Sebastian Kienle: Der kompletteste Athlet gewinnt

Sebastian Kienle_Zell-jpgDie 70.3 Ironman Europameisterschaft am Wochenende in Wiesbaden lässt Sebastian Kienle aus. Der 31-Jährige möchte sich lieber ein paar Körner für die Weltmeisterschaftsrennen in Zell am See und Kona sparen.

Dass man im Sport nicht immer nur gewinnen kann, weiß der amtierende Ironman-Weltmeister Sebastian Kienle sehr wohl, und dennoch war der zweite Platz beim Ironman Frankfurt hinter Jan Frodeno eine herbe Niederlage für den 31-Jährigen.
Die tritime-Redaktion hat mit dem Knittlinger vor den nächsten anstehenden Rennen unter anderem darüber gesprochen, wie fit er sich derzeit mental fühlt.

Wie schnell hast du dich nach dem Hitzerennen von Frankfurt erholt und wie sah dein Regenerationsprogramm aus?
Ich habe mich nach dem Rennen eigentlich relativ schnell wieder ehrolt. Fast zu schnell –  Sebastian Kienle_Zell2mir wäre es lieber gewesen, es wäre nicht ganz so flott gegangen, und ich wäre dafür im Wettkampf ein paar Minuten schneller gerannt. Nach dem Ironman in Frankfurt war ich zusammen mit meiner Freundin eine Weile in den Bergen Urlaub machen. Nach ein paar Tagen mit leichter Bewegung (Wandern) und gutem Essen habe ich mich körperlich wieder fit gefühlt. Ansonsten war es vor allem wichtig, mental wieder frisch zu werden, um motiviert in die zweite Saisonhälfte starten zu können.

Wie lange hast du gebraucht, um die super Leistung von Jan Frodeno in Frankfurt sacken zu lassen und dein eigenes Rennen zu analysieren?
Tja, dieser Prozess ist wohl noch nicht ganz abgeschlossen. Das ist aber auch gut so. Nur so bleibt man im Training heiß.

Zu welchem Fazit bis du nach dem Ironman Frankfurt gekommen?
Mein Fazit ist relativ simpel und lautet – ich war zu langsam und Frodo verdammt stark.

Wer dich kennt, weiß, dass du jetzt erst recht motiviert bist – wie sieht dein Motivationsfahrplan bis Kona aus?
Wichtig ist vor allem, nicht gleich zu probieren, irgendetwas „wieder gut machen zu wollen“. Nach Frankfurt wollte ich erst in Wiesbaden starten, aber nach kurzer Bedenkpause habe ich beschlossen, dass ich mir die Kraft für die Rennen in Zell am See-Kaprun und Kona aufhebe und anstatt Wiesbaden lieber noch zwei Kurzdistanzen ins Training einbauen werde.

Du hast dir in der vergangenen Woche die WM-Strecken in Zell am See-Kaprun vor Ort angesehen – was ist das Besonderen an diesen Strecken?
Die Strecke hat mit einem langen Berg auf dem Rad ein sehr spezielles Profil. Auch das Wetter kann sehr schnell umschlagen. Ich kann nicht wirklich sagen, ob mir die Strecken liegen oder nicht, aber der See ist wirklich sehr schön und auch der Support vor Ort für das Rennen ist super. Ich denke, es wird auf jeden Fall eine tolle Atmosphäre am Rennwochenende herrschen.

Was muss man mitbringen, um ganz vorne landen zu können?
Da gibt es wenig neue Erkenntnisse: man muss ein kompletter Athlet sein, auch wenn es sicher etwas einfacher sein wird, auf dem Rad Zeit gutzumachen. Ich rechne allerdings damit, dass man im Laufen noch eine Zeit unter 1:11 Stunden bringen muss, um das Rennen zu gewinnen.

Wie wichtig ist das Rennen in Österreich für dich?
Klar, das große Ziel heißt Titelverteidigung in Kona. Ich würde aber schon sagen, dass der Wettkampf für mich auf einer Stufe mit dem Ironman Frankfurt steht. Vor allem, weil es eine der wenigen Möglichkeiten ist, auch gegen Javier Goméz anzutreten.

Wie sieht die Zeit zwischen Zell am See und Kona für dich aus?
Wie in den letzen Jahren auch werde ich sehr bald nach der 70.3 Weltmeisterschaft nach Kona reisen und die letzen fünf Wochen auf der Insel trainieren.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die anstehenden Rennen.

Sebastian Kienle_ZellInterview: Meike Maurer
Fotos: privat