Sigrid Mutscheller: Ich verlasse mich auf meine vielen Trainingsjahre

Sigi Muscheler_Aufmacher Sigird Mutscheller hat sich beim Ironman 70.3 im Kraichgau für den Ironman Hawaii qualifiziert. Etwas ungeplant, aber deswegen nicht weniger schön. Die tritime-Redaktion stellt die 39-Jährige Mutter vor und wird sie auf der Pazifikinsel wieder treffen.

Einigen ist Sigi sicherlich noch als geborene Lang bekannt, als sie von 2001 bis 2008 einen Wintertriathlon-Weltmeistertitel nach dem anderen abräumte. Gestartet hat die heute 39-Jährige ihre sportliche Karriere als Langläuferin, wo sie es bis in die Nationalmannschaft der Juniorinnen schaffte. Auch als Cross-Triathletin hat sie zahlreiche Erfolge eingefahren und eines ist sicher, neben einem großen sportlichen Talent zeichnet die studierte Lehrerin auch viel Disziplin und Willensstärke aus. Auch nach der Geburt ihrer beiden Söhne ist die gebürtige Passauerin, die heute im schwäbischen Örtchen Aidlingen im Kreis Böblingen lebt, wieder aktiv im Triathlon- und Langlaufgeschehen zurück und landet Top-Platzierungen im Akkord. Beim Rennen im Kraichgau kam sie als gesamtelfte Dame ins Ziel, gewann souverän ihre Altersklasse und sicherte sich so die Qualifikation für das Weltmeisterschaftsrennen auf Hawaii.

Kurz vor dem Antritt ihrer Hawaii-Reise haben wir uns mit ihr über den bevorstehenden großen Wettkampf in Übersee unterhalten.

Sigi, kann Hawaii kommen und fühlst du dich gut vorbereitet?Sigi Muscheller_Rad
Ich habe versucht, mich im Rahmen meiner Möglichkeiten so gut wie möglich vorzubereiten und habe eigentlich ein gutes Gefühl. Von mir aus kann es jetzt auch endlich losgehen. Seit meiner Qualifikation im Juni beim Ironman 70.3 im Kraichgau war es für mich eine lange, harte Vorbereitungszeit.

Hawaii ist erst deine zweite Langdistanz, richtig? Auf was freust du dich am meisten und vor was hast du am meisten Respekt?
Richtig, ich habe 2008 schon einmal in Roth mitgemacht, aber das war noch in der Zeit bevor ich Mama wurde. Dass ich noch einmal eine Langdistanz mache – und noch dazu in Hawaii – war so nicht unbedingt geplant. Für mich wird Hawaii erst einmal ein einmaliges Event bleiben. Ich war noch nie dort und freue mich jetzt natürlich, das Ganze auch einmal live mitzuerleben. Am meisten Respekt habe ich vor den klimatischen Bedingungen, die mir als vorzugsweise Wintersportlerin erfahrungsgemäß nicht so besonders liegen. Aber ich konnte mich an den megaheißen Sommertagen dieses Jahr schon mal ganz gut auf die zu erwartenden Temperaturen einstellen und bin ganz zuversichtlich.

Du bist Lehrerin, Mutter von zwei kleinen Kindern und im Winter wie im Sommer auf zahlreichen Wettkämpfen unterwegs. Wie bekommst du deinen Alltag organisiert und vor allem, wie und wann trainierst du? Verrat uns dein Geheimnis!
Das ist eine gute Frage und momentan stelle ich mir diese selbst, wie ich das eigentlich schaffe, immer öfter. Ich denke, dass das Geheimnis in einer guten Organisation und Disziplin liegt. Mein Tag ist von morgens 6 Uhr bis abends 23 Uhr komplett durchgetaktet. Bei mir richtet sich das Training nicht in erster Linie nach einem systematischen Trainigsplan, sondern trainiert wird immer dann, wenn ich ein Zeitfenster dazu habe. Das heißt, wenn die Kinder im Kindi beziehungsweise in der Schule sind und wenn ich selbst keine schulischen oder privaten Verpflichtungen habe. Ab 13.15 Uhr ist Kinderprogramm angesagt, dann bin ich zu 100 Prozent für die Kids da. Erst wenn sie im Bett sind und die Kraft und Motivation noch reicht, versuche ich, noch einmal eine Trainingseinheit zu erledigen, beispielsweise auf der Rolle, Laufen oder Schwimmen, wenn ein Babysitter oder der Papa daheim sind. Danach lege ich meist noch eine Haushaltseinheit ein und erledige das, was den Tag über liegengeblieben ist. Die oberste Priorität hat aber immer meine Familie. Das heißt, ich versuche möglichst viel, mit meinen Männern zu unternehmen und allen gerecht zu werden. An dieser Stelle muss ich auch meinem Mann Uli danken, der mir oft den Rücken freihält, obwohl er auch im Triathlon-Wettkampfsport aktiv ist und regelmäßig trainiert.

Du hast dieses Jahr viele sehr gute Wettkämpfe über die Kurz- und Mitteldistanz gemacht. An Wettkampfhärte fehlt es dir sicher nicht. Hast du auch genügend lange Einheiten im Training absolvieren können?
Die Ergebnisse der Trainingswettkämpfe stimmen mich in der Tat optimistisch. Allerdings waren es immer nur Kurz- und Mitteldistanzen. Ich hoffe, dass die Grundlage reicht, auch eine Langdistanz gut durchzustehen. Ich habe 4-5 ausgewählte lange Einheiten auf dem Rad gemacht und auch im Laufen hoffentlich die Hausaufgaben erledigt. Ich verlasse mich auch ein bisschen auf die mittlerweile vielen Trainingsjahre, die ich auf dem Buckel habe.

Was macht dir mehr Spaß, Sport und Wettkämpfe im Winter bei klirrender Kälte oder im Sommer bei Hitze wie auf Hawaii?
Beides hat für mich seinen eigenen Reiz.

Was hast du dir für das Rennen in Kona am 10.10 vorgenommen?
Ich gehe ohne konkrete Vorstellungen an den Start, mit welcher Platzierung ich ins Ziel kommen möchte. Ich möchte für mich ein ordentliches Rennen machen, ohne übermäßig viel leiden zu müssen. Wenn alles gut läuft, wäre ich mit einer Zeit um die 10:30 Stunden sehr glücklich.

Wer wird dich nach Kona begleiten? Wie lange bist du auf der Insel und was willst du auf jeden Fall dort machen?
Mein Mann Uli wird mich begleiten. Die Kids müssen wir leider zu Hause lassen, da der Große erst eingeschult wurde und er erst einmal seinen Rhythmus in der Schule finden soll. Für den Kleinen wäre der Reisestress ohnehin zu groß. Aber die Omas werden in der Zeit ihre Zelte bei uns in Aidlingen aufschlagen und die Kids freuen sich schon auf die Zeit mit ihnen. Wir werden am 3.10. starten und nach dem Rennen noch drei Tage eine kleine Rundreise machen. Am 18.10. müssen wir wieder zurück sein. Über das konkrete Programm kann ich noch keine genaue Auskunft geben – der Reiseführer liegt zwar bereit, aber ich hatte noch keine Zeit, mich damit zu beschäftigen. Ich hoffe auf Uli, der war schon öfters auf der Insel und kennt ein paar nette Stellen, die wir uns sicher anschauen werden.

Interview: Meike Maurer
Fotos: Martin Strobel