
Nach seinem sechsten Platz beim Ironman Frankfurt war Andreas Raelert mit seinem Bike mehrmals in Immenstaad am Bodensee mit den Experten der Laufradfirma Swiss Side im Airbus-Windkanal, um sich und sein Rad bestmöglich in Position zu bringen.
Das Siwss Side-Team hat sich nicht nur auf die Entwicklung und Produktion von aerodynamischen Laufrädern spezialisiert, sondern auch eine eigene Software entwickelt, um Fahrer und Bike aerodynamisch zu optimieren. 50 Jahre Erfahrung im Formel 1-Geschäft fließen dabei in die Arbeit mit ein.
Beim Winkanal-Testing werden an Rad und Sportler rund 15 Sensoren angebracht, die unter anderem 20 Mal pro Sekunde Daten wie Windgeschwindigkeiten und –winkel messen. Unter anderem kommt ein 3D-Scan zum Einsatz. Dabei werden beispielsweise die Oberkörperhaltung, die Lastenverteilung, Lenk- und Drehmomente und die Seitenwindanfälligkeit überprüft. Die Werte werden zunächst im Windkanal bei 45 km/h gecheckt und auf speziellen Strecken mit allen angebrachten Sensoren im Gelände kontrolliert. Dabei wird jede kleinste Bewegung aufgezeichnet, registriert und ausgewertet. Jean-Paul Ballard, technischer Direktor und Mitbegründer von Swiss Side dazu: „80 Prozent des Widerstandes kommt vom Fahrer selbst, und deswegen ist es tatsächlich extrem wichtig, dass dieser möglichst lange die für ihn bestmögliche Aeroposition halten kann.“
Zwei kleine Filme veranschaulichen die Test-Details:
Einige Erkenntisse, die das Testing im Winkanal immer wieder aufzeigt sind beispielsweise:
- Die Reifen, sprich das richtige Reifenprofil sollte man nicht unterschätzen, denn das Profil verursacht nicht unerhebliche Turbulenzen.
- Natürlich ist auch die Form des Rahmens und dabei insbesondere das Oberohr und die Sattelstütze wichtig. Hier fällt grundsätzlich auf, dass viele führende Radfirmen mittlerweile von der „Topfenform“ zur „abgeschnittenen“ Form gewechselt haben, da diese Rahmenform im Windkanal eindeutig bessere Ergebnisse erzielt. Zudem ist das Trinksystem entscheidend, denn im Rahmen integrierte Trinksystem schneiden eindeutig am besten ab.
- Ein weiterer großer Faktor aus aerodynamischer Sicht hängt mit der Wahl des Laufradsatzes zusammen. Dabei ist festzuhalten, dass Laufräder auf dem Rennrad wie auf der Zeitfahrmaschine gleich viel in Sachen Aerodynamik bringen.
- Konstante Seitenwinde sind übrigens nichts Schlechtes: Wer diese geschickt nutzt, erzielt bei der richtigen Laufradsatzwahl einen positiven „Segeleffekt“und kann den Seitenwind in „positive“ Geschwindigkeit umwandeln. Dabei gilt es zu beachten, dass das Hinterrad weniger Einfluss auf das Lenkverhalten hat und es aus Sicherheitsgründen daher häufig Sinn macht, hinten eine höhere Felge als vorne zu wählen.
- Eine weitere wichtige Erkenntnis ist: Nicht das Gewicht des Laufradsatzes ist entscheidend. Es ist die Aerodynamik selbst, die mehr zur Gesamtleistung beiträgt.
- Am Wichtigsten ist und bleibt allerdings die Körperposition: Ein ein Zentimeter tieferer Lenker bedeutet 45 Sekunden Zeitersparnis auf 180 Kilometern. Klar ist allerdings auch, dass man eine tiefere Position erst einmal fahren können muss.
Es lohnt sich also, am 10. Oktober 2015 beim Ironman Hawaii bei Andreas Raelert genau hinzusehen.
Text: Meike Maurer
Fotos: Swiss Side