Astrid Stienen: Hawaii habe ich in sehr guter Erinnerung!

KALMAR, SWEDEN - AUGUST 15: Astrid Stienen of Germany celebrates winning the women's race at Ironman Kalmar on August 15, 2015 in Kalmar, Sweden. (Photo by Nigel Roddis/Getty Images for Ironman)

KALMAR, SWEDEN - AUGUST 15:  Astrid Stienen of Germany celebrates winning the women's race at Ironman Kalmar on August 15, 2015 in Kalmar, Sweden.  (Photo by Nigel Roddis/Getty Images for Ironman)

2013 siegte Astrid Stienen auf Hawaii in ihrer Altersklasse, 2015 kehrt die 36-Jährige als Profi zurück. Im tritime-Interview zeigt sich die Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin realistisch.

Astrid, mit 4.840 Punkten und Deinem Sieg in Kalmar hast Du Dich für Kona qualifiziert. Mit welchen Gefühlen und Wünschen trittst Du die Reise nach Kailua-Kona an?
Die Saison war nicht einfach, sie ist schon sehr lang und es ist sehr viel passiert. Von daher reise ich mit ganz gemischten Gefühlen nach Kona, jedoch bin ich glücklich und gespannt, erleichtert und motiviert! Ich wünsche mir noch einmal ein starkes Rennen, vielleicht auch das beste der Saison.

2013 hast Du auf Big Island Deine Altersklasse gewonnen. Welche Erinnerungen hast Du an das damalige Rennen und welche Lehren hast Du daraus für Deinen Start in diesem Jahr gezogen?
2013 habe ich in sehr guter Erinnerung! Die Atmosphäre ist einfach einzigartig, das ist halt Hawaii. Damals hätte es fast nicht besser laufen können und ich bin als AK-Weltmeisterin wieder nach Hause geflogen. Einfach unbeschreiblich! Ich weiss, dass man dort Geduld haben muss, ich denke sogar mehr als sonst bei einer anderen Langdistanz. Letztes Jahr habe ich das Rennen zudem als Zuschauer erleben dürfen, auch das war sehr motivierend.

Wie (und wo) bereitest Du Dich auf die Hitze vor und wie gehst Du generell mit Hitze um?
Ich werde circa 10 Tage vorher anreisen. Bis dahin läuft die Vorbereitung zu Hause in Aachen. Bei den immer kühleren Temperaturen und bei Regen findet das Radtraining jetzt oft im Keller auf der Rolle statt! Da wird es auch schnell kuschelig warm und nass, also trainiere ich fast unter hawaiianischen Bedingungen! 😉 Ansonsten komme ich eigentlich ganz gut klar mit Hitze, wenn ich ein paar Tage Zeit habe, mich daran zu gewöhnen. Und dennoch werde ich vor Ort der größten Hitze aus dem Weg zu gehen. Im Rennen selber werde ich dann die üblichen Möglichkeiten nutzen und mich mit Wasser und Eis ein wenig erfrischen.

Wie sehr belastet Dich der Jetlag und wie viele Tage benötigst Du, bis Du richtig im normalen Tagesablauf bist?
Der Jetlag macht mir eigentlich nicht so viel aus, 1-2 Tage sollten da reichen bis ich „angekommen“ bin. Vielleicht der einzige Vorteil von dem Schichtdienst in meinem Job. Auf der Hinreise nutze ich es, dass ich nach der ersten Nacht früh aufstehe. Diesen Rhythmus versuche ich beizubehalten, dann fällt das frühe Aufstehen am Renntag auch nicht so schwer. Außerdem hat man viel mehr vom Tag, es wird ja früh hell, aber auch früh wieder dunkel.

Neben Deinem Leben als Triathlonprofi arbeitest Du weiterhin als Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin. Wie sieht ein ganz normaler Tagesablauf im Hause Stienen aus?
Seit Oktober letzten Jahres arbeite ich zum Glück nur noch in Teilzeit, was aber immer noch herausfordernd genug ist, Training, Arbeit und „ein normales Leben“ unter einen Hut zu bringen. Ich bin weiterhin im Schichtdienst eingesetzt, eine zusätzliche Belastung für den Körper, teilweise tatsächlich auch in Vollzeit. Im Anschluss habe ich dann etwas mehr frei und kann einen Trainingsblock setzen. Für mich ist es wichtig, Ruhephasen zu finden! Einen typischen Tag gibt es gar nicht, es gibt Zeiten, da arbeite ich 4-12 Stunden und dann gibt es Tage da trainiere ich sieben Stunden.

Ist Dein Trainer mit vor Ort? Welche Bedeutung hat dies für Dich im Vorfeld und im Rennen selbst?
Nein, leider nicht. Mein Trainer ist selten bei Wettkämpfen dabei, auch sonst sehen wir uns selten. Mein Training führe ich selbständig durch beziehungsweise häufig zusammen mit meinem Freund. Der passt dann schon auf, dass ich Gas gebe oder es nicht übertreibe. Am tollsten ist es, wenn er an der Strecke steht. Inzwischen hat er ganz genau raus, was ich wann brauche, er kann meinen Körper gut lesen. Auf Hawaii ist er aber selber am Start.

Wirst Du auf Deiner Reise nach Hawaii von Freunden und Deiner Familie begleitet? Welche Rolle nehmen sie dort ein?
Dieses Jahr sind wir mit großer Unterstützung unterwegs. Wir werden dieses Jahr von Christians Eltern und meiner Schwester mit ihren Zwillingen begleitet. Die Anreise wird bestimmt ein kleines Abenteuer, aber das ist es mir wert!!! Ich denke, da nur Christian und ich viel mit Triathlon zu tun haben, werden sie mich gut aus dem üblichen Kona-Trubel raushalten und den Kopf frisch halten.

Wie schätzt Du als Kona-Profirookie Deine realistischen Chancen ein?
Das ist eine schwierige Frage, denn es kommt ja auch drauf an, was für einen Tag ich erwische, und jeder wird top vorbereitet sein! Realistisch ist ein Platz unter den Top 15.

Wer sind die großen Favoriten auf den Sieg im Rennen der Damen?
Ganz klar Daniela Ryf und Miranda Carfrae.

Und bei den Herren?
Jan Frodeno wird gejagt von Frederik Van Lierde, Marino Vanhoenacker und Sebastian Kienle.

Worauf wirst Du in der Rennwoche ernährungstechnisch besonders achten?
Ich werde versuchen, mich wie immer ausgewogen zu ernähren, viel trinken und in den letzten Tagen vermehrt Kohlenhydrate zu mir nehmen.

Womit verbringst Du in Kona die trainingsfreie Zeit? Wie entspannst Du Dich?
Wir werden einfach viel nichts machen. Am Strand liegen und im Schatten sein, lesen und natürlich dieses Mal auch mit den Kindern spielen! Ein kleiner Ausflug zur Captain Cook Bay ist auch geplant. Und diesmal hoffe ich, dass die Delfine sich zeigen und wir vielleicht eine Runde zusammen schwimmen können.

Astrid, wir wünschen Dir für Deinen ersten Profistart auf Big Island viel Erfolg.

Homepage Astrid Stienen

Interview: Klaus Arendt
Foto: Nigel Roddis | Getty Images for Ironman