
Mit Verletzungen und Rückschlägen kennt sich Anja Knapp aus. Glücklicherweise verkriecht sie sich dann nicht im Schneckenhaus, sondern schaut nach vorne, um noch stärker wieder ins Renngeschehen einzugreifen.
Die tritime-Redaktion unterhielt sich vor ihrem Start beim Grand Final mit der 27-jährigen Dettingerin.
Anja, mit 1.459 Punkten liegst Du im aktuellen WTS-Ranking punktgleich mit Deiner Teamkollegin Hanna Philippin auf Platz 24. Mit welchen Gefühlen und Wünschen bist Du nach Chicago gereist?
Mit gemischten Gefühlen, zumal ich am Dienstag nach dem Rennen in Edmonton bei einer Laufeinheit umgeknickt bin und noch mit den Nachwehen kämpfe! Chicago wird nochmals ein Rennen auf allerhöchstem Niveau. Am Freitag sind alle Mädels am Start. Mein Wunsch ist natürlich dort weiter zu machen, wo ich in Edmonton aufgehört habe. Mal sehen, was am Ende dabei rauskommt. Gerne möchte ich mich aber in den Top 25 im Gesamtklassement stehen sehen!
Die Saison 2015 war im ersten Drittel geprägt von einer hartnäckigen Verletzung, einem Knochenödem im Schienbein. Danach bist Du in der WTS durchgestartet: 28. in London, 16. in Hamburg, 11. in Stockholm und vor etwas über einer Woche Platz 5 beim Kälterennen in Edmonton. Wie viel Kraft verleiht Dir das beste Ergebnis Deiner Karriere für das bevorstehende Rennen?
Der Wettkampf in Stockholm hat mich schon sehr positiv gestimmt, zumal sich dort das Laufen nach langer Zeit endlich auch nach Laufen angefühlt hat und nicht wie sonst wie ein Elefant im Porzellanladen. Edmonton war eine kleine Überraschung für mich! Das Rennen hat mir viel Kraft und Zuversicht gegeben. Zeitgleich hat mir die Kälte aber auch enorm viel Energie in der Regeneration gekostet Dementsprechend gehe ich gut gelaunt und mit Rückenwind am Freitag in das Rennen.
Und woran musst Du – auch mit Hinblick auf die angepeilte Qualifikation für Olympischen Spiele – noch besonders hart arbeiten?
Das wichtigste für mich ist ungeschoren durch den Winter zu kommen. Ich brauche einen stabilen Aufbau ohne Verletzung und Krankheit. Ich muss in allen drei Disziplinen hart arbeiten und weiter meine Grenzen verschieben. Heutzutage ist es nicht mehr möglich, sich auf seine Schwächen zu konzentrieren und sich in den anderen Disziplinen „nur“ zu stabilisieren. Man muss in allen Bereichen hart arbeiten, aber dennoch muss ich hauptsächlich an meiner Laufform feilen!
Wie schätzt Du Deine realistischen Chancen am Freitag ein? Gehst Du mit einer besonderen Taktik in das Rennen?
Ich habe immer dieselbe Taktik: mit möglichst wenig Konkurrentinnen vorne aus dem Wasser kommen. Auf dem Rad den Vorsprung verteidigen beziehungsweise noch besser ausbauen und beim Laufen die Beine unter die Arme nehmen und schnellstmöglich die Ziellinie überqueren. Inwieweit sich meine „Bänderverletzung“ auswirkt, ist schwer vorher zu sagen. Ich hoffe jedoch, dass ich keinen Schmerzen verspüren werde.
Wer sind die großen Favoriten auf den Sieg im Rennen der Damen?
Ganz klar geht kein Schritt an den drei US Girls vorbei. Mit den Britinnen Vicky Holland und Non Stanford sind aber zumindest noch zwei weitere Kandidaten um den Sieg mit im Rennen. Die beiden werden auch „on Fire“ sein, da es bei ihnen um die endgültige Olympiaqualifikation geht.
Anja, wir wünschen Dir für das Grand Final viel Erfolg und gesunde Füße!
Interview: Klaus Arendt
Foto: Jo Kleindl | Deutsche Triathlon Union e. V.