
Anja Beranek, Camilla Pedersen, Boris Stein, Maurice Clavel und Thomas Knosalla ließen es sich nicht nehmen, die Fragen der Medienvertreter im Rahmen der Pressekonferenz zum Auftakt der Ironman 70.3 European Championship zu beantworten.
Bei den diesjährigen Sparkassen Finanzgruppe Ironman 70.3 European Championship treten in der hessischen Landeshauptstadt am 09.08.2015 rund 2.000 Athleten aus über 40 Nationen an. Nach dem Auftakt der 1,9 Kilometer langen Schwimmstrecke im Raunheimer Waldsee führt die 90 Kilometer lange Radstrecke die Teilnehmer auf anspruchsvollen Anstiegen und rasanten Abfahrten durch Wiesbaden bis in den nahegelegenen Hochtaunus. Auch wenn sich vier Runden durch den Kurpark beim ersten lesen einfach anhören, haben es die abschließenden 21,1 Laufkilometer in sich, denn die Strecke ist alles andere als flach und einfach zu bewältigen. Der spektakuläre Zieleinlauf vor dem Wiesbadener Kurhaus lässt jedoch die Schmerzen der bewältigten 113 Kilometer schnell vergessen.
Nach der Absage der haushohen Favoritin und Titelverteidigerin bei den Damen, Daniela Ryf, streiten insbesondere Julia Gajer, Anja Beranek, Natascha Schmitt und Camilla Pedersen um den prestigeträchtigen Sieg in der Kurstadt. Auch wenn bei den Herren Vorjahressieger Bart Aernouts nicht am Start ist, braucht sich der neunten Austragung der Mitteldistanz in Wiesbaden die Herrenkonkurrenz nicht hinter der der Damen verstecken, im Gegenteil. Mit den Deutschen Andreas Raelert, Andi Dreitz, Horst Reichel, Maurice Clavel und Boris Stein sowie den bekannt starken Ritchie Nicholls und Alessandro Degasperi dürfen sich die Zuschauer an der Strecke auf ein spannendes Rennen freuen.
Kurzfristig abgesagt haben Daniela Ryf, Laura Philipp und Andi Böcherer. Ob die gemeldete Julia Gajer am Sonntagmorgen in das Renngeschehen eingreifen wird, entscheidet sich in den nächsten 24 Stunden.
Bilder des Tages vom vergangenen Jahr (10.08.2014)
Zum Auftakt der Pressekonferenz begrüßte Daniela Gramlich, Pressesprecherin der Nassauischen Sparkasse (Naspa), die anwesende Presse im Konferenzraum der Wiesbadener Zentrale. In einer kurzen Ansprache hob sie die Bedeutung der Sportveranstaltung nicht nur für die Region und die Stadt Wiesbaden hervor, sondern auch für den Titelsponsor der Europameisterschaften. Mit einer treffenden Aussage ging Gramlich gleich zu Beginn auf die Anfang des Jahres geführten Diskussionen über eine mögliche Absage des Rennens ein. „Wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe“, merkte Gramlich an, um im gleichen Atemzug auf das zehnjährige Jubiläum der Veranstaltung im kommenden Jahr hinzuweisen und die Bereitschaft der Naspa, auch darüber hinaus mit an Bord zu sein. Und weil, so Gramlich, „eine Tante, die etwas mitbringt, zehnmal lieber gesehen wird als der Onkel, der nur Klavier spielt“, verlost die Naspa unter den vielen ehrenamtlichen Helfern im Rahmen der Helferparty einen Helikopterrundflug über Wiesbaden.
Thomas Dieckhoff, CEO Ironman Europe, Middle East and Africa, zeigte sich gleich zu Beginn seiner Ausführungen hocherfreut darüber, dass sich trotz Sommerferien so viele ehrenamtliche Helfer und Vereine aus der Region für den Dienst an den Athleten gemeldet haben. „Das Rennen in Wiesbaden ist ein Aushängeschild für unsere Sportart und hat in den vergangenen neun Jahren auch dazu beigetragen, dass der Triathlon in Deutschland boomt“, betonte Dieckhoff den Stellenwert der Veranstaltung in der Landeshauptstadt. „Und die Profis sehen das sehr ähnlich, versprechen sich einige von ihnen noch wichtige Punkte für die Qualifikation zur Ironman Weltmeisterschaft auf Hawaii. Andere wiederum nutzen Wiesbaden als letzten harten Formtest für die Ironman 70.3-WM in Zell am See-Kaprun.“ Wie in Frankfurt wollte Dieckhoff auch für den Wiesbadener Wettkampf keine Prognose abgeben, gab aber zu, dass es ihn besonders freut, wenn – wie im vergangenen Jahr – Newcomer wie Laura Philipp und Maurice Clavel überzeugen und den etablierten Stars der Szene das Leben schwer machen.
Björn Steinmetz, Managing Director Ironman Germany, ging auf die zu erwartenden Temperaturen von rund 30 Grad Celsius ein. „Besonders auf der Laufstrecke versorgen wir die Athleten mit Eis, fließend kaltem Wasser aus Hydranten an den Verpflegungsstellen und ausreichend Salz“, erklärte Steinmetz eingeleitete Maßnahmen für die Athleten, um in einem Atemzug auch auf die Wassertemperatur im raunheimer Waldsee einzugehen. „Die Wassertemperatur beträgt derzeit 21,5 Grad Celsius, sodass die Profis sich auf ein Neoverbot einstellen müssen. Am Samstag vormittag wird dann final entschieden, ob die Altersklassenathleten ebenfalls ihren Neoprenanzug zu Hause lassen können oder nicht.“ Steinmetz ging im weiteren Verlauf seiner Ausführungen zwar nicht auf die neue Schwimmstreckenführung ein, stattdessen betonte er, dass die guten Erfahrungen anderer Ironman-Rennen hinsichtlich des Schwimmstarts in dieser Saison auch in Wiesbaden Anwendung finden. Nach dem getrennten Start der Herren und Damen werden die 2.000 Athleten innerhalb 20 Minuten mit einem rolling start-Prozedere ins kühle Nass geschickt.
O-Töne der Top-Profis
Anja Beranek
Von den Strapazen meiner Langdistanz Anfang Juli habe ich mich sehr gut erholt. Wiesbaden wird meine letzte harte Einheit vor der 70.3-WM in Zell am See sein. Mit dem guten Gewissen, stärker als bei meinem Sieg an gleicher Stelle vor drei Jahren zu sein, nehme ich am Sonntag den Kampf um den Sieg doppelt motiviert auf. Aufgrund der anspruchsvollen Strecke mit sehr vielen Höhenmetern freue ich mich auf ein faires Rennen mit einem fanstastischen Publikum, das die Athleten besonders beim Laufen im Kurpark nach vorne peitscht.
Camilla Pedersen
Ich freue mich auf den Schwimmauftakt ohne Neoprenanzug. Dadurch wird der Rennverlauf nicht nur fairer, sondern noch spannender. Mit meinen beiden Siegen beim Ironman 70.3 Barcelona und Kraichgau stehe ich selbstbewusst an der Startlinie und versuche – ebenso wie meine starken Mitstreiterinnen – das Rennen zu gewinnen.
Boris Stein
Nach meinem Erfolg beim Ironman Nizza vor sechs Wochen glaube ich nicht daran, am Sonntag zu gewinnen. Es gab Trainingtage, an denen läuft es gut und welche, an denen ich noch die Strapazen spüre. Ich hoffe am Sonntag auf gute Beine, um mir die fehlenden Punkte für Kona holen zu können. Insofern ist eine Top-3-Platzierung mein großes Ziel. Besonders freue ich mich auf die häufig unterschätzte Laufstrecke im Kurpark, auf der ich bei meinen bisherigen Starts immer etliche Plätze gut machen konnte.
Maurice Clavel
Ich möchte das gute Ergebnis vom letzten Jahr noch einmal verbessern. Als guter Schwimmer werde ich meine Konkurrenten von Anbeginn unter Druck setzen, um auf dem Rad dann ohne große taktischen Spielchen aufzudrehen. Vollgas also, es kann losgehen! Ob ich dann auf der Ziellinie wieder mein Trikot zerreiße, entscheide ich ganz spontan!
Matthias Knosalla
Im Gegensatz zu meinen Profikollegen – und da bin ich ganz ehrlich – trete ich hier nicht an, um zu gewinnen. Mein großes Ziel ist es, in meiner Wahlheimat Wiesbaden unter den zehn besten Athleten zu finishen. Sicherlich werde ich langsamer schwimmen, aber von da an mache ich die Athleten vor mir nervös!
Text: Klaus Arendt
Fotos: Klaus Arendt und Delly Carr | Red Bull Content Pool (Daniela Ryf)