Grand Final: Justus Nieschlag hat etwas Wut im Bauch

Justus Nieschlag (#51, GER) - IPIC World Triathlon Abu Dhabi 2015Mit 23 Jahren ist Justus Nieschlag beim anstehenden Grand Final in Chicago der „Benjamin“ im DTU-Kader der Herren, derzeit allerdings auch der Bestplatzierte im WTS-Ranking.

Justus, mit 1.361 Punkten liegst Du als bester Deutscher auf Platz 22 im aktuellen WTS-Ranking. Mit welchen Gefühlen und Wünschen bist Du nach Chicago gereist?
Nach Chicago bin ich mit etwas Wut im Bauch angereist! Grund ist das Rennen in Edmonton. Hier habe ich keine Punkte für das Ranking erhalten und bringe somit auch ein Rennen weniger in die Gesamtwertung ein als ich eigentlich könnte. Das haut mich natürlich stark zurück. Also heißt es in Chicago noch einmal voller Angriff auf das Gesamtranking, also die Top 20!

In der laufenden Saison 2015 hast Du mit den Plätzen 9, 10 und 11 in London, Hamburg und Auckland auf Dich international aufmerksam gemacht. Bist Du mit dem bisherigen Verlauf der Saison und Deinen Leistungen zufrieden? Und was ist der Grund für Deinen Erfolg?
Mit diesen Ergebnissen bin ich sehr zufrieden! Allerdings gab es auch Rennen wie Gold Coast – krank – und Kapstadt – völlig platt vom ganzen Reisen und Training -, mit denen ich natürlich nicht zufrieden bin und gerne mehr aus meinen Chancen gemacht hätte. Genau wie Edmonton, was aufgrund der äußeren Bedingungen völlig unverantwortlich war. Nüchtern betrachtet hatte ich vor meinen besten Rennen immer eine Verletzung, sodass ich fast eine komplette Woche aus dem Training war. Somit war ich natürlich extrem frisch für die Rennen und dazu kam noch, dass Dan Lorang mich nach der Pause immer noch rechtzeitig in den richtigen „Modus“ gesetzt hat. Aber wer weiß, was passiert wäre, wenn ich dieses Jahr nicht so oft ausgefallen wäre? Den eigentlichen Grund für die Leistungen muss man jedoch im vergangenen Jahr suchen, denn dort habe ich mein Training komplett umgestellt und sehr gut durchgezogen. Ich musste allerdings auch damit leben, dass ich 2014 die meisten Rennen nicht wirklich ausgeruht an den Start gehen konnte. Ich denke das Jahr hat sich nun bezahlt gemacht.

Und woran musst Du – auch im Hinblick auf die angepeilte Qualifikation für die Olympischen Spiele – noch besonders hart arbeiten?
Ich denke, wir müssen einfach Step by Step weiter an meiner Belastbarkeit arbeiten,  vor allem am Laufen, meiner aktuell schwächsten Disziplin.

Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren spielen die deutschen Männer aktuell keine so dominante Rolle in der WTS. Eine Top-10-Platzierung ist schon ein großer Erfolg. Worin liegt aus Deiner Sicht die Ursache?
Das kann man nicht in ein paar Sätzen beantwortet, da spielen eine Menge Faktoren eine Rolle. In dieser Saison waren die Erwartungen von Beginn an schon recht hoch. Durch die Verletzung von Steffen Justus und Gregor Buchholz Sturz direkt vor Abu Dhabi begann die Vorbereitung beziehungsweise der Saisoneinstieg schon mehr als holprig. Bei jedem Rennen wurde  gepusht und gehofft, der Knoten würde endlich platzen. Prinzipiell denke ich, es hat einfach einen Wandel gegeben. Einige deutsche Athleten haben sich nach London 2012 verabschiedet und somit müssen jetzt Athleten von unten nachrücken. Der Weg über Europacups und nachfolgenden Weltcups ist jedoch sehr steinig und langwierig, wenn man vorher noch keine Punkte hatte. Außerdem hat sich auch das Laufniveau über die Jahre brutal entwickelt. Vor fünf, sechs Jahren wurde innerhalb der Top 10 noch eine Ecke langsamer gelaufen als heute. Und weil die Leistungsdichte so hoch ist, wird es immer wichtiger, von Anfang an vorne vertreten zu sein.

Wie schätzt Du Deine realistischen Chancen am Samstag ein? Gehst Du mit einer besonderen Taktik in das Rennen?
Meine Geheimwaffe, wie für alle bisherigen Rennen auch ist das Schwimmen. Hier muss ich wieder versuchen, mit der Spitze aus dem Wasser zu steigen und hoffen, dass die Gruppe nicht zu groß ist und auch nicht zu groß wird. Wenn diese Ausgangssituation stimmt, mache ich daraus einfach das Beste.

Wer sind die großen Favoriten auf den Sieg im Rennen der Herren?
Javier Goméz und Jonathan Brownlee werden sich sicherlich einen spannendes Battle liefern. Und auch der Franzose Luis wird in den Kampf mit eingreifen, wobei es für einen Sieg auf der Olympischen für ihn sehr hart werden wird. Bei einer großen Gruppe gibt es natürlich jede Menge weitere Favoriten.

Justus, wir wünschen Dir für Samstag insbesondere beim Laufen gute Beine!

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Interview: Klaus Arendt
Foto: Petko Beier. pebe-sport.de