
Mit 2.150 Punkten qualifizierte sich Laura Philipp als zweitbeste Deutsche im diesjährigen 70.3-Ranking für die anstehende WM in Zell am See. Die Folgen eines Radunfalls zwangen die 28-Jährige nun, ihren Saisonhöhepunkt abzusagen. Details verriet sie im tritime-Interview.
Laura, du musstest die Ironman 70.3-EM in Wiesbaden aufgrund einer Verletzung absagen. Wie schlimm war diese Absage für dich nach einer bisher sehr erfolgreichen Saison?
Die 70.3-EM war neben der WM in Zell am See natürlich einer meiner geplanten Saisonhöhepunkte. Durch meinen 3. Platz aus dem Vorjahr waren meine Erwartungen natürlich auch groß, mit einer guten Form nochmals eins draufsetzten zu können. Die Strecke in Wiesbaden ist wie gemacht für mich, und nach dem super Rennen in Heilbronn war auch das Selbstvertrauen da. Deshalb war die Absage sehr schmerzhaft und enttäuschend für mich.
Was genau ist passiert und wie steht es momentan um deine Gesundheit?
Nach dem Sieg in Heilbronn startete ich hochmotiviert in einen Trainingsblock, der meine Form bis zur EM in Wiesbaden nochmals zuspitzen sollte. Alles verlief super, bis ich mich im Training böse mit dem Rad überschlagen habe. Ich hatte unglaublich viel Glück und mehr als einen Schutzengel an meiner Seite. Trotzdem blieb der Sturz leider nicht ohne Folgen. Am Anfang war es die Schulter, die mir große Probleme bereitete, doch nach wenigen Tagen kristallisierte sich ein Problem am Wadenbein heraus, das mich bis heute stark einschränkt. Der Knochen hat wohl einen Schlag abbekommen und als Folge Wasser eingelagert. Dies ist sehr schmerzhaft und hartnäckig in der Heilung.
Du hattest dich zuletzt in der Höhe des Engadins vorbereitet. Wie schätzt du – trotz Verletzung – deine derzeitige Form ein?
Nach der Absage der EM und einer kompletten Laufentlastung und intensiver Therapie, hatte ich beschlossen, meinen ursprünglichen Plan für die Vorbereitung auf Zell weiter zu verfolgen und mich ins Höhentrainingslager zu begeben. Die Ruhe der Berge gab mir viel Kraft. Meine Schwimm- und Radleistungen sind auf einem Niveau wie nie zuvor. Beim Laufen muss ich jedoch nun schon seit Wochen passen beziehungsweise ins Wasser verlagern. Trotz täglicher Physiotherapie mache ich nur sehr kleine Fortschritte. Jeder noch so kleine Laufversuch wird mit starken Schmerzen gerächt. So ein Ödem kann zur Geduldsprobe werden und genau das muss ich aktuell leider erfahren. Gerade auch aus meiner Erfahrung als Physiotherapeutin weiß ich, dass eine Teilnahme an der WM für mich deshalb auch gar keinen Sinn macht. Ich muss meinen Start in Zell am See somit leider absagen und meinem Körper statt lediglich reiner Laufentlastung ein paar Wochen völlige Ruhe gönnen.
2013 belegtest du in Zell am See den fünften Platz belegt. Welche Erinnerungen hast an das Rennen?
Vor zwei Jahren startete ich in Zell am See meine zweite Mitteldistanz überhaupt. Ich wollte gegen Saisonende unbedingt noch einmal die Erfahrung über die längere Distanz machen. Da das Rennen nur eine Woche nach dem kräfteraubenden Transvorarlberg Triathlon stattfand, war ich nicht mehr wirklich fit. Dennoch habe ich das Rennen in guter Erinnerung, die Organisation war top, die Stimmung in der Stadt toll. Lediglich die Radstrecke war mir zu flach, aber dieser Punkt wurde zum WM-Rennen hin ja angepasst. Gerade wegen dem sagenumwobenen steilen Anstieg, habe ich mich umso mehr auf das Rennen dieses Jahr gefreut.
Auch wenn du jetzt nicht starten kannst, welche besondere Strategie hattest du dir für das WM-Rennen vorgenommen?
Primär wollte ich bei meiner ersten WM-Teilnahme erstmal ein bisschen WM-Luft schnuppern, um dann natürlich mit der Vollgas- Strategie möglichst weit vorne landen.
Wen siehst du als Favoriten für das Damen- und Herrenrennen?
Die letztjährigen Sieger Daniela Ryf und Javier Goméz gehen wohl auch dieses Jahr wieder als die großen Favoriten ins Rennen. Aber ich denke, dass bei eventuell schlechtem Wetter und der bergigen Radstrecke es vielleicht aber auch die ein oder andere Überraschung geben wird.
Und wie geht es bei dir jetzt weiter?
Da ich jetzt erstmal eine Pause mache, um mein Ödem ausheilen zu lassen, habe ich meine weiteren Rennstarts, unter anderem Transvorarlberg, Beijing International Triathlon und Challenge Paguera abgesagt. Dafür möchte ich möglichst früh in die nächste Saison starten und an die Leistungen anknüpfen, die sich dieses Jahr schon angedeutet haben.
Ich wünsche Dir eine schnelle Genesung und einen guten Start in die neue Saison.
Interview: Meike Maurer
Fotos: Ingo Kutsche | Challenge Heilbronn und Meike Maurer