
Nach 2014 steht Timo Bracht beim Ironman Mallorca zum zweiten Mal an der Startlinie. Zwei Tage vor dem Rennen unterhielt sich die tritime-Redaktion mit dem achtfachen Ironman-Sieger.
Timo, wie zufrieden bist du mit dem Verlauf deiner bisherigen Saison?
Ich bin eigentlich sehr zufrieden. Das übergeordnete Ziel war und ist, immer noch gesund, motiviert, erfolgreich und mit Spaß Triathlon auf professionellem Niveau zu betreiben. Ich denke, das ist mir dieses Jahr bisher auch wieder gelungen.
Liegt beim bevorstehenden Rennen auf Mallorca bereits die Priorität darauf, frühzeitig möglichst viele Punkte für Hawaii 2016 zu sammeln?
Ich denke, auf das Kona Punkte Ranking, welches ich grundsätzlich befürworte, habe ich als einer der ersten Profis bereits 2010 in meiner Rennplanung reagiert, als ich wenige Wochen nach meinem 6. Platz beim Ironman Hawaii in Arizona startete und siegte. Aber trotzdem habe ich Triathlon nie wegen irgendwelchen Punkten oder Qualifikationsrichtlinien betrieben. Mir geht es um den Sport und den Wettkampf als solches. Und genau das steht hier auf Mallorca auch im Mittelpunkt. Ich will am Samstag den Ironman gewinnen, und dann ergibt sich auch meistens alles andere, so einfach ist das.
Man hat das Gefühl, dass du dich diese Saison etwas rar gemacht hast, sprich weniger Wettkämpfe, als sonst gemacht hast. Täuscht dieser Eindruck?
Du hast mich einfach nicht oft genug bei Wettkämpfen gesehen, Meike. Ich habe mich – wie zu Beginn meiner Karriere – auf die großen Höhepunkte konzentriert und mich nicht in zu vielen Rennen verloren. Die Titelverteidigung in Roth hat leider nicht ganz geklappt, aber mit einer Zeit von 7:56 Stunden kann man auch guter Zweiter werden. Der Fokus lag im Juni auf einem dreiwöchigen Höhentrainingslager in St. Moritz. Wettkämpfe habe ich auch mal an weniger bekannten, aber umso interessanteren Orten wie zum Beispiel in Finnland, Indonesien und Katalonien bestritten.
Im Juli hast du deinen 40. Geburtstag gefeiert. Weißt du schon, wie lange du der Triathlonszene als Profisportler noch erhalten bleiben möchtest?
Mindestens zwei Jahre! Ich bin fit und motiviert, habe eine tolle Familie und mit dem Team Sport for Good und meinen Sponsoren ein inspirierendes und professionelles Umfeld, da wird es mir nie langweilig.
Was ist der größte Unterschied zum Profisportler Timo Bracht mit 30 Jahren und heute? Was hat sich in Sachen Konkurrenz in den letzten zehn Jahren getan und welche körperlichen Unterschiede merkst du?
Mit Vierzig bin ich circa zehn Minuten schneller geworden. Aber auf einem sehr konstanten Niveau. Seit 2002 bin ich bei jeder Langdistanz – außerhalb von Hawaii – eigentlich immer in den Top drei zu finden, egal wo und egal bei welcher Konkurrenz. Es ändert sich jedes Jahr etwas, aber die Basics schnell radfahren, schwimmen und laufen, und dabei – wie eingangs gesagt – gesund zu bleiben und den Spaß nicht zu verlieren, ist immer noch dasselbe wie vor zehn oder 20 Jahren. Die körperlichen Unterschiede sind marginal! Ich bin mittlerweile bestimmt besser austrainiert, komischerweise auch beweglicher und viel verletzungfreier als in jungen Jahren. Das Trainingssystem wird natürlich auch immer besser, und es macht einfach Spaß, weiter Gas zu geben, ohne den Körper zu ruinieren.
Hast du nach dem Ironman Mallorca noch weitere Rennen geplant oder gehst du in die Saisonpause und wie geht es 2016 bei dir weiter?
In meinem Kopf zählt jetzt erst einmal nur der Ironman am Samstag, dafür bin ich bereit und werde alles geben. Danach verbringe ich noch ein paar Urlaubstage auf der Insel und werde dann am Wochenende auf Mallorca mit dem Team Sport for Good für einen Sponsor ein Fitness-Wochenende durchführen.
Timo, herzlichen Dank für Deine Zeit. Wir drücken Dir für einen möglichen neunten Ironman-Erfolg die Daumen.
Interview: Meike Maurer
Fotos: TEAM SPORT FOR GOOD