolfram Bott partizipieren zu können. Langfristig profitiert mein Training vom neuen Imput. Kurzfristig bleibe ich jedoch bei meinem bewährten Konzept.

Wie schätzt Du Deine realistischen Chancen ein?
Eine Platzierung unter den besten Zehn halte ich für möglich.

Wer sind die großen Favoriten auf den Sieg im Rennen der Herren?
Jan Frodeno scheint zurzeit das beste Paket zu haben.

Und bei den Damen?
Der Sieg geht nur über Daniela Ryf.

Wir wünschen Dir für Dein zweites Rennen auf Hawaii viel Erfolg.

Homepage Boris Stein

Interview: Klaus Arendt
Fotos: Harry Engels/Getty Images for Ironman und Armin Schirmaier