
Kurz vor dem Saisonhöhepunkt steigt bei vielen Athleten die Aufregung. Fragen, Ängste und Zweifel kommen auf. Und so werden viele Trainingspartner und Freunde kurzerhand zum Mentalcoach und positive-Worte-Verbreiter.
„Schwimme ich heute nochmal im Neo oder lieber ohne?“, „Ich fühle mich nicht so gut, lieber nochmal einen Ruhetag mehr?“ – Sätze, die Angehörige oder Freunde von Langdistanzstartern in diesen Wochen sicherlich oft hören werden. Ich auch. Mein Handy steht mittlerweile kaum noch still.
Das Wetter und die Panikkäufe
Das Top-Thema: Das Wetter. Einen Wettkampf bei über 30 Grad Celsius haben die wenigsten meiner Freunde bislang absolviert. So heiß ist es in Deutschland nur selten. Klar, dass auch die Frage aufkommt, ob man ein letztes Mal mit oder ohne Neo schwimmen sollte. „Schwimm doch lieber ohne“, war mein Rat an eine gute Freundin. „Dann mache ich mir bis Sonntag aber Sorgen um meine Schwimmperformance“, so die prompte Antwort. Da blieb mir nichts anderes übrig als zu sagen: „Jetzt ist es eh zu spät.“ Manch einer kauft sich kurzerhand sogar noch einen Speedsuit. Wenn schon kein Neoprenanzug, dann wenigstens das. Ob der Anzug wirklich schneller macht? Egal. Hauptsache den Kopf beruhigen. Und das ist auch vollkommen in Ordnung. Ein bisschen Drama und Panikkäufe gehören zu einem großen Abenteuer doch dazu.
„Meine Nase ist zu, ich fühle mich scheiße“
Nur noch wenige Tage bis zum Rennen. Auf dem Display meines Mobilfunkgerätes blinkt die Nachricht einer Freundin: „Scheiße, ich glaube ich werde krank.“ Ohje, jetzt ist alle positive Energie gefordert. Da trainiert man fast ein Jahr auf Tag X und kurz vorher steht das Rennen mehr denn je auf der Kippe. Ein unfassbar beschissenes Gefühl. „Leg dich hin, ruh dich aus“, „Viel trinken“, „Schreib den Start noch nicht ab“ oder „Das wird schon!“ – die komplette Bandbreite war nötig, alle Daumen für schnelle Genesung gedrückt. Und meistens kommt dann zwei Tage vor dem Rennen die erlösende Nachricht: „Geht wieder, ich werde starten.“ Ein Glück! Ich freue mich dann als wäre es mein eigenes Rennen.
Dafür sind Freunde doch da
Ist es nicht das was unseren Sport ausmacht? Auch wenn es eine Einzelsportart ist, man fiebert mit seinen Freunden mit. Und vor allem ist es schön, wenn sie dich um Rat fragen, denn das ist ein Zeichen von Vertrauen. Egal was am Sonntag auch kommen mag, das Wetter bietet definitiv keinen Tag für Bestzeiten. Schaltet lieber einen Gang runter als einen zu hoch. Und das Wichtigste ist, dass ihr Euch darauf besinnt, warum wir diesen Sport so lieben: Weil wir Spaß daran haben. Also macht Euch nicht so viele Gedanken, das wird schon alles werden. Zur allergrößten Not sind Eure Freunde und Liebsten an der Strecke, die Euch nicht den Kopf abreißen werden, wenn ihr das Rennen abbrecht, sondern Euch mit offenen Armen empfangen. Dafür sind Freunde doch da.
Text: Ann-Kathrin Ernst
Foto: Klaus Arendt (Ironman Frankfurt, 2014)