Andreas Niedrig will es noch einmal wissen!

COPENHAGEN, DENMARK - AUGUST 23: (L-R) Second place Henrik Hyldelund of Denmark, first place Guilherme Valenza Manocchio of Brazil and third place Andreas Niedrig of Germany celebrate on the podium following the Ironman Copenhagen race on August 23, 2015 in Copenhagen, Denmark. (Photo by Harry Engels/Getty Images for Ironman)

COPENHAGEN, DENMARK - AUGUST 23:  Andreas Niedrig of Germany celebrates finishing in third place during the Ironman Copenhagen race on August 23, 2015 in Copenhagen, Denmark.  (Photo by Harry Engels/Getty Images for Ironman)

Beim Ironman Kopenhagen überraschte „Altstar“ Andreas Niedrig die Triathlonwelt. Nach 8:27:37 Stunden überquerte der 47-Jährige als Dritter die Ziellinie, 20 Sekunden vor dem viertplatzierten Mike Schifferle.

Andreas, wie fühlte sich das in Kopenhagen an, als du am 23. August vom Startschuss bis zum Halbmarathon nur das Führungsfahrzeug vor dir war?
Das war der absolute Hammer! Sieben Stunden lag ich in Führung und fühlte
mich dabei aber sowas von jung! Mir war zu dem Zeitpunkt aber durchaus bewusst, dass die Messe noch nicht gelesen war, also bereitete ich mich mental darauf vor, dass ich überholt werde!

COPENHAGEN, DENMARK - AUGUST 23:  Andreas Niedrig of Germany during the run section of Ironman Copenhagen on August 23, 2015 in Copenhagen, Denmark.  (Photo by Nigel Roddis/Getty Images for Ironman)

Vor dem Rennen hattest Du mit einer Top-5-Platzierung geliebäugelt, was ging in dir vor, als du 500 Meter vor dem Ziel den Atem von Mike Schifferle im Nacken spürtest?
500 Meter? Bereits acht Kilometer vor dem Ziel war sein Atem schon deutlich zu spüren. Mein Trainer Michael Krüger schrie mich geradezu an, dass ich nur noch drei Minuten Vorsprung hätte. Zu diesem Zeitpunkt lief ich einen 4:35er Schnitt, Mike war gut und gerne 20 bis 30 Sekunden schneller unterwegs, pro Kilometer versteht sich. Auch wenn ich Kopfrechnen nicht der stärkste bin, wurde mir mit jedem Meter klar, dass Mike mich über kurz oder lang einholen wird. Aber so einfach wollte ich mich nicht kampflos geschlagen geben. Als mein Vorsprung bei noch ausstehenden drei Kilometern auf eine Minute dahin geschmolzen war, nahm ich den Kopf in den Nacken und kämpfte um jeden verdammten Zentimeter. Nein, Vierter wollte ich jetzt auf keinen Fall mehr werden. Nicht jetzt, nach 223 Kilometern. Arme, Beine, Körper, ach alles musste jetzt
einfach funktionieren. Ich wollte, wollte unbedingt auf das Podium. Es hat dann auch ganz knapp geklappt, was für ein Krimi, und das in meinem Alter

Und wie waren die Reaktionen daheim?
Meine Familie hat sich riesig gefreut, sie hat immer an mich geblaubt und war sich sicher, dass ich noch gute Rennen abliefern kann! Ich wurde sogar mit einem roten Teppich empfangen, was ich, da bi ich ganz ehrlich, sehr gerne häufiger hätte. Freunde und Sponsoren haben mit einem solchen Rennen von mir vielleicht gar nicht mehr gerechnet. Aber jetzt mal Hand aufs Herz, eine 4:21 Stunden auf dem Rad, völlig allein bei ziemlich
starken Winden, hätte selbst ich mir nicht zugetraut.

Andreas Niedrig LaufenHat dieses Ergebnis Auswirkungen auf deine weiteren Planungen als dienstältester Profi im Triathlonzirkus? Ist Kona 2016 eine realistische Option?
Was für eine Frage, Klaus! Nach meinem letzten Start auf Big Island im Jahre 2009 habe ich immer gesagt, dass Hawaii
absolut kein Thema mehr für mich ist. Jetzt, wo ich erkenne, dass es vielleicht tatsächlich doch eine klitzekleine Chance gibt, mich zu qualifizieren, fange ich natürlich an zu träumen. Ich gebe ehrlich zu, heute merke ich, dass Hawaii immer ein Thema war, allerdings war es in den letzten Jahren so weit weg, dass ich es mir selber schlecht geredet habe. Und eigentlich ist es mit 48 Jahren ja auch völlig unrealistisch, sich als Profi für Hawaii zu qualifizieren. Und das weiss selbst ein Niedrig, aber genau deswegen reizt es mich ungemein, dieses Projekt anzugehen.

Am Sonntag startest du beim Ironman in Barcelona. Mit welchen Erwartungen gehst du in das Rennen?
Barcelona ist mein Saisonabschluss. Dort ist wirklich alles am Start was Rang und Namen hat, und nicht auf Hawaii startet. Dementsprechend gibt es für
mich nur eine Devise: Vollgas so lange es geht! Und wenn ich platze, dann
platze ich. Aber es wäre schon cool, wenn ich ein paar Punkte im Konaranking mit in den Winter nehmen könnte. Tja, und nach dem Rennen schiele ich natürlich schon in Richtung Hawaii. Dieses Jahr wird das Jahr der Deutschen, da bin ich total von
überzeugt!

Andreas, aus dem fernen Hawaii wünschen wir dir für deinen Wettkampf viel Erfolg!

Interview: Klaus Arendt
Fotos: Harry Engels und Nigel Roddis/Getty Images for Ironman und Klaus Arendt